Im September 1965 übernahm General Thieu als Präsident nach der langen Staatsstreichstrategie in Saigon die volle Regierungsgewalt, die er bis wenige Tage vor der Kapitulation Saigons im Frühjahr 1975 behielt. Der autoritär regierende Thieu erwies sich für die USA als ein ebenso eigenwilliger, misstrauischer und unbequemer Partner, wie es der gestürzte Präsident Diem gewesen war. Allerdings schien sich die politische und militärische Lage unter der Thieu-Regierung zunächst entscheidend zugunsten Südvietnams zuwenden.
Als sich im Oktober 1966 in Manila mit Präsident Johnson an der Spitze die Regierungschefs der Staaten versammelten, die Washingtons Kriegsführung im Vietnam aktiv unterstützten, neben den SEATO-Mitgliedern vor allem Südkorea, wurde auf dieser Konferenz bereits der unmittelbar bevorstehende Endsieg der Alliierten in Indochina gefeiert.
Umso größer war der Schock, als die Kommunisten in der ersten Februarwoche 1968 die Kampfruhe des buddhistischen Neujahrsfest (Tet) brachen und an allen wichtigen Plätzen in Südvietnam zu einer den Gegner völlig überraschenden Großoffensive antraten. 36.000 nordvietnamesische Soldaten sowie Vietcon-Guerillas griffen nach einem detailliert geplanten und genau koordinierten Plan 28 von den insgesamt 44 südvietnamesichen Provinzhauptstädten an und zerstörten Flugplätze und Stützpunkte, führten in Saigon tagelange Straßenkämpfe, konnten dort sogar zeitweise die amerikanische Botschaft besetzen und eroberten für Wochen den Kern der alten Kaiserstadt. Die Kommunisten gingen überall, wo sie eindrangen, mit grausamen Terror vor. Die Hoffnung der Kommunisten, dass sie mit dieser Offensive einen allgemeinen Volksaufstand entfachen könnten, wurde bitter enttäuscht. Ihr militärischer Großangriff blieb letztlich erfolglos; dennoch bedeutete er politisch-psychologisch für Hanoi einen beispiellosen Triumph, weil er in Washington die Bereitschaft zur Aufnahme von Friedensverhandlungen auslöste. Diese Bereitschaft wurde von Präsidenten Johnson, gleichzeitig mit dem resignierten Verzicht auf seine Wiederwahl, am 31 März 1968 öffentlich verkündet.
Die Tet-Offensive kostete ungefähr 1.000 amerikanische und 2.000 südvietnamesische Soldaten das Leben, doch mit ca. 32.000 Todesopfern waren die Verluste auf Seiten der Nordvietnamesen mehr als zehnmal so hoch. Es war das erste Mal, dass die Guerilleros sich zeigten, dass sie sich an offenen Gefechten beteiligten, und die Entscheidung zu einem Angriff auf beider Front zwang sie, sich auf einem Gelände zum Kampf zu stellen, dass sie normalerweise nie gewählt hätten. Die überlegene amerikanische Feuerkraft vernichtete fast die gesamte Infrastruktur der Guerilla.
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