Nachbildung der Verwaltung
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Die NSDAP hatte eine parallele zum Staatsapparat der Regierung gebildet. Dieser drang viel tiefer in die Bevölkerungsschichten ein als es der Staat tat. Er bestand aus Gauleitern (Gau -> Landschaft), Kreisleitern und Ortsgruppenleitern. In größeren Ortschaften gab es zudem noch Zellenleiter, Blockleiter und Hauswarte. Sie war eine direkte Konkurrenz zum Staat, Grund für Kompetenzstreitigkeiten. Ein Unterschied war allerdings, daß die parteilichen Institutionen größere Aufgabenbereiche hatten, so hatte z.B. jeder Kreisleiter einen Propagandaleiter unter sich, während sich "der Staat" auf dieser Ebene nicht mit Propaganda beschäftigte.
Die NSDAP war auch zwecks Kontrolle aller deutschen Haushalte in diese Kompetenzstufen gegliedert. Der - von der Größe der jeweiligen Ortschaft abhängige - Leiter auf der untersten Stufe hatte ca. 40-60 Haushalte zu \"überwachen\". Das bedeutet, daß er alle Mitglieder dieser Haushalte kontrollierte, z.B. auf ideologiegetreues Leben und Handeln achtete. (z. B. anhören der Führeransprachen am Volksempfänger) Wer nicht nach den, von der Partei bestimmten, Regeln lebte wurde verraten. Mit der ständigen Präsenz des Leiters mußte stets gerechnet werden. Die dadurch aufkommende Furcht animierte viele zu strikterer Einhaltung des Gesetzes.
Der untere Leiter führte auch einen, aus Karteikarten bestehenden, Katalog in dem alle von ihm bespitzelten Personen aufgeführt waren. In diesem waren z.B. die Vereine, Organisationen oder Parteien aufgeführt, denen die Person vor der Machtübernahme angehört hatte.
Alle Leiter hatten dem über ihnen stehenden Leiter zu Berichten, wie gut die Umsetzung der Führerbefehle funktionierte, und wie die Stimmung des Volkes durch aktuelle Ereignisse beeinflußt wurde. Dadurch konnte die Reichsregierung die Stimmung der Nation jederzeit beurteilen.
Umgekehrt gaben die oberen Leiter den unter ihnen stehenden Leitern die Befehle des Führers weiter. Diese hatten jeweils dafür zu sorgen, daß ihnen unterstehende Leiter oder Haushalte darüber aufgeklärt wurden und so danach handeln konnten.
Der oberste Bericht-Empfänger und einzige ungebundene Befehlshaber war der Führer selbst.
Die Deutsche Arbeitsfront (DAF)
Am 2. Mai stürmten die SA und SS die Gewerkschaftshäuser, beschlagnahmten das Vermögen der Gewerkschaften und verhafteten deren Führer. Arbeitgeber und Arbeitnehmer mußten seitdem künftig der "Deutschen Arbeitsfront" angehören, etwa die Hälfte der Bevölkerung wurde daraufhin Mitglied in dem damals wichtigsten Verband des NS - Regimes.
Das Ziel wurde erreicht, denn die Unabhängigkeit vom Unternehmer wurde nun gewährleistet und die Arbeitnehmer konnten in "Gefolgschaftsmitglieder" eingeteilt werden. Jeder von ihnen mußte ein "Arbeitsbuch" besitzen, welches der genauen Registrierung einzelner Personen diente.
Die eigentliche Aufgabe bestand in der "Bildung einer wirklichen Volks- und Leistungsgemeinschaft aller Deutschen", d.h. die politische Bildung wurde gefördert.
Allerdings besaß die DAF weder das Recht zum Abschluß von Tarifverträgen noch die Möglichkeit, auf die Regelung von Arbeits- oder Urlaubszeiten einzuwirken. Ein Berufs- oder Betriebswechsel wurde meistens untersagt. Aufgrund der immer mehr vergrößerten Einkommens- und Vermögensverhältnisse vergrößerte sich die Kluft zwischen den Schichten, was überhaupt nicht in das ideologische Bild von einer "Volksgemeinschaft" paßte.
