Ein Grund für die große Arbeitslosigkeit kam vor allem durch die Dauerregierungskrise zustande. Die Politik war unfähig auf die Herausforderung zu reagieren. Stattdessen gab es zwischen Parlament, Regierung und Reichspräsident immer größere Richtungskonflikte. Die Folge war, dass sie immer mehr gegeneinander arbeiteten, als miteinander. Dadurch wurden die Regierungen immer instabiler. Es gab keine parlamentarischen Mehrheiten mehr, und es folgten in rascher Abfolge Neuwahlen, bei denen die radikalen Parteien immer mehr Zulauf erhielten. Durch den Zulauf zu radikalen Parteien war es fast unmöglich parlamentarische Mehrheiten zu bekommen. Es gehörte dadurch zur Tagesordnung, dass Reichsregierungen mittels Notverordnungen am Parlament vorbeiregierten.
Das Vertrauen in die Demokratie und die Republik sank immer mehr. Darum wurde von der Bevölkerung auch die Staatsform Republik für die schlechte wirtschaftliche Lage verantwortlich gemacht. Immer mehr Menschen wollten einen "starken Mann", der das deutsche Reich zur alten Größe führen könnte.
Besonders die Nationalsozialisten gingen auf diese Rufe ein und versuchten durch gezielte Propaganda und der Personifikation Hitlers den "starken Mann" bildlich zu machen. Sie verstanden es, die Masse durch Großveranstaltungen für sich zu gewinnen und konnten durch die Emotionalisierung des Wahlkampfes für sich Punkten. Hinzu kam, dass Hitler alles angriff, was mit der Demokratie in Verbindung gebracht wurde, sei es das Parteiensystem oder das demokratische Prinzip.
Jedoch erstarkte nicht nur der rechte Flügel, auch die linken Parteien wurden immer stärker. Die Republik-freundlichen Sozialdemokraten verloren im Gegensatz zu den Liberalen kaum Stimmen, die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) konnte sogar Stimmen gewinnen und wurde zu einer bedeutenden Macht im Parlament und auf der Straße. Längst hatte sich der Kampf, ausgehend von den Kampforganisationen der NSDAP (SA und SS) und der KPD (Roter Frontkämpferbund) auf die Straße verlagert, wo sich teilweise bürgerkriegsähnliche Szenen abspielten. An ihnen beteiligten sich auch die republikanisch gesinnten Kräfte mit einem eigenen Kampfverband (Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, später Eiserne Front). Durch diese Auseinadersetzungen kam Hitler immer mehr zur Macht, da er als "letzte Karte" ins Spiel gebracht wurde, um die geordneten Verhältnisse wieder herzustellen.
Bis zu diesem Zeitpunkt war noch der Sozialdemokrat Hermann Müller Reichskanzler. SPD, Zentrum und BVP (Vorgänger der heute christlichen Volkspartei) sowie die liberalen Parteien DDP und DVP führten zusammen die erfolgreiche Verständigungspolitik Stresemanns, die es gegen die wütenden Angriffe der Nationalsozialisten zu verteidigen gab. Der Nachfolger des Sozialdemokraten Hermann Müller war ein Führer des Zentrums, Heinrich Brüning (regierte von 1930 bis 1932). Er besaß keine parlamentarische Mehrheit und war darum vom Vertrauen der Regierung abhängig. In den Jahren 1930-1933 wurde die Verfassung durch Präsidialkabinette mit eingeschränkten Rechten des Parlaments geschwächt und das ohnehin labile demokratische System schrittweise zerstört.
In Deutschland fallen Wirtschafts- und Staatskrise zeitlich zusammen. In sie verstrickt waren nicht nur Militärs, Wirtschaftsführer und konservative Politiker, die Einfluss auf den Reichspräsidenten, den greisen General Feldmarschall Paul von Hindenburg (regierte 1925-1935) besaßen. Auch demokratische Parteiführer, die den autoritären Kurs tolerierten, weil sie die Gefahren für die Republik unterschätzten trugen Verantwortung für den Niedergang der Demokratie.
