Die Legenda Aurea diente als Hauptquelle für viele theologische Schriften, die gegen Ende des 13. Jh. im deutschen Sprachraum entstanden und wurde auch in drei wichtigen Übersetzungen mehr oder weniger vollständig ins Deutsche übertragen.
Die Elsässische Legenda Aurea entstand um 1350. Der Strassburger Übersetzer hält sich im Bestand der 190 Legenden an seine lateinische Vorlage, bei der Umsetzung des Textes verfährt er aber ziemlich frei. Er erlaubt sich sogar persönliche Anmerkungen, meistens Bestätigungen des Wahrheitsgehaltes bestimmter Episoden, und lässt eine Reihe von Mirakeln, Kommentaren, historischen und gelehrten Details zu Gunsten der Erzählflüssigkeit weg. Das Werk wurde vor allem hagiographisches Handbuch verschiedener Frauenorden.
Bald danach, um 1357, wurde wohl in einem Kloster in Brabant die Erste mittelniederländische Legenda Aurea vollendet. Hier bemüht sich der Übersetzer um eine möglichst lückenlose Vermittlung der Vorlage. In einem polemischen Prolog werden im Gegensatz zum wenig vorbildlichen Leben vieler Weltpriester die Heiligen als die eigentlichen Nachfolger Christi bezeichnet. Besonders die Einsiedler, die hier vor den Bekennern und Märtyrern genannt werden, werden hervorgehoben. Im Zuge der "Windesheimer Kongregation" fand dieses Kompendium rasche Verbreitung bis weit ins deutsche Sprachgebiet hinein, blieb aber vorwiegend auf geistliche Gemeischaften beschränkt.
Zu Ende des 14. Jh. entstand im Nürnberger Dominikanerkloster die Sammlung Der Heiligen Leben, das eine reine Zusammenstellung der Heiligenlegenden ohne der, im Original dazwischenliegenden, Anmerkungen zu den Festen des Kirchenjahres darstellt. Die Sammlung, entstanden aus einer Reform des Predigtordens, war zunächst wohl zur Tisch- und Privatlesung in den Frauenkonventen bestimmt, erreichte aber bald alle lesefähigen Stände und wurde zu einem enormen Erfolg. Sie diente der Lektüre von Laienbrüdern, Weltpriestern, Adeligen, Patriziern, als ikonographisches Handbuch für Künstler und sogar als Quelle für Meistersinger.
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