. 7. Juli. 1997
Starke lang andauernde Regenfälle in Nord- bzw. Südmähren und Ostböhmen haben Überschwemmungen verursacht, mancherorts sprach man sogar von einem Jahrhunderthochwasser. Auch der Bus- und Eisenbahnverkehr in den betroffenen Gebieten einen Kollaps.
Die Situation wurde auch durch einen teilweisen Zusammenbruch des digitalen Telefonbetriebes verkompliziert, etwa 2 7OO Telefonstationen in der Umgebung der Städte Bruntl, Olomouc und Frdek-Mstek waren von der Außenwelt abgeschnitten. In der südmährischen Stadt Zlín trat in der Nacht zum 7. Juli das normalerweise ruhig fließende Flüßchen Devnice über seine Ufer, überschwemmte Dutzende Hauskeller bzw. Straßen und verwandelte Zlín in eine aus mehreren inselähnlichen Teilen bestehende Stadt.
Kritisch war die Situation z.B. auch an dem Fluss Morava/ March, dessen Wasserstand sich dem 5. Juli verdreifacht hat.
. 8. Juli. 1997
Die Rettungsarbeiten, an denen die Feuerwehr, die Polizei der Tschechischen Republik, Hunderte von Soldaten, darunter auch Angehörige einer schnellen Einsatzbrigade und der Zivilverteidigung wie auch unzählige Freiwillige beteiligt waren, liefen ununterbrochen, wurden aber durch die andauernden Regenfälle und immer reißender werdenden Wasserströme kompliziert.
Mancherorts kam es bereits zum Einsturz von unterspülten Gebäuden, viele Ortschaften hatten kein Trinkwasser und keinen Strom mehr, es mangelte bereits an Lebensmitteln.
. 9. Juli. 1997
Es gab bereits mehrere Tote, außerdem galten über zehn Personen als vermißt gemeldet. Tausende von Menschen mußten evakuiert werden, viele mußten viele Stunden auf den Dächern ihrer Häuser verbringen, um sich vor den steigenden Fluten zu retten. Die Versorgung der Menschen war allerdings sehr schwierig, da das Trinkwasser vielerorts ungenießbar geworden war. Aus dem zu Anfang am schwersten betroffenen Gebiet um Bruntal trafen zwar inzwischen Meldungen ein, daß der Wasserstand langsam falle, dafür aber wälzten sich die Wassermassen unaufhaltsam nach Süden.
Am Mittwoch vormittag wurde gemeldet, daß sich das Wasser des Flusses Morava/March bereits in die historische Altstadt von Olomouc/Olmütz zu ergießen begann. Eine mächtige Flutwelle hat in den Vormittagsstunden auch die Gegend um Krom/Kremsier erreicht, eine zweite solche Welle wurde in Krom um etwa 14 Uhr erwartet. Aber auch in Ostböhmen verschlimmerte sich die Situation. In der Metropole Hradec Králové/Königgrätz drang seit Mittwoch morgen Wasser aus der Orlice/Adler in die Vorstädte, weil die Sanddämme, die seit Anfang des Jahrhunderts ihre Aufgabe zuverlässig erfüllt haben, gebrochen waren.
Auf ihrer regelmäßigen Sitzung hatte am Mittwoch vormittag die tschechische Regierung die Bereitstellung von mehreren hundert Millionen Kronen zur Hilfeleistung angekündigt. Umweltminister Jirí Skalicky äußerte sich allerdings dahingehend, daß die Sachschäden keinesfalls weniger als 10 Milliarden Kronen betragen würden.
Von den Überschwemmungen waren auch zahlreiche Bahnverbindungen in Ostböhmen und Mähren betroffen. Auch der Intercity Silesia nach Warschau fuhr nicht mehr. Ebenso wurden zahlreiche Grenzübergänge in Nordmähren geschlossen.
. 10. Juli. 1997
Rund ein Drittel der gesamten Fläche der Tschechischen Republik war an diesem Tage mittlerweile von dem Jahrhunderthochwasser betroffen. Während im Norden die Flüsse und Bäche zu sinken begannen und sich die Situation langsam zu beruhigen begann, erwarteten die Bewohner Südmährens und Mittelböhmens die Flutwelle erst. Am Mittwoch wurde das mittelmährische Krom/Kremsier überschwemmt.