Wie in den Nachbarstaaten griff die Regierung Brünings zu rigorosen Sparmaßnahmen, um den drohenden Zusammenbruch der Staatsfinanzen abzuwenden.
Die Maßnahmen waren:
- Die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung wurden auf 6 1/2% erhöht
- Gehalts- und Pensionskürzungen der Beamten
- Herabsetzung der Überweisungen an Länder und Gemeinden, auch an die Arbeitslosenversicherung
- Fortdauer der Ledigensteuer
- Zuschläge zur Einkommensteuer
- weitere Maßnahmen zugunsten der Landwirtschaft.
è Die Folgen waren eine Steigerung der Arbeitslosigkeit und ein ständiger Rückgang des Konsums.
Die wirtschaftliche Notlage radikalisierte die Wählerschaft. Hinzu kam, dass in Deutschland ein Mangel von demokratischem Bewusstsein herrschte. Nach dem Vorbild der italienischen Faschisten verfolgten die Nationalsozialisten die Taktik, durch radikale Parolen und selbstinszenierte Unruhen ein Klima der Angst und Unsicherheit zu schaffen, in dem der Ruf nach dem starken Mann übermächtig wurde. Bei den Reichstagswahlen am 14 September 1930 schafften die Nationalsozialisten den politischen Durchbruch (NSDAP 18 Prozent, ein Aufstieg von 12 auf 107 Mandate). Zugewinne verzeichneten auch die Kommunisten (13 Prozent).
Nach der Wiederwahl von Hindenburg zum Reichspräsidenten am 10 April 1932 verlangte Hindenburg von Brüning eine Erweiterung der Regierung nach rechts. Das Kabinett Brüning trat jedoch am 3. Mai zurück. Neuer Reichskanzler wurde Franz von Papen. Die NSDAP wollte jedoch Hitler, welcher schon früher in der Weimarer Republik durch seinen gescheiterten Putsch aufgefallen war, als Reichskanzler sehen, was Hindenburg jedoch ablehnte. Mit 512 gegen 42 Stimmen sprach der Reichstag dem Kabinett Papen das Misstrauen aus. Der Reichstag wurde am 12 September 1932 aufgelöst und für den 6. November 1932 Neuwahlen angesetzt. Begründung in der Auflösungsorder: \"Weil die Gefahr besteht, dass der Reichstag die Aufhebung meiner Notverordnung vom 4. September des Jahres verlangt." Aus der Notverordnung vom 4. September geht eine Belebung der Wirtschaft durch Herausgabe von Steuergutscheinen, Gewährung von Beschäftigungszuschüssen und durch Einfuhrbeschränkungen hervor. Die Neuwahlen brachten der NSDAP eine schwere Niederlage. Sie verlor 2 Millionen Stimmen; die Zahl ihrer Reichstagsmandate ging von 230 auf 196 zurück und die Kommunisten steigerten sich von 89 auf 100 Sitze. Die SPD verlor 12 Sitze. Die negative Sperrmehrheit von Nationalsozialisten und Kommunisten blieb jedoch bestehen (50,7%).
Aufgrund von Differenzen im Reichstag trat Papen, zugunsten des Reichswehrministers Schleicher zurück. Alle Bemühungen Schleichers, eine breite Basis zu finden, scheiterten. Alle Aufforderungen zur Mitarbeit blieben vergeblich. Hindenburg verweigerte Schleicher die Notstandsvollmachten und die Ermächtigung zur Reichstagsauflösung. Am 28.1.1933 trat Schleicher zurück. Nach den Neuwahlen ernannte Hindenburg ein \"Kabinett der nationalen Konzentration\" unter Hitler und Papen. Damit war das Schicksal der Weimarer Republik besiegelt und der systematischen Machtergreifung Hitlers der Weg geebnet.
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