Die Berliner Mauer, auch antifaschistischer Schutzwall bezeichnet, war Teil der innerdeutschen Grenze und trennte vom 13.August 1961 bis zum 9. November 1989 West-Berlin vom Ostteil der Stadt und dem umliegenden Gebiet der DDR. Sie war eines der bekanntesten Symbole für den Kalten Krieg und die Teilung Deutschlands.
Wie kam es dazu?
Nach dem Ende des 2.Weltkriegs wurde Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt: USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich. Dadurch wurde auch Berlin in vier Sektoren geteilt. Gleichzeitig begann der Kalte Krieg zwischen West und Ost. Berlin spielte darin eine Hauptrolle. 1948 kam es mit der Berlin-Blockade der Sowjetunion zu einer großen Krise. 1949 wurden die DDR von der Sowjetischen Besatzungszone und die BRD von den 3 Westzonen gegründet. Beide Seiten begannen die Grenzen abzusichern und auszubauen. Durch die Gründung zweier Staaten wurde die Teilung politisch untermauert.
West-Berlin näherte sich in vielem dem Status eines Bundeslandes an. Ost-Berlin wurde vertragswidrig sogar zur Hauptstadt der DDR erklärt.
Mit der Verschärfung des Kalten Krieges intensivierte insbesondere die östliche Seite die Abschottung ihrer Grenzen. Diese Grenze war nicht mehr nur eine Grenze zwischen den Teilen Deutschlands, sondern Teil der Grenze zwischen dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe und der Europäischen Gemeinschaft, zwischen der NATO und dem Warschauer Vertrag, also zwischen zwei unterschiedlichen politisch-ideologischen, wirtschaftlichen und kulturellen Machtblöcken, die sich im Krieg offiziell feindlich gegenüber standen.
Seit der Errichtung der DDR wanderten immer mehr Bürger in die Bundesrepublik aus. Die Grenzen wurden zwar durch Zäune und Bewachung gesichert, aber die Sektorengrenze zischen West- und Ost-Berlin bliebt offen. Sie war kaum zu kontrollieren und wirke wie ein Schlupfloch. Zwischen 1949 und 1961 verließen etwa 2,6 Millionen Menschen die DDR, davon flohen allein rund 47 000 in den ersten beiden Augustwochen 1961. Das planwirtschaftliche Wirtschaftssystem auf der östlichen Seite wurde zusätzlich durch Einkäufer von Grundnahrungsmitteln aus dem Westen geschwächt.
Der Plan zum Bau der Mauer in Berlin war ein Staatsgeheimnis der DDR-Regierung. Die Mauer wurde auf Geheiß der SED unter Schutz und Überwachung durch Volkspolizisten und Soldaten der Nationalen Volksarmee von Bauarbeitern errichtet- entgegen den Beteuerungen von Walter Ulbricht, BILD dem Staatsratvorsitzenden der DDR, der am 15. Juni 1961 auf die Frage einer westdeutschen Journalistin geantwortet hatte: TEXT
Ulbricht war der erste, der den Begriff Mauer in diesem Bezug verwendete, zwei Monate bevor sie überhaupt stand.
Zwar wurden die Westalliierten über die Planung zur Abriegelung von West-Berlin informiert, vom konkreten Zeitpunkt und Ausmaß der Absperrung gaben sie sich aber öffentlich überrascht. Da ihre Zugangsrechte nach West-Berlin nicht beschnitten wurden, griffen sie nicht militärisch ein. Auch der BND hatte ähnliche Informationen bereits Mitte Juli erhalten.
