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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Ritter und burgen



Als Menschen die Erde besiedelten, schützten sie sich vor Angriffen feindlicher Stämme oder wilder Tiere durch Erdwälle und /oder Palisadenbauten aus Holz. Die ersten, die diese Art von Befestigung strategisch und militärisch nutzten, waren die Römer. Das römische Reich erstreckte sich zu seiner Glanzzeit von Konstantinopel bis nach Dänemark. Der größte aller Wehrbauten war der Limes, der in der Zeit ca. 100 n. Chr. erbaut wurde und der praktisch die linke von der rechtrheinischen Seite über 545 km Länge trennte. Damit schützten sich die Römer u.a. vor den Kelten, Germanen und Alemannen, die immer wieder Beutezüge in römisches Gebiet unternahmen. 260 n. Chr. überrannten die Alemannen aber den Limes und läuteten damit den langsamen Niedergang der römischen Dynastie ein. 375 folgten Ihnen die Hunnen aus dem Osten und 406 n. Chr. fielen die Gallier in Spanien ein. Chlodwig I. schlug die römische Armee 486 in Gallien vernichtend und so wurde erstmals ein Franke König über das Gebiet, was die Römer fast 400 Jahre unterjocht hatten. Die Zeit der Merowinger brach an, das Römische Reich aber sah seinem Untergang entgegen.

Vom Limes sprach zu dieser Zeit freilich keiner mehr. Trotzdem hatte sich das System verschiedenster Wehrbauten erfolgreich durchgesetzt. Doch nicht jeder konnte oder wollte es sich leisten einen riesigen "Gartenzaun" aufzustellen und diesen zu bewachen. Deshalb waren es am Anfang Gruppen von Siedlern, die für Ihre Ansiedlungen den Schutz einer Wehranlage suchten. Zudem erwählte man Örtlichkeiten, die von vorne herein schwer zugänglich, deshalb aber auch gut zu verteidigen waren. Z. Bsp. einen Bergkamm, der nach 3 Seiten sehr abschüssig war, brauchte man nur an der Zugangsseite zu bewehren.

Mit dem Beginn des Deutsch Römischen Reiches ( Kaiserkrönung Karl der Große 800 n. Chr. ) begann auch die Entwicklung der Höhenbefestigungen. Den mit den Slawen und Awaren fielen immer wieder barbarische Völker von Osten her ein, raubten und plünderten und verschwanden so schnell wie sie gekommen waren. Um diesen Anstürmen zu begegnen baute man ein Netz von Burgen auf. Bis zu den Karolingern und Ottonen ( 9. - 11. Jh. ) geschah dies in der gewohnten Holzbauweise. Zusätzlich hob man Gräben aus und schichtete Wälle auf, um damit ein weiteres Hindernis für einen etwaigen Angreifer aufzubieten. Die Angreifer konnten nun nicht mehr ihre Hau-Ruck-Taktik anwenden, sondern mußten sich in Belagerungstechniken üben. Für Reitervölker wie die Slawen und Awaren ein ungewohntes und, wie sich zeigen sollte, auch ein unpraktikables System. Ihre Stärke lag eindeutig in der Schnelligkeit. Belagerungs-waffen wie Rammböcke oder große Steinkatapulte waren zu schwerfällig. Sie wurden dadurch unbeweglich und handelten sich bei einigen Belagerungen schwere Niederlagen ein, als sie vom Nachschub aus anderen Burgen im Rücken gepackt und auseinander gerieben wurden.

Mit den Saliern ( Kaiser Heinrich II. - 11. Jh. ) stellte sich die Steinbauweise ein. Die Staufer ( Friedrich I. Barbarossa + Friedrich II. ) brachten mit der Auskleidung der Anlagen in der Buckelquadertechnik im 12. und 13. Jh. einen weiteren Fortschritt. Gegen große Steingeschosse waren diese Wehrbauten nun ausreichend gerüstet. In dieser Epoche entstanden die meisten Burgen in Europa.



