Am 14. Mai 1970 befreien Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin, Ireene Goergens u.a. den wegen gefährlicher Brandstiftung verhafteten Andreas Baader. Ein Institutionsangestellter wird schwer verletzt und die Gruppe taucht in den Untergrund ab.
Am 5. Juni wird das Gründungsdokument der Gruppe, die sich jetzt RAF nennt abgedruckt.
Darin heißt es:
"Um die Konflikte auf die Spitze treiben zu können, bauen wir die Rote Armee Fraktion auf. Ohne gleichzeitig die Rote Armee aufzubauen, verkommt jeder Konflikt, jede politische Arbeit ... zu Reformismus. [...] Ohne die Rote Armee aufzubauen, können die Schweine alles machen, können die Schweine weitermachen: Einsperren, einschüchtern, schießen, herrschen. ... die Baader Befreiungsaktion ist keine vereinzelte Aktion, nur die erste ihrer Art in der BRD."
Bei einem Interview mit einer französischen Journalistin sagte Ulrike Meinhof:
"Wir sagen natürlich, die Bullen sind Schweine, wir sagen, der Typ in der Uniform ist ein Schwein, das ist kein Mensch, und so haben wir uns mit ihm auseinanderzusetzen, Das heißt, wir haben nicht mit ihm zu reden, und es ist falsch, überhaupt mit diesen Leuten zu reden, und natürlich kann geschossen werden!"
Nach dreimonatigem Aufenthalt in Trainingslagern der palistinensischen Befreiungsorganisation PFLP kehrte die Gruppe im August 1970 nach Berlin zurück. Bei drei Banküberfällen werden über 200.000 Mark erbeutet. Nach der Verhaftung von Horst Mahler, neben Ulrike Meinhof der eigentliche Kopf der RAF, übernimmt Andreas Baader die Führung.
Es folgte ein makaberes und blutiges Drama mit Pistolen und Bomben, das seinen vorläufigen Endpunkt in Frankfurt am Main (dem Hauptquartier der RAF) hatt. Damit begann die zweite Phase des Untergrundkrieges. Bomben explodieren in Frankfurt, Heidelberg, München, Hamburg und Karlsruhe.
Am 1. Juni 1972 gelingt der Polizei in Frankfurt am Main der große Schlag gegen die Gruppe. Holger Meins, Jan Carl Raspe und Andreas Baader werden nach heftiger Gegenwehr festgenommen. Eine Woche später wird Gudrun Ensslin in Hamburg in einer Boutique überwältigt und kurz daruf Ulrike Meinhof.
Zwei Wochen zuvor ist im Hörsaal VI der Frankfurter Universität die Stimme von Ulrike Meinhof zu hören:
"Fangt an Widerstand zu leisten. Die RAF ist nicht auf der Flucht, sie ist nicht gespalten, sie ist nicht isoliert, sie kämpft, und sie wird siegen!"
Am 5. September 1977 entführte ein Kommando den Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer. Elf RAF-Mitglieder, unter ihnen die Haupttäter Baader, Raspe und Ensslin sollten freigepreßt werden. Der Staat blieb jedoch hart.
Fünf Wochen später entführen vier palästinensische Terroristen eine Boeing 737 der Lufthansa. Am 17. Oktober, kurz vor Mitternacht dringt eine Spezialeinheit in die Maschine ein und überwältigt die Terroristen. Am 18. Oktober, einen Tag danach, finden die Wärter in Stammheim die Leichen von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Carl Raspe.
Der "deutsche Herbst" bildet das blutige Finale
Der Mord an Hanns Martin Schleyer und die Stammheimer Selbstmorde der inhaftierten RAF Mitglieder bildeten im "deutschen Herbst" 1977 das blutige Finale der ersten Generation der deutschen Stadtguerilla.
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