Es gab viele Gründe für einen jungen Mann, zur Waffen-SS und nicht zu einem anderen Teil der Streitkräfte zu gehen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Der Kommandotruppenführer Otto Skorzeny wollte ursprünglich zur Luftwaffe, war jedoch für einen Einsatz beim Luftpersonal zu groß. Sehr häufig lag der Beweggrund auch im Ehrgeiz und Wunsch, einer Eliteorganisation anzugehören.
2.1) Aufnahmekriterien
Die Rekruten der Waffen-SS mußten in den Anfangstagen strengen körperlichen und moralischen Anforderungen entsprechen. Erst später wurden diese Standards durch die Kriegsumstände aufgeweicht, da die SS-Divisionen dringend Nachschub an Rekruten benötigten. Sepp Dietrich, bis 1944 Kommandant der Leibstandarte, verlangte reife Männer und nicht pubertierende Schuljungen. Daher nahm er nur Männer zwischen 23 und 35 Jahren auf. Zusätzlich mußten sie mindestens 180 cm groß sein und sich in ausgezeichneter körperlichen Verfassung befinden. Wer eine kriminelle Vergangenheit hatte, wurde ebenso abgelehnt wie diejenigen, die ihre arische Herkunft nicht nachweisen konnten.
So akzeptierte Dietrich zu Beginn niemanden in seiner Leibstandarte, der auch nur über eine Zahnplombe verfügte! Durch die Kriegsverluste war auch er dann gezwungen, seine Ansprüche zu reduzieren.
In der Allgemeinen SS wurde in den Jahren 1934/35 eine Auslese von Himmler durchgeführt, der tausende von Mitgliedern wegen Alkoholismus, Kriminalität, Homosexualität oder verdächtiger rassischer Vergangenheit zum Opfer fielen.
In der Waffen-SS betrug die anfängliche Verpflichtungszeit 4 Jahre für die Mannschaften, 12 Jahre für die Unteroffiziere und 25 Jahre für die Offiziere. Diejenigen Anwärter, die eine Offiziersausbildung durchmachen wollten, mußten zumindest 2 Jahre lang bei den Mannschaften gedient haben (außer sie konnten eine frühere Laufbahn in der Wehrmacht nachweisen, wie dies bei Paul Hausser beispielsweise der Fall war).
2.2) Tägliche Routine in der Ausbildung
Der übliche Tagesablauf begann um 6 Uhr, als die Rekruten vor dem Frühstück eine Stunde lang Gymnastik zu absolvieren hatten. Danach wurde je nach Tages-programm der Dienst- oder Arbeitsanzug angezogen. Von allen Ausbildungs-punkten wurde dem Waffengebrauch die größte Bedeutung zugemessen.
Zuerst mußten die Männer lernen, wie man ein Gewähr zerlegt, reinigt und wieder zusammenstellt. Die Rekruten lernten, wie man eine Ladehemmung behebt und einfache Feldreparaturen durchführt. Erst jetzt durften sie auf Zielscheiben üben, wobei die Entfernung immer größer wurde.
Diejenigen, die Angst vor der Waffe hatten, oder trotz geduldigen Zuredens einfach nicht geeignet waren, wurden zu Büroarbeiten und anderen Diensten herangezogen.
Nach dem Waffendrill standen dann die Angriffstechniken der Infantrie auf dem Programm. Mit aufgesteckten Bajonetten wurde dabei an Sandsäcken geübt. Die Ausbildner legten großen Wert auf Aggression und forderten die Männer ständig auf, schneller und noch wilder zu attackieren.
Ein wesentlicher Teil der Ausbildung gehörte dem Boxen. Dadurch sollte der Kampf-geist gestärkt und die instinktive Angst vor einer Verletzung genommen werden.
Auf dem Ausbildungsprogramm der Waffen-SS standen verschiedenste Sprotarten - weitaus mehr als bei der Wehrmacht. Alle Arten von Feldsport- und Laufdisziplinen wurden gefördert, nicht bloß der Entspannung wegen, sondern als Teil der Aus-bildung selbst. Es war dies als Maßnahme gedacht, um körperliche Fitneß und Reflexe zu stärken. Selbstverständlich gab es auch als Training der Ausdauer und Durchhaltevermögen endlose Geländemärsche und Querfeldeinläufe.
Nach der Morgenarbeit erhielten die Männer ein herzhaftes Mittagessen. Darauf folgte der "Innendienst", bei dem die Kaserne gereinigt, Schuhe geputzt, Uniformen repariert und gebügelt und sonstige Hausaufgaben erledigt wurden. Dann ging es wieder zu weiteren Übungen ins Freie. Am Abend konnten die Männer lesen, Radio hören, Briefe schreiben und Karten oder Schach spielen (letzteres wurde empfohlen, um sowohl logisches Denken als auch die geistige Flexibilität zu fördern). Jene Rekruten, die das Glück hatten, einen Passierschein zu haben, konnten in die Stadt gehen. Zuvor mußten sie sich aber einer strengen Kontrolle durch den diensthabenden Wachoffizier unterziehen.
Daneben fand noch 3 mal die Woche allgemeiner Unterricht statt. Dazu gehörte die Politik der NSDAP sowie eine intensive Auseinandersetzung mit der Philosophie der SS. Schwerpunkt dabei waren die Theorien der rassischen Überlegenheit, die sie zu den Beherrschern der Untermenschen, d.h. der Slawen und Juden (Zigeuner, Freimaurer und Kommunisten wurden ebenfalls als Untermenschen betrachtet), machten.
Ironischerweise sollten schon bald tausende dieser Untermenschen, vor allem aus den baltischen Staaten und der Ukraine, in den Reihen der SS aufgenommen werden.
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