Autor Meinung zu den Britannienüberfahrten
Stade Die Übergänge nach Britannien warfen politische und militärische Probleme auf und sollten nach den waghalsigen Unternehmungen jenseits des Rheines das Prestige Caesars weiter steigern. Indem Caesar seine Fehler bei Planung und Durchführung der Operationen in diesem Falle offen zugibt und zugleich das Meistern eben jener beschreibt, stellt er sich selbst wiedermals als überlegener Feldherr dar.
Meier Caesar vermutete jenseits des Kanals wahrscheinlich auch große Reichtümer aller Art und führte die erste Expedition nur als Ouvertüre zu einem späteren Feldzug durch. Diese Expedition brachte ihm wohl zu seinem Verdruß nur den Ruhm ein, eine unbekannte Insel betreten zu haben und er war froh, sie beendet zu haben. Nach der zweiten Überfahrt war Britannien noch nicht erobert, der auferlegte Tribut wurde wahrscheinlich nie entrichtet und Caesar verlor als erste große Schlappe seit Beginn seiner Statthalterschaft den Feldzug und ein Jahr. Er hatte sich bei der Suche nach immer spektakuläreren Erfolgen übernommen.
Gesche Caesar ging in der Absicht nach Britannien, dieses Gebiet weitgehend unter römische Kontrolle zu bringen. Er war wohl realistisch genug, um nicht sofort an eine totale Einbeziehung Britanniens in das römische Reich zu denken, aber allein die sorgfältigen Vorbereitungen vor der zweiten Überfahrt lassen diesen Schluß zu. Obwohl von Inbesitznahme der südenglischen Gebiet nicht die Rede sein kann, steigerten gerade diese Fahrten Caesars Prestige und Ansehen in Rom nicht unerheblich. Auch die Zeitgleiche der ersten Expedition mit dem ersten Rheinübergang ist kein Zufall, Caesars Maßnahmen am Rhein können u.U. als direkte Vorstufe und Vorbereitung der Fahrt nach Britannien angesehen werden.
Gelzer Die Überfahrt nach Britannien sollte eine dauerhafte Besitzergreifung dieses reichen Landes einleiten und in Rom Eindruck machen. Caesar erfuhr jedoch eine Schlappe, da die erhoffte, reiche Beute ausblieb und er den Feldzug aufgrund der sich verschlimmernden Lage in Gallien abbrechen mußte.
Mommsen Caesar wollte den Britanniern mit der ersten Überfahrt lediglich die militärische Macht Roms vorführen und dachte weniger an eine Eroberung Britanniens. Trotzdem war er nach der ersten Expedition mit dem Erreichten hoch unzufrieden und bereitete die zweite Überfahrt wesentlich besser und umfangreicher vor. Caesar plante wohl diesmal die Eroberung Britanniens, scheiterte jedoch an der klugen Verteidigungstaktik des Cassivellaunus und an der Unbrauchbarkeit der italischen Ruderflotte, denn auch das der Tribut niemals entrichtet wurde, ist gewiß. Den einzigen Erfolg, den Caesar wahrscheinlich neben dem Ruhm verbuchen konnte, war, daß von der britannischen Insel wohl keine weiteren Hilfstruppen nach Gallien entsandt wurden.
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