Die Schutz Staffel (SS)
Die SS entstand 1925 als Teil der SA zum persönlichen Schutz Hitlers und von Parteiversammlungen. Nach dem Röhm-Putsch avancierte die SS zur selbständigen Organisation. Mit ihrer Vergrößerung gliederte sie sich in die "allgemeine SS" einen unbewaffneten Traditionsverband, die SS-Verfügungstruppe, eine bewaffnete Staatspolizei für "Sonderaufgaben" des Führers, die SS-Totenkopfverbände, zuständig für die Bewachung der Konzentrationslager, und die Waffen-SS eine Wehrmachtsähnliche Truppe, die auch im Krieg kämpfte, auf.
Während des Krieges hatte die SS die Aufgabe einer "Putzfrau". Sie sollte die von der Wehrmacht eroberten Gebiete von den "Juden" und "Menschentieren" (Himmler über die Russen) säubern. Die SS verstand sich als Hort der Nationalsozialistischen Ideologie, sie entstand als Elitegruppe, entwickelte aber später aus sich selbst immer neue Elitetruppen, wobei frühere Elitetruppen der Durchschnittlichkeit verfielen.
Die SS konnte sich im Gegensatz zur SA als bewaffnete Macht neben der Wehrmacht - gegen deren Willen - durchsetzen. Durch die Zentrierung aller Polizeigewalt in der Hand der SS-Führung war die Voraussetzung für die völlige Rechtlosigkeit des einzelnen Volksgenossen und die bürokratische Systematisierung der Menschenvernichtung gegeben.
Der Sicherheitsdienst (SD)
Von Heydrich gegründeter Nachrichtendienst gegen politische Gegner und oppositionelle innerhalb der NSDAP. 1934 als einziger politischer Nachrichtendienst der Partei anerkannt, ab 1936 offizieller Nachrichtendienst des Reiches. Seine Hauptaufgabengebiete als Informationslieferant für die Gestapo waren die Beobachtung der "Feinde der NS-Idee", die Berichterstattung über die Verhältnisse in Einzelgebieten des öffentlichen Lebens für höchste Partei und Staatsfunktionäre, die Beschaffung politischer Nachrichten aus dem Ausland sowie Sabotageakte und Vorbereitung von Unruhen im Ausland. (z.B. 1939 zur Auslösung des Polenfeldzuges). 1937 bis 1944 erstellte der SD regelmäßig Lageberichte über die Stimmung in der Bevölkerung. 1939 erfolge der Zusammenschluß mit der Sicherheitspolizei (Gestapo und Kriminalpolizei) im Reichssicherheitshauptamt. Das dichte Spitzelnetz des SD wurde 1944 von etwa 6.500 Hauptamtlichen Mitarbeitern (darunter viele Akademiker) geleitet.
Die Schutzabteilung (SA)
Die SA war eine paramilitärische Kampf- u. Propagandatruppe der NSDAP, aus bereits seit 1920 bestehenden Parteikampfgruppen organisiert und beauftragt, Störungen von Parteiversammlungen mit Gewalt zu bekämpfen bzw. gegnerische Versammlungen mit terroristischen Mitteln zu stören. 1923 zählte die uniformierte und bewaffnete SA rund 15000 Mitglieder. 1925 gründete Röhm die SA neu und entwickelte sie zu einer Parteiarmee; in der Zeit der Wirtschaftskrise strömten ihr viele neue Mitglieder zu (Anfang 1933 rd. 700000). In Straßen- u. Saalschlachten, insbesondere gegen die Kommunisten, entfesselten Teile der SA eine Terrorwelle. Nach Hitlers Machtübernahme stieß Röhms Plan, die auf über 2 Mill. Mitgl. angewachsene SA zur Volksarmee umzubilden, auf den Widerstand der Reichswehr und den hoher Funktionäre (Göring, Himmler). Mitte 1934 entschied Hitler sich für die Reichswehr als Kern der geplanten Wehrmacht. Nach dem Vorgehen Hitlers gegen Röhm und andere hohe SA-Führer (Röhm-Putsch) am 30. 6. 1934 verlor die SA ihre politische Bedeutung an die SS.
