Die Heimwehr war ein zusammenfassender Name freiwilliger, zunächst überparteilicher Selbstschutzverbände, die sich unmittelbar nach dem Ende des 1. Weltkriegs in den Bundesländern als Ortswehren, Kameradschafts- und Frontkämpferverbände gebildet hatten. Bei den meisten Frontkämpferverbänden, wie auch bei der Heimwehr, entwickelte sich eine anti-marxistische und vor allem anti-parlamentarische Haltung.
Eine Reihe ihrer Führer zeigten sich vom Faschismus beeindruckt, betonten aber, daß die Verwirklichungsmöglichkeit dieses Systems in jedem Land anders sein müsse. Der prominenteste Führer der Heimwehr, Graf Starhemberg, sagte in einer Rede im März 1934: "..wir haben eine absolut positive Einstellung zur christlichen Weltanschauung...wir lehnen jede utopische Form der Rassenlehre und ihren sinnlosen Folgerungen ab..." Die Heimwehr verkörperte die einzige Organisation in Österreich, vor der die österreichischen Nazis echte Furcht empfanden, weil sie ihrem Terror mit geballter Faust begegneten. Da sie aber von Mussolini gefördert wurden, bildeten sie für Dollfuß nicht nur ein innenpolitisches, sondern auch ein außenpolitisches Problem. Zuweilen waren sie bedrohliche, druckausübende und unbequeme Bundesgenossen.
Teils direkt, teils indirekt über Italien, versuchte die Heimwehr zur Erreichung bestimmter Ziele, Druck auf Dollfuß aus zu über. Dollfuß geriet jedoch durch geschicktes taktieren zwischen den miteinander rivalisierenden Heimwehrführern Fey und Starhemberg, nicht in eine völlige Abhängigkeit. Es gelang ihm auch dem Druck Mussolinis, die Heimwehr stärker einzubeziehen sowie den Vorschlag einer "Faschistisierung Österreichs" , auszuweichen.
In diesem Zusammenhang, ist ein Brief von Dollfuß an Mussolini erwähnenswert, in dem er folgendes erklärt: "Bei allem Respekt, den ich Ihrem faschistisches Ideal gegenüber habe, fühle ich mich verpflichtet zu betonen, daß ich Ihnen nicht folgen kann, denn meiner Ansicht nach, ist ein System basierend auf dem pantheistischen Konzept, auf der Vergötterung eines Staates sowie auf der Unterdrückung der individuellen Persönlichkeit, den christlichen Prinzipien, auf die sich meine Politik gründet, diametral entgegengesetzt." Neben der Heimwehr gab es auch den republikanischen Schutzbund. Der Schutzbund erklärte sich auch als Instrument zur Verteidigung der Demokratie, doch Otto Bauer (einer der prominentesten Sozialisten), sah die Demokratie nicht als ein übergeordneter Grundwert, sondern als ein "Durchgangsstadium" zu einer rein sozialistischen Staatsform.
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