In der öffentlichen Erklärung des Treffens des Warschauer Vertrages wurde vorgeschlagen, gegen die Länder des sozialistischen Lagers den Weg zu verlegen und um das Gebiet Westberlins eine verlässliche Bewachung und wirksame Kontrolle zu gewährleisten. Am 11. August billigte die Volkskammer der DDR die Ergebnisse der Beratung und bevollmächtigte den Ministerrat zu allen entsprechenden Maßnahmen. Der Ministerrat beschloss am 12. August den Einsatz der "bewaffneten Organe" zur Besetzung der Grenze zu West-Berlin und zur Errichtung von Grenzsperren. Am Samstag, dem 12. August, ging beim BND aus Ost-Berlin folgende Information ein: TEXT
In der Nacht vom 12. auf den 13. August begannen die NVA, 5.000 Grenzpolizisten, 5.000 Volkspolizisten und 4.500 Angehörige der Betriebskampfgruppen die Straßen und Gleise nach West-Berlin abzuriegeln. BILD Sowjetische Truppen waren in Gefechtbereitschaft. Alle Verkehrsverbindungen zwischen den beiden Teilen Berlins wurden unterbrochen. Erich Honecker war als damaliger ZK-Sekretär für Sicherheitsfragen für die gesamte Planung und Umsetzung des Mauerbaus im Namen der SED-Führung verantwortlich. Bis zum September 1961 gingen allein von den eingesetzten Sicherheitskräften 85 Mann nach West-Berlin, außerdem gab es 216 gelungene Fluchtversuche. Unvergessen sind bekannt gewordene Bilder von an Bettlaken aus den angrenzenden Häusern herabgelassenen Flüchtlingen und dem den Stacheldraht überspringenden jungen Grenzpolizisten. BILDER
Die Westdeutschen Reaktionen:
Konrad Adenauer BILD rief noch am gleichen Tag über Radio die Bevölkerung zur Ruhe und Besonnenheit auf. Erst zwei Wochen nach dem Mauerbau besuchte er West-Berlin. Allein der regierende Bürgermeister Willy Brandt BILD protestierte energisch, aber letztendlich machtlos, gegen die Einmauerung West-Berlins und die endgültige Teilung der Stadt.
Die Reaktionen der Alliieren waren recht schleppend: 20 Stunden dauerte es, bis Militärstreifen an der Grenze erschienen, 40 Stunden, bis eine Rechtsverwahrung an den sowjetischen Kommandanten Berlins geschickt wurde und 72 Stunden, bis diplomatische Proteste der Alliierten in Moskau eingingen. Es gab immer wieder Gerüchte, dass die Sowjets den westlichen Alliierten vorher versichert hätten, deren Rechte an West-Berlin nicht anzutasten. Der Mauerbau war nun eine gegenständliche Manifestierung des Status Quo, der im wahrsten Sinne des Wortes zementiert wurde. Die Sowjetunion gab ihre formulierte Forderung nach einer entmilitarisierten, freien Stadt West-Berlin auf.
Internationale Reaktionen: TEXT stammt von John F. Kennedy. Er stand fest zur "freien Stadt" Berlin und sandte eine zusätzliche Kampfgruppe mit 1.500 Mann nach West-Berlin.
Zu einer gefährlich aussehenden direkten Konfrontation zwischen amerikanischen und sowjetischen Truppen kam es am 27.Oktober 1961 am Checkpoint Charlie BILD auf der Friedrichstraße, als sich jeweils zehn Kampfpanzer unmittelbar am Grenzstrich gegenüber aufbauten. Am nächsten Tag wurden jedoch beide Panzertruppen wieder zurückgezogen. Beide Seiten wollten den Kalten Krieg wegen Berlin nicht zum Eskalieren bringen oder am Ende gar einen Atomkrieg riskieren.
Seit dem 1.Juni 1953 durften West-Berliner nicht mehr frei in die DDR einreisen. 1963 wurde ein Passagierabkommen getroffen, welches hunderttausenden West-Berlinern den Besuch ihrer Verwandtschaft ermöglichte. Willy Brandt und Erich Honecker machten ab Anfang der 70er Jahre durch ihre Politik die Grenze etwas durchlässiger und es gab eine Annäherung zwischen DDR und BRD. Die DDR gewährte Reiseerleichterungen, insbesondere für "unproduktive" Bürger wie Rentner.