Erfassung bzw. Erreichung des Volkes
Die Erziehung der Jugend
Hitler wußte, daß er sich vor allem an die Jugend wenden und sie im Sinne des Nationalsozialismus erziehen mußte, wenn er die nationalsozialistische Herrschaft auf Dauer festigen wollte. Schon die Kindergärten sollten unter staatliche Kontrolle gestellt werden, um das kleine Kind nationalsozialistisch beeinflussen zu können. Auch die Schule wurde in den Dienst dieser Aufgabe gestellt. Viele Anhänger gewann die NSDAP bei der bürgerlichen Jugend. Der Appell an das Gemeinschaftsgefühl und an die kämpferische Vaterlandsliebe unterstützen den Zuwachs der Mitgliederschaft. Außerdem bekam die Jugend den Eindruck, daß man sie ausnahmsweise mal ernst nahm und, daß man sich für ihre Ideale einsetzte.
Struktur:
Die 10 - 14jährigen wurden als "Pimpfe" und als Jungmädel eingestuft, danach kamen sie für vier Jahre zur Hitlerjugend oder in den Bund Deutscher Mädel (BDM). Gerade die Hitlerjugend war die Nachwuchsformation der NSDAP. Sie war eine staatliche Organisation mit paramilitärischem Charakter. Die Kompetenz umfaßte die gesamte "körperliche, geistige und sittliche Erziehung der Jugend", außerhalb von Schule und Elternhaus.
Danach kam man in den NS - Studentenbund und das System erstreckte sich des weiteren über die Parteigliederungen SA, SS, NS - Kraftfahrerkorps, Reichsarbeitsdienst, Berufsorganisation der Deutschen Arbeitsfront, NS - Dozentenbund, NS - Juristenbund und den NS - Ärztebund. An der Spitze der Staatsjugendorganisationen amtierte der Jugendführer des Deutschen Reiches, der auch gleichzeitig den Titel "Reichsjugendführer der NSDAP" besaß. Als solcher war er Chef einer Obersten Reichsbehörde und unterstand Hitler direkt.
Propaganda
Terror und Propaganda gehören eng zusammen, wenn eine Minderheit die Herrschaft über ein Volk erringen und behaupten will. Das hatten Hitler und Goebbels, den er im März 1933 zum "Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda" ernannte, längst erkannt.
Joseph Goebbels war eines der Genies des Nationalsozialismus und unterstrich dies durch seine geschickte Vorgehensweise moderne Medien, wie Schallplatten mit Hitlerreden, narzistische Propagandafilme und vor allem den Volksempfänger geschickt einzusetzen. Er inszenierte einmalig die Gepränge, Aufmärsche mit Uniformierten, mit Fahnen und Trompeten, welche ihre Wirkung im Volk niemals verfehlten.
Die Methode der Werbung und Agitation basierte auf der demagogischen Vereinfachung von Problemen. Nationalsozialismus war Propaganda, die sich als Ideologie ausgab, d.h. ein Machtwille, für dessen Erhaltung man die jeweils größten psychologisch wirksamsten Probleme ausnutzte, die sich aus den Stimmungen und Triebrichtungen der Massen ergaben.
Goebbels baute sein Ministerium zu einem Instrument aus, dessen Einwirkung sich kaum jemand auf die Dauer entziehen konnte. Das "Denken" sollte ausgeschaltet werden. Goebbels erfaßte die Möglichkeiten die Volksseelen zu manipulieren. Der "Führerkult", dessen eigentlicher Schöpfer und Organisator Goebbels war, wurde stark propagiert. Er erhob Hitler zum Gott indem er Mythen und Bilder erschuf. Die Propaganda der Nationalsozialisten bot das Bild einer ins Riesenhafte gesteigerten Theaterschau.
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