Die Verfolgung und Diskriminierung der Roma ist nicht eine Erfindung der Nationalsozialisten: Ihre Geschichte zeigt, daß sie schon sehr lange vor Hitler eine Art "Sündenbockfunktion" darstellten. Nach und nach wurden ihnen negative Verhaltensweisen zugeschrieben, die zu tiefsitzenden Vorurteilen und somit zu zahlreichen Diskriminierungen und Verfolgungen führten.
Während der NS- Zeit, in der ihre Verfolgung einen grausamen Höhepunkt erreichte, wurde jedoch auf pseudowissenschaftlicher Ebene gegen Roma vorgegangen: Bereits seit 1931 begann die SS mit der Erfassung und Registrierung der Zigeuner in Deutschland. 1936 folgte dann die Gründung des "Rassenhygiene- Instituts" in Berlin unter der Leitung des "Humangenetikers" Dr. Robert Ritter, in dem auf völlig unwissenschaftlicher Ebene Erbwissenschaftsforschung betrieben wurde. Aber auch in Österreich wurden bereits vor der NS- Zeit alle Zigeuner von Dr. Robert Ritter und seiner Assistentin Eva Justin untersucht und photographiert. Auch Karl Stojka und seine Familie wurden auf diese Art und Weise von den beiden Pseudowissenschaftern in Wien registriert. Dr. Robert Ritter bezeichnete aufgrund dieser "Studie" die Burgenlandzigeuner als Mischlinge, mit den niedrigsten Elementen verschiedener Rassen ausgestattet sind. Seine Gutachten dienten als Grundlage für die Verfolgung der Zigeuner . So galten Roma bereits 1935 in den "Nürnberger Gesetzen" als "Träger artfremden Blutes".
Die treibende Kraft bei den ersten Verfolgungsschritten von österreichischen Nationalsozialisten gegen diese Volksgruppe war Dr. Tobias Portschi- der damalige Gauleiter des Burgenlandes. Er verfaßte 1938 die Denkschrift "Die Zigeunerfrage", in der er Roma- Angehörige den Juden gleichstellte und Vorschläge zur ihrer Ausmerzung einbrachte.
Seit dem 17.10.1939 mußten Zigeuner aufgrund des "Festsetzungserlasses" ihr Wanderleben aufgeben und durften nicht mehr ihren Wohnort verlassen. Dadurch wurde die Registrierung erleichtert, da alle Roma leichter geortet werden konnten. Danach folgte nach und nach die Deportation in Ghettos und Konzentrationslager, wo sie zu Zwangsarbeit gezwungen wurden. Der sogenannte "Auschwitzerlaß" vom 29.1.1943, der vom damaligen Reichsinnenminister Heinrich Himmler veranlaßt wurde, führte zur Deportation der restlichen Zigeuner aus Österreich und den besetzten Ländern Europas ins KZ Auschwitz- Birkenau.
Dem grausamen Treiben der Nazis fielen rund eine halbe Million Zigeuner zum Opfer, die an Unterernährung, Seuchen, Mißhandlungen und Menschenversuche in den KZs ihr Leben lassen mußten. Allein in Wien haben- laut Karl Stojka- von den rund 3500 verschleppten Roma nur circa dreißig überlebt- darunter ein großer Teil der Familie Stojka.
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