Vorwort:
John Locke, der englische Philosoph, Psychologe und Pädagoge, war der Begründer des Empirismus und damit ein bedeutender Vorreiter der Aufklärungsphilosophie. Er brachte erkenntnistheoretische Untersuchungen in Verbindung mit einer psychologischen Theorie des Bewusstseins, und wurde daher zum Wegbegleiter der Psychologie als Analyseinstrument des empirischen Bewusstseins. Zu seinem hauptsächlichen Untersuchungsthema gehört der Ursprung, die Sicherheit und der Umfang des menschlichen Wissens sowie die Gründe und Grade von Glauben und Meinung.
John Locke wurde am 29. August 1632 als Sohn eines Rechtsanwaltes im englischen Wrington nahe Bristol geboren.
John Locke erhielt seine philologische Ausbildung an der Westminister-School in London. Nach seinem Abschluss studierte er Medizin, Chemie und Philosophie am Christ Church College in Oxford. Er schloss seine Studien mit beiden akademischen Graden (Bachelor und Master of Arts) ab. Er blieb nach seinem Studium in Oxford und lehrte dort Philosophie und klassische Sprachen. Sein Wissen in der Erkenntnistheorie und in den Fächern Staatslehre, Naturwissenschaften und Medizin machten ihn zu einem Enzyklopädisten seiner Zeit.
Locke war für kurze Zeit Sekretär in der englischen Botschaft des Kurfürsten von Brandenburg. Er wurde in der Zeit von 1667 bis 1675 für Anthony Ashley Cooper, den späteren Lord Ashley und Earl of Shaftesbury, als Berater und Arzt tätig. Im Jahr 1668 wurde er Mitglied in der Royal Society in London. Im Jahr 1671 begann er mit seinem philosophischen Hauptwerk "Concering Human Understanding", zu Deutsch: Versuche über den menschlichen Verstand. Herausgegeben wurde das populäre Werk im Jahre 1689/90.
Ab 1672 nahm John Locke verschiedene Sekretärsstellen wahr, die er auf Vermittlung von Lordkanzler Shaftesbury erhielt. Mit dem politischen Sturz Shaftesbury verließ Locke England und ließ sich in der Zeit von 1675 bis 1679 in Frankreich nieder. Während dieser Zeit setzte er sich mit einigen Denkern seiner Zeit auseinander. Daraus entnahm Locke zahlreiche Anregungen für sein eigenes philosophisches Hauptwerk. John Locke kehrte nach England zurück, als Shaftesbury wieder als Leiter des englischen Kabinetts tätig war.
Locke begleitete 1683 Lordkanzler Shaftesbury nach Holland, als dieser Druckmitteln ausgesetzt war. Shaftesbury war in die Verschwörung gegen Jakob II. verwickelt. In Holland hatte Locke Kontakt mit der Lehre von der liberalen Theologie, die sich nicht zur Dreieinigkeit bekannte.
1689 veröffentlichte er anonym das Werk "Epistola de tolerantia". Er kehrte im gleichen Jahr nach England zurück, wo er in den Staatsdienst übernommen wurde und als Beamter für Handel und Wirtschaft tätig war.
Bis zu seinem Tode schuf er ein umfangreiches Gesamtwerk.
John Locke starb am 28. Oktober 1704 in Oates (Essex).
John Locke schuf ein Gesamtwerk, welches sich mit vielfältigen Themen beschäftigt und seinen Status als Enzyklopädist dokumentiert. Seine Schriften befassen sich mit Themen aus den Fachgebieten der Erkenntnistheorie, Rechts- und Staatsphilosophie, Ökonomie, Finanzwissenschaften, Mathematik, Medizin, Pädagogik, Theologie und Kirchenpolitik.
Seine religiösen und politischen Schriften übten einen großen Einfluss auf die Zeitgenossen aus. In seinen rationalen Schriften fordert er unter anderem religiöse Toleranz, Gewaltenteilung in der konstitutionellen Monarchie, bürgerliche Freiheiten und die Trennung von Kirche und Staat. Seine Argumente fanden unter anderem Eingang in die amerikanische Unabhängigkeitserklärung.
Er verbreitete mit seinen erkenntnistheoretischen Arbeiten einen Empirismus und wandte sich gegen den Rationalismus. Locke argumentierte gegen die angeborenen Ideen von Descartes und folgte der Idee von der "tabula rasa". Locke betrachtete das menschliche Erkenntnisvermögen kritisch und vertraute nicht mehr der rationalistischen Vorgehensweise der Vernunft.
In dieser Erkenntniskritik fand er in Immanuel Kant einen berühmten Nachfolger. Doch bereits John Locke erkannte die Begrenztheit der menschlichen Erkenntnisfähigkeit.
John Locke entwickelte ein pädagogisches Erziehungskonzept, dass das Individuum und seine Fähigkeiten in den Mittelpunkt der Förderung stellt. Er forderte in der Wissensvermittlung Anschaulichkeit, spielerische Methoden und die Förderung der Selbstständigkeit. In seiner Religionsphilosophie betonte er die Angemessenheit der Vernunft in der theologischen Lehre.
- Locke hält Gleichheit Freiheit und das Recht auf Unverletzlichkeit von Person und Eigentum für die obersten Rechtsgüter
- die politische Gemeinschaft mit Monarch, Obligarch oder demokratischer Vertretung schützt die Individuen vor der Gefahr eines Kriegszustandes.
- J. Locke tritt für die Trennung von Legislative und Exekutive ein.
- das Volk soll die Regierungsform bestimmen
- es darf Tyrannen beseitigen
- 1689 spricht Locke sich in "Ein Brief über Toleranz" für die Freiheit aller Glaubensbekenntnisse aus, solange der liberale Staat nicht gefährdet ist
- Atheisten werden in diesem Staat nicht geduldet
Die Staatstheorie von John Locke hat trotz systematischer Schwächen das Bild des bürgerlich-liberalen Verfassungsstaats mitgeprägt. Die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 sowie der französische Verfassungsentwurf von 1791 lehnen sich bis in die Formulierungen an Locke an.
|