1.3.1. Der Adel
Die griechische Sprache kannte für die von uns als Adel bezeichnete Schicht keinen Namen, im allgemeinen wurde sie als Oberschicht bezeichnet.
Als ursprünglich selbst einfache Oikosherren, sind sie im Laufe der Zeit zu mehr Land und Reichtum gekommen als andere Bauern der Gemeinschaft und gewannen dadurch in den Poleis an Macht und Einfluss.
Sie selbst nannten sich die Elite der "Besten" (Aristoi) und fanden sich in Adelsgruppen (Hetairien), in deren Mittelpunkt immer eine dominierende Persönlichkeit stand, zusammen. Diese Bürger führten ein exklusives, vornehmes Leben. Sie legten sich Stammbäume an, welche ihre göttliche Abkunft bewiesen und Rechtfertigungen für die gehobene gesellschaftliche Stellung waren.
Ihr Reichtum ermöglichte ihnen die unbezahlten gesellschaftlichen Funktionen wahrzunehmen.
Sie hatten unter den anderen adligen und nichtadligen Oikosherren Gefolgsleute (Therapontes) und Gefährten (Hetairoi), welche ihnen in Kriegs- und Friedenszeiten zur Seite standen und oft dem selben Genos abstammten.
1.3.2. Der Demos
Auch dieser Begriff lässt sich nicht in allen Einzelheiten erklären, da die Situation der kleinen und mittleren Bauern sowie der freien Handwerker in den einzelnen Regionen Griechenlands sehr unterschiedlich war.
In den frühen Phasen der Polisgeschichte stand "Demos" für alle einer Siedlungsgemeinschaft zugehörigen freien Bürger. Das heißt, dass hiermit nicht nur Bauern und Handwerker sondern ebenso die Hochgeborenen gemeint waren.
Es lässt sich jedoch anhand der ursprünglichen Begriffsdefinition feststellen, dass bereits zu dieser Zeit eine Siedlungs- oder Wehrgemeinschaft als eine personelle Einheit empfunden wurde.
Mit Zunahme der Unterschiede zwischen den Adligen und dem gemeinen Volk, wurde später mit Demos die "breite unabhängige Masse" betitelt und konnte so von den "Hochgeborenen" unterschieden werden.
Das freie unabhängige Volk war durch genossenschaftliche Vereinigungen (Phratrien und Phylen [siehe 1.4.1. und 1.4.2.]), an deren Spitze wiederum Adlige standen, mit dem Gemeinwesen verbunden.
1.3.3. Die Unfreien
Im Allgemeinen wurden mit Unfreien die uns als Sklaven bekannten Menschen bezeichnet. Aber auch hier gab es wieder Unterscheidungen, die ich nur kurz erläutern möchte.
Bürger, die in ihrer eigenen Polis durch Überschuldung in ein Abhängigkeits-verhältnis gerieten, waren bis zum Abzahlen dieser Schuld in der Douleia (Sklaverei). Sie konnten wieder freie Bürger ihrer Gemeinschaft werden und lebten zum Teil in ihren alten Häusern, wo sie das von ihnen verpfändete Land bestellten.
Zum Doulos (Sklave) wurde auch derjenige, der durch Krieg oder Kolonialisierung in Gefangenschaft geriet. Für diese Sklaven wäre es ein zweifelhaftes Privileg gewesen, frei gelassen zu werden, da sie keinerlei Möglichkeiten hatten, in eine Gemeinschaft aufgenommen zu werden.
Was beide Formen der Sklaverei gemeinsam hatten, war ihre absolute Abhängigkeit. Es gab keinerlei Reglementierungen für den Umgang mit Unfreien. Sie konnten jeder Zeit, ohne rechtliche Konsequenzen für die Peiniger, verkauft, misshandelt oder getötet werden. Daran lässt sich feststellen, dass die gesellschaftliche und rechtliche Trennlinie nicht zwischen Adel und Demos sondern zwischen Frei und Unfrei verlief.
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