Heute wird die Todesstrafe noch immer in vielen Staaten der Erde vollstreckt. Die
Rechtfertigungen, die dafür immer wieder verwendet werden, sind schon antiquiert.
Immer wieder werden folgende Gründe vorgebracht:
Die Todesstrafe dient der Abschreckung
Dieses Argument wurde bereits vor längerem durch Studien widerlegt. Keine Studie, keine wissenschaftliche Statistik konnte dieses Argument je belegen. Im Gegensatz dazu belegen Studien eindeutig, dass die meisten Länder, welche die Todesstrafe abgeschafft haben eine niedrigere Mord- und Mordversuchsrate haben als die Länder, in denen diese Strafe noch praktiziert wird. Kriminologen sind sogar davon überzeugt, dass Hinrichtungen Gewaltverbrechen fördern können, da die Hemmschwelle vom Staat gebrochen wird, indem der Staat selbst das Töten für sich billigt. Die Vorbildfunktion des Staates geht dabei verloren. Als Beispiel kann man die US-Bundesstaaten Texas, Louisiana und Florida anführen. In diesen Staaten werden die meisten Hinrichtungen vollzogen. Diese Bundesstaaten hingegen haben aber auch die höchste Rate an Gewaltverbrechen der Vereinigten Staaten. Da die meisten Kapitalverbrechen in einer
enormen Stresssituation ausgeführt werden, ist es auch nicht anzunehmen, dass der Täter in dieser Situation in der Lage ist, Tat und daraus resultierende Konsequenzen gegeneinander abzuwägen.
Die Todesstrafe dient der Vergeltung
Niemandem kann durch den Tod des Täters geholfen werden. Es kann weder das Verbrechen gemindert noch ungeschehen gemacht werden. Es werden bei den Anhängern der Todesstrafe nur Rachegelüste befriedigt. Ist der Staat nicht verpflichtet solchen Gelüsten überlegen gegenüber zu stehen? Wird nicht eher der moralische Standpunkt des Staates in Frage gestellt?
Wer tötet, hat sein Leben selber verwirkt
Mit der Verhängung der Todesstrafe stellt sich der Staat auf das selbe Niveau das der Täter zur Zeit der Ausübung der Tat hatte. Man muss sogar sagen, dass dem Staat in diesem Fall noch mehr Schuld zukommt, da dieser ja den Tot in vollem Bewusstsein anordnet. Weiters maßt sich der Staat eine Entscheidung göttlicher Art an. Der Staat soll dem in ihm lebenden Volk ein angenehmes Zusammenleben ermöglichen aber nicht über Tot oder Leben der Bevölkerung entscheiden dürfen. Es gibt keinen Gesetzestext, der auf dieser Einstellung basieren könnte. Ein Dieb hat ja auch nicht das Recht auf Eigentum verwirkt. Stellt man nun folgende Faktoren gegenüber, wird man zu einem erschütternden Ergebnis kommen müssen. Der Verurteilte handelt in der Regel als Einzelperson, er leidet an einer psychischen Erkrankung, hat Probleme mit Drogen, Alkohol oder ist fanatisch. Seine Handlungen werden zumeist in einer enormen Stresssituation durchgeführt, in der er dem Zufall des Geschehens mehr oder weniger ausgeliefert ist. Seine Handlung ist sicher nicht befürwortbar oder entschuldbar. Es ist auch unbestritten, dass eine Bestrafung notwendig ist. Im Gegensatz aber zum Staat, in dem mehrere \"normale\" Menschen urteilen. Völlig ruhig und bedacht zu Gericht sitzen und über das Schicksal des Täters planen. Wie kann man einen Staat nennen der nach dem Kopf eines
vielleicht verwirrten oder kranken Menschen ruft, sich aber selber anmaßt, mit ruhigem Gewissen über Leben und Tod zu entscheiden.
Die Todesstrafe hält Terroristen von Attentaten ab
Dieses Argument ist insofern nicht anwendbar, als Terroristen aus Überzeugung töten und sich von nichts abschrecken lassen würden. Durch die Anwendung der Todesstrafe wird sogar das Gegenteil bewirkt. Werden Terroristen hingerichtet, werden diese von den Mitstreitern noch als Märtyrer angesehen. Nebenbei werden diverse Racheanschläge durchgeführt, die den Verlust des Lebens Unbeteiligter nach sich zieht.
Die Todesstrafe ist die gerechte Strafe
Die Todesstrafe wird immer wieder zur Unterdrückung oppositioneller, rassischer. ethnischer, religiöser und unterprivilegierter Gruppen benutzt. Eine Kommission hat z.B. im Auftrag des Präsidenten der Vereinigten Staaten eine Untersuchung durchführen lassen, deren Ergebnis folgendermaßen lautet: "Die Todesstrafe wird überproportional oft für Arme, Schwarze oder Außenseiter der Gesellschaft verhängt." Weiters wurde durch Studien belegt das z.B. in Florida 40 mal so viele Schwarze zum Tode verurteilt werden als Weiße. Wenn der Staat die Ermordung eines Menschen anordnet ist es nebenbei auch etwas unverständlich, dass Mord etwas unrechtes darstellt. Die Härte der Folter und der Todesstrafe rechtfertigt niemals deren Anwendung, geschweige denn auch nur einen Gedanken an eine solche Rache. Durch die Todesstrafe wird einem Delinquenten jegliche Möglichkeit einer Sühne genommen.
Die Todesstrafe ist die kostengünstigere Variante
Studien in verschiedenen Amerikanischen Bundesstaaten haben dieses Argument eindeutig widerlegt. Eine sehr detaillierte Studie der Duke University aus dem Mai 1993 hat ergeben, dass dem Staat North Carolina eine Exekution um 2.16 Millionen Dollar mehr kostet als würde man den Täter lebenslänglich in Haft behalten. Noch deutlicher wird dieses an der Berechnung von Professor Richard Moron und Joseph Ellis anhand der Stadt New York. Es wurde berechnet, dass wenn man in New York fünf Jahre lang mit der Todesstrafe bestrafen würde, um die selben Kosten weitere 250 Polizeibeamte eingestellt werden könnten als auch Gefängnisse für 6000 zu lebenslanger Haft verurteilter Täter gebaut werden könnten.
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