Die DDR-Propaganda bezeichnete die Mauer, wie auch die gesamte Grenzsicherung der Bundesrepublik als antifaschistischen Schutzwall, der die DDR vor "Abwanderung, Unterwanderung, Spionage, Sabotage, Schmuggel, Ausverkauf und Aggression aus dem Westen" schützen sollte. In Wirklichkeit richteten sich die Abwehranlagen vorwiegend gegen die eigenen Bürger.
Jetzt noch zu den Berliner Grenzanlagen:
Die Berliner Mauer ist gewissermaßen der Eiserne Vorhang, der materielle Gestalt annahm. Das System wurde über Jahrzehnte ständig ausgebaut. Dazu gehörte, dass nahe an der Mauer stehende Häuser, deren Bewohner zwangsweise umgesiedelt wurden, gesprengt wurden. Am 28.Januar 1985 wurde an der Bernauer Straße sogar die Versöhnungskirche gesprengt. Das führte dazu, dass sich letztendlich eine breite, nachts hell beleuchtete Schneise durch die einst dich bebaute Stadt zog. Für die ostdeutschen Grenzsoldaten galt der Schießbefehl, der von ihnen verlangte, einen Fluchtversuch mit allen Mitteln zu verhindern. Vor hohen Feiertagen oder Staatsbesuchen wurde dieser Schießbefehl auch zeitweilig ausgesetzt, um eine negative Westpresse zu vermeiden.
Die Anlagen der Berliner Mauer bestanden nach Angaben des Ministeriums für Staatssicherheit im Frühjahr 1989 aus:
Beginnend aus Richtung DDR bestanden die Grenzanlagen aus einer Hinterlandbetonmauer, die etwa 2-3 Meter hoch war. Am Boden waren Signalanlagen, die bei Berührung Alarm auslösten. Dann kam ein Kontaktzaun, der übermannshoch war und mit Stachel- und Signaldraht bespannt war. Streckenweise befanden sich dort auch Hundelaufanlagen, Kraftfahrzeugsperrgräben und Panzersperren. Dahinter befand sich eine Postenstraße, die zur Grenzpostenablösung diente. Es gab 302 Postentürme mit Suchscheinwerfern und Rundblick. Der Kontrollstreifen davor war immer frisch geeggt, um Spuren leicht feststellen zu können. Danach kam noch einmal ein hoher Metallzaun, der bis zu 3 Meter hoch war. Erst dann folgte die eigentliche Grenze, die Betonmauer, die 3,75m hoch war und teilweise mit Betonrollen versehen waren, um beim Überklettern keinen Halt zu finden. Davor befand sich noch einige Meter Hoheitsgebiet der DDR.
Die Gesamtbreite dieser Anlagen war abhängig von der Häuserbebauung im Grenzgebiet und betrug zwischen 30 und 500 Meter. Minenfelder und Selbstschussanlagen wurden an der Berliner Mauer nicht aufgebaut, aber an der innerdeutschen Grenze zur Bundesrepublik.
Der Aufbau der Anlagen war den Bürgern der DDR nicht genau bekannt, da es sich um ein Militärgeheimnis handelte. Die Grenzsoldaten waren also zum Stillschweigen verpflichtet. Jeder, der sich irgendwie auffällig für die Grenzanlagen interessierte, lief daher Gefahr, vorläufig festgenommen zu werden. Eine Verurteilung zu einer Haftstrafe wegen Planung eines Fluchtversuchs konnte folgen. Das Gebiet durfte nur mit Sondergenehmigung betreten werden. Alle Einblicksmöglichkeiten für Unbefugte wurden mit Sichtblenden verbaut.
Wie überraschend der Mauerbau für die Reichsbahn kam, die in Berlin(West) zuständig war, zeigt folgendes Beispiel: Nachts wurden Züge unter anderem im S-Bahnhof Teltow abgestellt. Beim Mauerbau wurden die Bahngleise gekappt, sodass die Züge bewegungsunfähig waren. Die heraus getrennten Gleisstücke mussten im Laufe des Tages noch mal eingesetzt werden, sodass die Züge nach West-Berlin überführt werden konnten.
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