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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Widerstand

Sozialismus

Allgemeine darstellung des "deutschen widerstandes im historischen kontext



Zu keiner Zeit hat das Deutsche Volk, - wie es allzu oft heißt -, geschlossen hinter Hitler gestanden. Schon vor Hitlers Ernennung zum Reichskanzler durch Hindenburg haben sich Widerstandsgruppierungen gegen ihn und seine Partei gebildet. Im Sommer 1932 wurde auf Anweisung der SPD - Führung für den Fall, daß der legale Apparat von Weimar nicht mehr arbeiten könne, in Leipzig, Hamburg, Magdeburg und Hannover Gruppen der zuverlässigsten und aktivsten Funktionäre gebildet. Diese warteten auch am 30. Januar 1933, am Tag der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, auf den Befehl zum Kampf. Vergeblich. Auch hatten sich spontane Demonstrationen gegen seine Ernennung zum Reichskanzler in mehreren Städten gebildet. Gewerkschaftler waren entsprechend den Anweisungen zu einem Generalstreik bereit. Doch weder die SPD - Führung noch der Allgemeine Deutsche Gewerkschafts - Bund waren in der Lage den Startschuß zu geben. Sie glaubten nicht an einen Erfolg, denn "in der Zeit der Arbeitslosigkeit ist ein Streik keine wirksame Waffe\".

Das Ende der Parteien - außer der NSDAP -, als legale Oppositionen war vorprogrammiert: Als Hitler am 23. März 1933 vom Reichstag die Zustimmung zum sogenannten "Ermächtigungsgesetz\" forderte, durch das er die Vollmacht erhielt, Gesetze ohne Zustimmung der Volksvertretung und ohne Berücksichtigung von Verfassungsbestimmungen zu erlassen, stimmten nur die noch 94 freien anwesenden Abgeordneten der SPD gegen diese Selbstentmachtung des Parlaments. Am 17. Mai hatte Hitler dann die volle Zustimmung zu seinem Ermächtigungsgesetz. Diese volle Zustimmung ist als letzte Hoffnung der Parteien zu verstehen, nicht in die Illegalität abgedrängt zu werden. Doch bis zum 5. Juli lösten sich dann die Parteien unter mehr oder weniger starkem Druck der NSDAP auf.

Von nun an hatte Hitler freie Hand seine Diktatur zu errichten: Am 31. März wurde durch das "Gleichschaltungsgesetz\" die Selbständigkeit der Länder aufgehoben und die Landtage aufgelöst. Am 27. April begann der Aufbau der Geheimen Staatspolizei. Am 2.5. wurden die Gewerkschaften durch Verhaftung ihrer Funktionäre und die Besetzung ihrer Gewerkschaftshäuser durch SA und SS gleichgeschaltet. Am 14. Juli wurde per Gesetz die Neugründung von Parteien verboten. Jede oppositionelle Tätigkeit, jede kritische Äußerung gegen das Regime wurde von nun an als "staatsfeindlicher Akt\" streng bestraft. Der Totalitäre Staat war somit errichtet.

Die Basis des Deutschen Widerstandes gegen das Hitler - Regime war eine weitverbreitete Überzeugungsgegnerschaft, die nach Ausschaltung aller legalen Oppositionsmöglichkeiten einen anderen Durchbruchsweg suchte. Diese innere Opposition fand sich insbesondere in den staatstragenden Schichten der Weimarer Republik, unter Gemeindemitgliedern und Geistlichen beider christlichen Bekenntnisse, bis zu den Kirchenführern hinauf, bei den Protestanten von der Bekennenden Kirche gestützt. Andere Oppositionelle waren überzeugt, daß der Krieg eine Katastrophe für Deutschland werden müsse, und wollten den Zusammenbruch vermeiden oder abschwächen (führende Persönlichkeiten der Wehrmacht und der Konservativen auch einzelne Nationalsozialisten). Die deutschen Kommunisten waren seit 1933 in der Untergrundbewegung.

Die Opposition richtete sich insbesondere gegen das Führerprinzip, die Gleichschaltung in Verfassung Verwaltung und in allen Organisationen, gegen das Einparteiensystem, die Unterdrückung aller Andersdenkenden, die Behinderung der Kirchen, die Vergewaltigung des Rechts, vor allem die verbrecherische Verfolgung der Juden und anderer rassischer Minderheiten, die "Liquidierung\" politischer Gegner ohne Gesetz und Urteil, die Vernichtung "lebensunwerten Lebens\", die Korruption innerhalb der Parteiführerschaft, die Expansionspolitik, Hitlers Eingriffe in die militärische Kriegführung seit 1941, die Terrorisierung der Zivilbevölkerung besetzter Gebiete und sinnlose Weiterführung des Aussichtslos gewordenen Krieges.

Innerhalb der Kreise und Gruppen der aktiven Widerstandsbewegung herrschten unterschiedliche Beweggründe und Ziele, entsprechend ihrer politischen Einstellung. Mehrere Widerstandsgruppen kamen aus den Gewerkschaften und der Sozialdemokratie. Der Kreisauer Kreis faßte besonders jüngere Kräfte aus verschiedenen Lagern zusammen und schuf dadurch Querverbindungen zu Konservativen und Sozialisten. Die Gruppe der "Weißen Rose\" (Kurt Huber / Geschwister Scholl) entfaltete aus christlichem Ethos eine intensive Agitationstätigkeit. Der "Solf Kreis\" unterhielt Beziehungen besonders in die Schweiz. Die "rote Kapelle\" umfaßte besonders linksgerichtete Intellektuelle und Kommunisten; ein "äußerer Kreis\" stand in Verbindung mit der Sowjetunion.