Während der normale Wasserstand der Morava/March in der Denkmal geschützten Stadt bei 1 Meter 50 liegt, erreichte er am Donnerstag Morgen 7 Meter 19. Unter Wasser stand zudem die 100.000 Einwohner Stadt Olomouc/Olmütz, in der die Stromversorgung zusammenbrach. Im ostmährischen Ostrava/Ostrau sperrte der örtliche Krisenstab zwei Stadtteile, weil der Einsturz unterspülter Gebäudekomplexe droht. Auch das ostböhmische Hradec Kralové-Königgrätz wurde überflutet, nachdem der Hochwasser führende Fluss Orlice einen Schutzdamm durchbrach. Sämtliche Bahnverbindungen nach und in Nordmähren wurden eingestellt, internationale Schnellzüge nach Polen und die Slowakei wurden durch Südmähren umgeleitet, doch auch hier drohte beim Grenzübergang Lanzhot die Überflutung der Eisenbahnbrücke.
Seit Montag waren rund 12.000 Feuerwehrmänner und knapp 2.000 Soldaten im Einsatz, die von Innenministerium und Armee bereitgestellten Hubschrauber konnten bisher in den Krisengebieten 1050 Personen retten, die auf den Dächern ihrer überschwemmten Häuser auf Hilfe aus der Luft warteten. Insgesamt wurden einige Tausend Bewohner aus gefährdeten Gebieten evakuiert.
. 11. Juli. 1997
Die Wasseroberfläche in Nordmähren und im nördlichen Ostböhmen ist sank zwar schon leicht ab, - auch floß das Wasser bereits weniger reißend als noch vor 24 Stunden, in Hradec Králové/Königgrätz war der äußere Autobahnring wieder befahrbar, - aber der Schwerpunkt der Katastrophe hatte sich lediglich verlagert. Während über die Denkmal geschützte Stadt Kromeriz/Kremsier in Mittelmähren bereits die zweite Flutwelle der Morava/March hereingebrochen war, hatte der angeschwollene Fluß südmährische Städte erreicht. Am schlimmsten war die Situation in Uherské Hradiste am Unterlauf der Morava, etwa 40 km südlich von Kromeriz und der dazwischen gelegenen Stadt Otrokovice. In Uherské Hradiste mußte die Nationalstraße zur slowakischen Grenze geschlossen werden, weil die Morava über die Ufer getreten ist.
In einer Siedlung der Stadt Otrokovice bei Zlin mußten 7.000 Personen evakuiert werden. Hier mußten auch drei Stromumspannwerke abgestellt werden. Im südmährischen Straznice dagegen, wo die Flutwelle gegen Mitternacht erwartet wurde, war der Wasserstand am Freitag morgen erst um einen Zentimeter gestiegen .
. 14. Juli. 1997
Die verheerenden Überschwemmungen im östlichen Teil der Tschechischen Republik verlagerten sich in Laufe dieses Tages nach Südmähren. Die gesamte Gegend um den Fluß Morava/March mit all seinen Zuflüssen wurde zu einem einzigen riesigen See. Die Stadt Uherske Hradiste lag seit 3 Tagen unter Wasser. Insgesamt wurden inzwischen 150.000 Hektar Ackerboden überschwemmt.
Wie der Vorsitzende des Hochwasserkrisenstabes Miloslav Barchánek erläuterte, könne nicht mehr von einer klassischen Überschwemmung gesprochen werden, denn es handelte sich nicht nur um das Hochwasser, das die Morava mit sich führte. Eine riesige Wassermasse wälzte sich durch die Ebene Südmährens, - gespeist durch sämtliche Zuflüsse, sich in verschiedenen Richtungen ausbreitend, - von der niemand voraussagen konnte, wie sie sich weiter verhalten würde.
Insgesamt mußten in Tschechien wegen des Hochwassers bereits grob gerechnet 50.000 Menschen ihre Häuser verlassen. In Nordmähren, wo das Wasser gesunken war, konnten viele Leute schon in ihr Zuhause zurückkehren, aber diese Bezeichnung ist wohl nicht mehr am Platze. Alles war dick mit Schlamm bedeckt, Möbel, Kleidungsstücke, Geräte wurden unbrauchbar, ganz zu schweigen von Werkstätten, Fabriken, Bibliotheken, Krankenhäusern. An manchen Orten hatte das Wasser eine Meter hohe Wand aus Sand und Geröll zurückgelassen, zum Teil regnete es.
Verendete Tiere bildeten ein Gesundheitsrisiko, wegen Seuchengefahr durfte nur abgepacktes Wasser getrunken werden. Am schlimmsten betroffen waren nach den momentanen Erkenntnissen die Ortschaften Otrokovice bei Zlín und Troubky - allein dort gab es 8 Tote. Die Gesamtzahl der Todesopfer erhöhte sich mittlerweile auf mindestens 28 , manche Berichte sprachen sogar schon von 32 Opfern.