Die Blütezeit der Burgen setzte sich auch im 14. untern den Habsburgern weiter fort. Ein Edelmann ohne Burg hatte da kaum was zu melden. Selbst die Kirche, deren Würdenträger überwiegend weltlichen Dingen fronten, befestigten Ihre Kirchen oder errichteten gewaltige Ordensburgen. Diese Herrschaften waren keineswegs friedlich und fromm, sondern eher gierig und machthungrig. Man kann sogar sagen, daß sie die meisten Kriege Ihrer Zeit angefacht haben. Das Volk war diesen deshalb nicht immer holt und auch die Kaiser und Könige hatten oft genug Auseinandersetzungen mit ihnen. Nicht selten wurde einer Burg, die z. Bsp. zum Schutze einer Handels- oder Heerstraße errichtet wurde, zum "Trutze" eine andere auf dem gegenüberliegenden Berghang ( siehe Burg Spangenberg und Erfenstein im Elmtal oder Festung Rheinfels und Burg Katz und Maus am Rhein ) aufgestellt. Manche wurde sogar nach ihrer Ausrichtung benannt ( siehe Burg Eltz und Burgruine Trutz-Eltz ). Vielleicht ein blöder Vergleich, aber so wie heute ein Hund an der Straßenecke, so markierten damals die Kaiser, Könige, Kurfürsten, Erzbischöfe, Herzöge und Gaugrafen ihr Territorium mit entsprechenden Burgen. Eine logische Folge, dass es damit fast täglich zu Konflikten kam, die nicht selten in Kriegen endeten. Doch nicht nur als sichtbares Zeichen Ihres Territoriums, sondern auch zur Sicherung von Heer- und Handelstraßen dienten diese Anlagen. Burgen an großen Flüssen hatten zudem die Funktion einer Zollstation ( siehe Burgruine Brömserburg oder Burgruine Ehrenfels ). Zölle waren eine äußert wichtige Einnahmequelle für die hohen Herrschaften.

Wie und warum kam das Ende von Burgen ?

Wenn man sich die Geschichtsdaten der einzelnen Burgen anschaut, so fällt einem auf, dass die Franzosen in der Zeit zwischen 1688 - 1692, im Verlauf des pfälzischen Erbfolgekrieges, speziell im Raum Rheingau, Pfalz, nördlich. Baden.-Würtenberg. und Rheinhessen, sehr stark gewütet und über 100 Burgen dem Erdboden gleich gemacht haben. Jetzt könnte man daraus schließen, dass durch diese unheimliche Zerstörungswut viele Zeitzeugen und Kulturdenkmäler ausgemerzt wurden. Dieser Eindruck trügt. Die meisten Burgen hatten zu dieser Zeit bereits ihre ursprüngliche Funktion verloren und verfielen ohnehin. Einige waren zuvor schon im 30-Jährigen Krieg ( 1618 - 1648 ) oder im Bauernaufstand ( 1525 ) so stark beschädigt worden, dass man sie als Ruinen liegen ließ. Die wenigsten dienten noch als angemessene Unterkünfte. Der Burgadel hatte sich im 16. und 17. Jh. längst in die Niederungen auf Schlösser und Pfalzen zurück gezogen.

Warum baute man die Burgen nicht wieder auf ?

Im 15. Jh. entdeckte man das Schwarzpulver und mit ihm die entwickelten sich die ersten Explosionsgeschosse. Musketen und Büchsen lösten Bogen und Armbrust ab, Katapulte wurden durch weitreichende Mörser und Kanonen ersetzt. 1523, im sogenannten Reichsritterkrieg, geschah etwas, was europaweit das Ende der Burg als sichere Befestigungsanlage markierte. Die von Franz von Sickingen mit Festungs-werken und einer riesigen Bastion ( 4-stöckiger Kanonenturm mit 5 m Wandstärke ) verstärkte Burg Nanstein wird durch die alliierten Truppen von Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz, dem Trierer Erzbischof Richard von Greifenclau und dem Landgrafen Philipp von Hessen in Schutt und Asche gelegt. Im konzentrischen Geschützfeuer der schweren Feldhaubitzen bricht der mächtige Kanonenturm binnen weniger Stunden zusammen. Ab dieser Zeit baute man Burgen entweder in großem Stil in Reichsfestungen um ( siehe Festungen Rosenberg, Marienberg, Königstein etc. ) oder verließ sie einfach. In den meisten Fällen geschah letzteres. Denn zu der ständigen Gefahr angegriffen zu werden kam noch hinzu, daß es sich auf einer Burg zu kalt, naß und ungemütlich wohnte. Der Wind pfiff praktisch durch jede Ritze.

Burgherren, die Ihre Anlagen weiterhin hielten und nicht mit Festungswerken verstärkten wollten, versuchten den repräsentativen Charakter Ihrer Burg aufzuwerten und bauten diese im Stil der jeweiligen Epoche um. Renaissance und Roccoco hielten Einzug. Besonders reiche Häuser ließen durch berühmte Architekten ihre Burgen in fürstliche Schlösser umbauen ( siehe Schloß Stolzenfels, Sigmaringen oder Hohenzollern ). Könige und Kaiser, wie z. Bsp. Friedrich Wilhelm und seine Söhne, machten es sich zum Hobby, alte Burgen aufzutun und in prunkvolle Jagdschlösser umzuwandeln. Unter dem Mantel vieler Schlösser stecken noch heute die Grundmauern vergangener Burgen. Doch deren Zeit war damit ein für alle mal vorüber...!

 
 

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