Klarheit bestand unter den Widerstandsgruppen darüber, daß ein Sturz des Hitlerregimes nur unter entscheidender Teilnahme der Wehrmacht möglich sei. Der Plan, 1938 während der Sudetenkrise einen militärischen Staatsstreich durchzuführen, kam infolge des Münchner Abkommens nicht zur Durchführung. Auch die Absicht, Hitlers Westoffensive durch eine Erhebung zu verhindern (Spätherbst 1939), wurde aufgegeben. Versuche mit westlichen Staatsmännern Fühlung aufzunehmen, um Bedingungen für die Behandlung Deutschlands im Falle des Umsturzes festzulegen, stießen bei diesen auf vorsichtige Zurückhaltung. Mehrere Attentatspläne gegen Hitler nach dem Fall Stalingrads scheiterten bereits in der Vorbereitung.

Der Aufstandsversuch vom 20. Juli 1944 sollte nach vorübergehender Militärdiktatur ein auf Recht und Freiheit gegründetes Staatssystem wiederherstellen. Als Staatsoberhaupt war Generaloberst Beck, als Reichskanzler Dr. Goerdeler, als Chef der Wehrmacht Generalfeldmarschall von Witzleben vorgesehen. Über die Grundsätze der inneren Neuordnung Deutschlands im einzelnen bestanden keine einheitlichen Vorstellungen. Die einen erstrebten den Ständestaat, andere eine sozialistische Gesellschafts- und Staatsordnung mit starker Stellung der geplanten Einheitsgewerkschaft. Außenpolitisch hoffte man trotz der fehlenden Zusagen, mit den Westmächten gegen Räumung aller besetzten Gebiete und andere Zugeständnisse zu einem Einvernehmen zu kommen, das die Reichseinheit und die Reichsgrenzen sichern würde.

Bei dem Attentat des Grafen Claus Schenk von Stauffenberg am 20. Juli 1944 kam Hitler mit geringen Verletzungen davon. Die in der Annahme, Hitler sei tot, in Berlin ergriffenen Maßnahmen scheiterten, da das Wachbataillon gegen die Aufständischen Stellung nahm, nachdem es sich erwiesen hatte, das Hitler am Leben war.



Ein Zitat aus Hitlers Rede, die er in der Nacht nach dem Attentat über alle deutschen Sender hielt: "Eine ganz kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich verbrecherischer dummer Offiziere hat ein Komplott geschmiedet, um mich zu beseitigen und zugleich mit mir den Stab der Deutschen Wehrmachtsführung auszurotten... Der Kreis, den diese Usurpatoren (= jdm. der widerrechtlich die Macht ergreift) darstellen ist ein denkbar kleiner. Er hat mit der deutschen Wehrmacht und vor allem mit dem Deutschen Heer nichts zu tun. Es ist ein ganz kleiner Klüngel verbrecherischer Elemente, die jetzt unbarmherzig ausgerottet werden.\" Und so geschah es dann auch: Die militärischen Führer des Aufstandes im OKW (=Oberkommando der Wehrmacht) - Gebäude endeten durch Selbstmord oder wurden standrechtlich erschossen. Das nationalsozialistische Regime ergriff umfassende Gegenmaßnahmen, in die Tausende verwickelt wurden; die militärischen Führer der Widerstandsbewegung wurden aus der Wehrmacht ausgestoßen, die meisten vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet, ebenso die führenden Teilnehmer aus dem zivilen Bereich; die noch nicht Abgeurteilten wurden, zum Teil in den letzten Tagen der Kapitulation, in Konzentrationslagern oder in Gefängnissen ermordet. Die genaue Zahl der Opfer kann nicht erfaßt werden.

In den von der deutschen Wehrmacht während des zweiten Weltkrieges besetzten Ländern bildeten sich nach und nach Widerstandsgruppen, die zunehmend den deutschen Militärapparat bekämpften. Besondere militärische Maßnahmen gegen Partisanenverbände (= Verbände bewaffneter Widerstandskämpfer im feindlichen Hinterland) wurden in den besetzen Gebieten der Sowjetunion, in Jugoslawien, bei Aufständen in Warschau und in der Slowakei ergriffen, aber auch in anderen Ländern entfaltete die Widerstandsbewegung ihre Tätigkeit (Résistance (= Widerstandsbewegung in Frankreich), Resistenza (= Widerstandsbewegung in Italien), E. A. M. in Griechenland (= Abk. für Ellinikon Apeleftherotikon Metopon -[griech. für "Griechische Befreiungsfront\"], die während der deutschen Besetzung aus linksgerichteten Kreisen entstandene Widerstandsbewegung. Nach 1944 wurde sie eine kommunistische Bewegung, die E. L. A. S. [griech. "Griechische Volksbefreiungsarmee])).

 
 

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