. 15. Juli. 1997
Die Wassermassen des Flusses Morava/March wälzten sich, nachdem sie am Wochenende die Stadt Uherské Hradiste überschwemmt hatten, unaufhaltsam weiter nach Süden. Das südmährische Hodonín, aus dem bereits am Sonntag 10 Tausend Menschen evakuiert worden waren, blieb bislang von einer Katastrophe verschont , - dank der teilweise gelungenen Umleitung der Flutwelle in Nebenflüßchen und Kanäle. Mittlerweile verbreitete sich auch die Morava in die Wälder um Luzice. Im Norden Mährens und im östlichen Böhmen dagegen wurde bereits aufgeräumt, die Schäden wurden bilanziert und Finanzierungsprogramme aufgestellt.
. 17. Juli. 1997
Die Hochwasserkatastrophe ging, zumindest was die Tschechische Republik betrifft, ihrem Ende entgegen. Im südmährischen Hodonín hatte es eine Entwarnung gegeben und somit konnten die Menschen wieder in ihre Häuser zurückkehren.
. 18. Juli. 1997
Die Meteorologen warnten von einer neuen Katastrophe. Nach der Wettervorhersage sollte es nämlich am Freitag ein starker Regen beginnen, der bis zum Dienstag andauern sollte. Die Regenschauern sollten sich auf das ganze Gebiet der Tschechischen Republik ausbreiten, die stärksten Niederfälle wurden jedoch wieder in den Gebieten erwartet, die schon in den vergangenen zwei Wochen mit dem Wasser zu kämpfen hatten. Es fielen über 50, auf einigen Stellen sogar 100 Milimeter Wasser, d.h. 100 Liter pro Quadratmeter.
Wie die Wasserwirtschafter schätzten, so stiegen die Flüsse in den schon früher betroffenen Regionen praktisch sofort, weil der Boden durchnäßt waren und somit kein Wasser mehr einsaugen konnten, zudem lagen einige Gebiete noch unter Wasser.
Die Behörden forderten dort die Bewohner auf, sich Vorräte an Wasser und Lebensmitteln für mindestens drei Tage zu besorgen, weil sie mehrere Tage ohne Verbindung mit der Umwelt bleiben könnten. Das Wasser wurde aber auch an böhmischen Stauseen abgelassen, an der Moldau griffen die Wasserwirtschafter nach dieser Maßnahme bei den Talsperren Lipno, Rímov und Husinec. Der Umweltminister und Regierungsbevollmächtige für die Beseitigung der Hochwasserschäden, Jiri Skalicky, sah in der Wettervorhersage keinen Grund zur Hysterie und Angst vor weiteren Überschwemmungen. Auf einer Pressekonferenz am Freitag erklärte er wörtlich: \"Wir müssen unbedingt bereit sein, und ich halte dazu alle zuständigen Hochwasserorgane an, aber es gibt keinen Grund zur Hysterie. Es gibt keinen Grund dafür, die Leute wiederholt zur Evakuierung und zum Einkauf der Vorräte von Essen und Trinkwasser aufzufordern.\"
. 21. Juli. 1997
Die heftigen Regenfälle, die in der Nacht zum Freitag einsetzten, hatten an diesem Wochenende auch Gebiete bedroht, die in den davor liegenden Wochen noch nicht betroffen waren. In der Unesco-Denkmalstadt Cesky Krumlov/Böhmisch Krumau in Südböhmen wurden am Freitag abend Keller überschwemmt und die Moldau leckte gefährlich nahe an die historischen Bauten am Ufer. Hier aber hörte es bereits am Samstag zu regnen auf, und somit konnten auch die Bewohner Prags sicher sein, daß sie von einem Moldau-Hochwasser verschont bleiben würden. Besonders schlimm war die Situation am Wochenende im Krkonoze, dem Riesengebirge, wo der Quellfluß der Elbe bereits in den höheren Lagen zu einem unberechenbaren Element geworden war. In der Nähe des Ferienortes Spinderluv Mlyn/Spindlermühl riß das Wasser eine Brücke mit, und die Verbindungsstraße nach Vrchlabí/Hohenelb musste gesperrt werden. Vrchlabí wurde von der Wasserversorgung abgeschnitten. Auch das Flüsschen Jizera/Iser, das im Norden des Landes im Isergebirge entspringt, wurde an diesem Wochenende zur Bedrohung. In der nur 60 km von Prag gelegenen Skoda-Stadt Mladá Boleslav/ Jungbunzlau mußte deswegen die höchste Alarmstufe ausgerufen werden.
