Das Adjektiv "bieder" und die dazugehörige Personifizierung des "Biedermannes" hatten einst ein positive, vorbildhafte Bedeutung und waren zu umschreiben mit den Eigenschaften ehrenwert, mutig und aufrichtig.
Nach dem Scheitern der Revolution von 1848 fanden sich zahlreiche Spottgedichte auf den bürgerlichen Spießer, für den sich als ironisches Pseudonym der Name "Biedermeier" durchsetzte, der nun für brave und angepaßte Beschränktheit und Unterwürfigkeit stand.
Erst um 1900 wurde die Stilbezeichnung "Das Biedermeier" gebräuchlich, jedoch nur für Möbel, Kleidermode, Kunstgewebe und Malerei.
Besonders charakteristisch für die Zeit des Biedermeiers ist das Zurückziehen der Menschen aus dem politischen Leben. Von Politik wollte ein Großteil des Bürgertums nichts mehr wissen, da ihm ohnehin jede Mitsprache verwehrt blieb.
1.1 Eine beschauliche Zeit
Mit dieser Zeit des Biedermeiers assoziiert man Harmonie, Bürgerfrieden, Bescheidenheit und Beschaulichkeit, wie sie in den österreichischen Bildern der Vergangenheit gezeigt wird. Es vermittelt ebenfalls eine traute, konfliktlose Zufriedenheit, in der jedem Menschen eine Rolle zugewiesen ist, die er genügsam und gottergeben ausfüllt.
Die Armut erscheint putzig und kauzig.
1.2 Bürgerliche Lebensweise und Kultur
Die Bürgerstube war das Zentrum des gesellschaftlichen Lebens. Es wohnten bis zu 3 Generationen in einem Haus, sowie ärmere Verwandte.
Die hierarchische Gliederung war streng patriarchisch (oberste Instanz Vater Ernährer, Repräsentant nach außen). Die Frau konzentrierte sich auf die häuslichen Bereiche.
1.3 Hygiene
Hygiene wurde im Biedermeier nicht gerade groß geschrieben. Abwässer der großen Städte flossen in den offenen Rinnstein, was zur Folge hatte, daß die Bürger regelmäßig von Epidemien wie der Cholera oder der Pest heimgesucht wurden.
Durch die Häuslichkeit des Biedermeiers erneuerte sich die Badekultur und die Toilette wurde zu dieser Zeit erfunden.
Öffentliches Baden war tabu, außer in den dafür vorgesehenen Kurorten (Marienbad, Karlsbad, Baden-Baden und Baden bei Wien).
1.4 Biedermeierliche Musik
Zwei musikalische Talente ragten damals unter vielen anderen hervor, das waren Ludwig von Beethoven und Franz Schubert.
Man traf einander und musizierte, wie damals bei den berühmten, auch heute noch existierenden Schubertiaden. Diese Zusammenkünfte bildeten im Vormärz einen beliebten Zirkel der politischen Diskussion führender geistiger Köpfe.
Neben der Hausmusik avancierte die wiener Tanzmusik, der Wiener Walzer, unter Josef Lanner und Johann Strauß (Vater und Sohn) zu einem begeisterten aufgenommenen Unterhaltungsvergnügen.
1.5 Das literarische Biedermeier
Die deutsche Literatur wurde zwischen 1815 und 1848 von mehreren Strömungen bestimmt. Einige Namen dieser Zeit waren E.T.A. Hoffmann, Goethe, Eichendorff und Lenau.
Die Literaten wie Freiligarth, Herwegh, oder Weerth versuchten das Volk durch ihre Texte geistig auf die Revolution im Jahre 1848 vorzubereiten.
Während der Adel das Burgtheater zum Hoftheater erklärte und somit im Sinne der Metternichschen Restauration das Bürgertum absonderte, wich der Kleinbürger in die Theater der Vorstadt aus. Nestroy und Raimund sind jene Possenschreiber des Biedermeiers, die durch Hinterlist die Zensur des Staates umgehen und sich somit in ihren Stücken über die politische Lage lustigmachen und das Theater als Ventil der Gesellschaft betrachten.
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