Anläßlich seines Rücktritts erklärte Schuschnigg in einer letzten Radioansprache:
"Der Herr Bundespräsident beauftragt mich, dem österreichischen Volk mitzuteilen, daß wir der Gewalt weichen. So verabschiede ich mich in dieser Stunde von dem österreichischen Volke mit einem deutschen Wort und einem Herzenswunsch: Gott schütze Österreich!"
Gleichzeitig erhielt das österreichische Bundesheer den Befehl, den deutschen Truppen keinen Widerstand zu leisten. Weder Italien noch die Westmächte waren zu einem militärischen eingreifen bereit. Ohne Verbündete glaubte Schuschnigg nicht an einen sinnvollen Widerstand. In seinem Buch "Im Kampf gegen Hitler" Schrieb er:
"Es ist begreiflich, daß nach 1945 ... über die Frage des unterbliebenen militärischen Widerstandes ein heftiger Meinungsstreit entbrannte. (...) Das Hauptargument läuft darauf hinaus, daß ein zumindest symbolischer Widerstand am 11. März 1938 Österreich nach der Befreiung 1945 zugute kommen konnte* ... hundert Gefallene hätten vielleicht Österreich die zehn Jahre Viermächtebesatzung erspart ... . Der symbolische Widerstand hätte ... an der Einverleibung Österreichs ... nichts geändert ... Die Österreicher hätten im Krieg in der deutschen Armee gedient, und die Behandlung Österreichs unmittelbar nach dem Krieg hätte ebensowenig von dem Willen ... der Österreicher abgehangen wie etwa jene ... der Polen."
*) Trotz des polnischen Widerstandes gegen Hitler wurde der Bevölkerung nach dem Krieg ein kommunistisches Regime aufgezwungen.
Der Politikwissenschaftler Norbert Leser vertritt eine gegenteilige Meinung
"Im konkreten Falle wäre es die Aufgabe Schuschniggs gewesen, ... mit der Verteidigung ernst zu machen, statt sich kampflos zu ergeben. Wohl hätte diese Entscheidung unter Umständen tagelanges Blutvergießen zur Folge gehabt, doch hätte der Aderlaß je schlimmer sein können, als der Beitrag, den österreichische Soldaten im Zweiten Weltkrieg für eine fremde und schlechte Sache leisten mußten? Für letzte Werte ... muß man ohne Rücksicht auf Erfolg einstehen, man muß die vorübergehende Niederlage hinnehmen, um die ... Glaubwürdigkeit der eigenen Sache zu retten. Doch es ist gar nicht sicher, ob ein bewaffneter Widerstand bloß den Wert und die Wirkung eines moralischen Protestes gehabt hätte ... Ein entschlossener Widerstand Österreichs (hätte vielleicht) ... Hitler vor weiteren Aggressionen zurückschrecken lassen ... ."
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