In Mähren wiederholte sich für viele Menschen das Schreckensszenarium der vergangenen zwei Wochen. In Ostrava/ Mährisch Ostrau wurde am Sonntag morgen Alarmbereitschaft ausgerufen und erneute Evakuierungen angeordnet, die aber dann glücklicherweise nicht durchgeführt werden mußten. In der kleinen Gemeinde Troubky am Flüsschen Becva, die in den vergangenen Wochen am schlimmsten betroffen gewesen war, kamen am Sonntag einige Dutzend Einwohner zu einem Gottesdienst zusammen, am Nachmittag bereits mußten sie sich aber erneut zur Evakuierung bereitmachen.
. 22. Juli. 1997
Im mährischen Otrokovice, einer Stadt mit 20 Tausend Einwohnern in der Nähe von Zlín, mußten am Montag nachmittag erneut etwa 6.000 Einwohner evakuiert werden. Besonders im nördlichen Mähren hatten nämlich einige Flüsse nach anhaltendem Regen erneut begonnen, gefährlich anzusteigen. In der nordmährischen Industriemetropole Ostrava/mährisch Ostrau, die an der Oder liegt, ist die Alarmbereitschaft noch nicht aufgehoben worden. Am Dienstag vormittag normalisierte sich die Lage weitgehend, jedoch droht nun wiederum im südlichen Mähren Gefahr. Nach weiteren Regenfällen stieg wieder die Morava/March und versetzte die Bewohner von Olomouc/Olmütz und in Alarmbereitschaft. Sie müßten sich ebenso wie die Bewohner von Litovel auf eine Evakuierung gefaßt machen. In Olomouc wurde unaufhörlich der Damm verstärkt. Mehr könne man nicht mehr machen, sagte der Chef der örtlichen Hochwasserkommission. Auch die zerstörten Dämme im stark mitgenommenen Uherské Hradiz³ wurden fieberhaft geflickt, bevor die erwartete Hochwasserwelle der Morava herangespült kamt. Kritisch sieht es im südlichsten Mähren im Gebiet Breclav aus. Hier floß die ebenfalls angeschwollene Dyje/Thaya in die Morava, die sich hier deshalb gewaltig zurückstaut.
. 23. Juli. 1997
Die höchste Warnstufe galt an diesem Tag weiterhin für einige an dem Fluß Morava/March liegende Gebiete in Mittel- bzw. Ostmähren, nämlich in den Städten Kromeriz, Spytihnev und Stráznice.
Es wurde zwar gemeldet, daß der Wasserpegel der March gesunken sei, doch es handelte sich hierbei nur um einen Zentimeter pro Stunde und insgesamt eigentlich nur um wenige Zentimeter. Dies trifft ebenfalls für den kritischsten Punkt am Oberlauf der Oder in dem Stadtviertel Nová Ves in der nordmährischen Industriestadt Ostrava zu. Trotzdem wurden die Zentimeterangaben in den Meldungen als Grund zu Optimismus gesehen.
. 25. Juli. 1997
Wie der Vorsitzende der zentralen Hochwasserkomission, Umweltminister Jiri Skalicky, am Donnerstag erklärt hatte, wurden die Hochwasserkomissionen in den einzelnen Kreisen ab Freitag die Koordinierung der Schutzmassnahmen übernommen, und zwar mit Ausnahme der Kreise Breclav-Lundenburg, Hodonin-Göding, Uherske Hradiste-Ungarisch Hradisch in Südmähren und Zlín in Mittelmähren, wo die Lage von der Hochwasserkomission bei dem Fluß Morava-March und dessen Zuflüsse beobachtet wurde.
Die Zentralkomission löste auch ihren Krisenstab auf. Die dritte Warnstufe blieb in der Region von Breclav. Hochwasserallarm besteht auch weiterhin in der Region von Otrokovice- Otrokowitz, Uherske Hradiste und Hodonin, wo die Dämme durchzubrechen drohten. Weiter galt die dritte Warnstufe an der March in Straznice und am Fluss Svratka in Zidlochovice in Südmähren. Auch an der Oder, und zwar in Bartonovice, galt die Warnstufe drei. Aus dem Vergleich mit historischen Aufzeichnungen ging hervor, daß es sich eindeutig um das verheerendste Hochwasser in Mähren und in Schlesien in diesem Jahrhundert handelt, und zwar sowohl, was das Ausmaß und die zeitliche Dauer als auch die Größe des heimgesuchten Gebiets anbelangt. Bisher wurden keine außerordentlichen epidemiologischen Vorkommnisse in den betroffenen Gebieten verzeichnet. Was die Erneuerung des Eisenbahnverkehrs betrifft, so fuhren ab Samstag, dem 26. Juli, Züge, die aus Prag nach Mähren, und bislang ihre Endstation in Zabreh na Morave hatten, bis nach Olomouc-Olmütz.
. 28. Juli. 1997
Die Morava/March sanl seit Freitag morgen überall um mindestens einen halben Meter, in Olomouc um über 80 cm und andern Orts noch mehr. Bedroht war immer noch das Gebiet um Hodonín und Bêeclav im südlichsten Mähren, weil dort nach wie vor die Gefahr von Deichbrüchen bestand. Immerhin galt aber auch dort nur noch Hochwasseralarmstufe 2.
. 29. Juli. 1997
Der einzige Landkreis Tschechiens, in dem an diesem Tag noch immer Hochwasseralarm der Stufe 3 bestand, war Breclav, wo die Morava/March wegen des niedrigen Gefälles der Landschaft immer noch weite Flächen überflutete. Andern Orts wurde der Hochwasseralarm zum größten Teil völlig aufgehoben. Selbst die Oder, zu diesem Zeitpunkt Synonym des Schreckens an der polnisch-deutschen Grenze, wurrde an ihrem Oberlauf wieder zahm. In der nordostmährischen Industriemetropole Ostrava wurde der Alarm aufgehoben , gesperrt blieb allerdings noch der Stadtbezirk Nová Ves.
. 4. August. 1997
Die Lage in den von dem katastrophalen Hochwasser betroffenen Regionen in Mähren und Nordböhmen entspannte sich auch weiterhin langsam. Die Pegel der Wasserläufe sanken, immer weniger Gebiete und Gemeinden standen unter Wasser. Doch dort, wo das Wasser verschwand, tauchten neue Probleme auf: zum einen kam erst zu diesem Zeitpunkt das gesamte Ausmaß der Schäden zum Vorschein. Viele Häuser, die den Wassermassen zwar standhielten, mußten trotzdem abgerissen werden. Allein im mährischen Olomouc waren dies zum Beispiel 185 Häuser, da deren Fundamente aufgeweicht waren.
. 5. August. 1997
Nach den Aussagen von Umweltminister Skalicky waren die von den Überschwemmungen betroffenen Gebiete aus dem Gröbsten heraus. Die Trinkwasserversorgung wurde wieder hergestellt, ebenso die Gas- und Elektrizitätslieferungen. Die Arbeiten am Telefonnetz und den Verkehrswegen gingen zügig vonstatten, sagte Skalicky am Montag, mußte aber auch eingestehen, daß die Lage in einigen Gebieten nicht so rosig aussieht. Z.B. in den Bezirken Prerov oder Bruntál, wo das Wasser, das nun wieder aus den Wasserhähnen floß, noch nicht zum Trinken geeignet war.
. 6. August. 1997
Die in der Nähe von Zlín direkt am Fluss Morava/March gelegene Stadt Otrokovice war von den Überschwemmungen besonders schlimm betroffen. Industrie- und Handelsminister Kühnl besuchte hier am Dienstag die Aktiengesellschaft Toma Otrokovice und das Reifenwerk Barum Continental. Nach seinen Worten hat, was sein Ressort betrifft, die Priorität bei der Schadensbeseitigung bei den Energiewerken gelegen. An zweiter Stelle seien nun die Betriebe an der Reihe, deren Funktionieren lebenswichtig sei, wie z.B. der Bereich Gesundheitswesen.
. 7. August. 1997
Eine ernsthafte Bedrohung stellte für die Menschen, die mit den Hochwasserfolgen kämpften, eine Infektionserkrankung dar, der seit 5. August zwei Menschen erlagen. Im Krankenhaus von Ostrava starben zwei Männer an einer Leptospirose-Infektion. Die beiden hatten sich bei Räumungsarbeiten in überschwemmten Häusern angesteckt. Wie Cestmir Benes, Epidemiologe im Staatlichen Gesundheitsinstitut, gegenüber der Tageszeitung Mladá fronta Dnes erklärte, war diese Art der Leptospirose, die sich durch den Urin von Wanderratten im Wasser verbreitet, so ziemlich das schlimmste, woran sich die Menschen anstecken können.
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