Do, 24. Okt. 1929 Einbruch der Krise an der New Yorker Börse. Katastrophaler Zusammenbruch am nächsten Tag (Black Friday). (Gesamtwert der US-Aktion in Mrd. US$: 23.10.29: 90; 30.06.32: 15).
Ursachen: vorangegangene Überbewertung und Überspannung des Kreditgeschäfts. Man hat mit kurzfristigen Krediten Aktien gekauft wegen Renditen, wenn\'s dann etwas bergab geht, will die Bank das Geld zurück, alle müssen verkaufen → alle Aktien sinken, noch mehr verkaufen...
Jetzt wirkt Deflationsmechanismus: Kapitalmangel → Produktionseinschränkung → Arbeitslose → verringerte Kaufkraft → Absatzrückgang → Schraube der Deflationskrise. Man kann kein Brot kaufen, obwohl es immer billiger wird → Hunger in blühenden Kornfeldern → soziale Gärung.
Industriestaaten (v.a. Dt.) sind kapitalmässig mit USA verflochten → Sommer 1931 bricht Danat-Bank zusammen, Industrieeinkommen schrumpft auf 64%, 6 Mio. Arbeitslose (jeder Dritte!).
Unfähigkeit Dt., Reparationen zu zahlen, Exportschwierigkeiten → Index der ausserrussischen europäischen Industrieproduktion sinkt von 28=100% auf 32=72.4%!
Sinkende Industrieproduktion → zu viele Rohstoffe (Landwirtschaft, Bergbau) → Preiszerfall (v.a. USA, Kanada, Lateinamerika, koloniale Planwirtschaften).
In der Sowjetunion fallen die Krisenjahre mit dem ersten Fünfjahresplan zusammen. Es gibt Erschütterungen, aber keine Krise (Export schwierig, Import günstig, 32: ½ des Weltexports an Maschinen an die UdSSR).
Der Staat übt zuerst Politik der Sparsamkeit, d.h. er versucht, angesichts sinkender Steuereinnahmen die Ausgaben zu senken → Rückgang des Investitionsvolumens.
Engländer Keynes u.a. (v.a. Sozialdemokraten) fordern inflatorische Finanzpolitik (\"The general Theory of Employment, Interest and Money\" 1936): Der Staat soll dem Krisentrend entgegenlaufen, bei Inflation Geld einziehen, bei Deflation investieren. USA und Dt. entscheiden sich für Keynes, viele folgen: Im Nov. 32 wird F. D. Roosevelt (einmalig) in allen US-Bundesstaaten gewählt, weil er Keynes an die Macht kommen lässt → New Deal, verspricht Neuverteilung.
Schliesslich zwingt die Krise alle Staaten zu Eingriffen in die freie Marktwirtschaft: Kreditinstitute werden gestützt, Notstandsarbeit und Exportprämien sollen Arbeitslosigkeit bekämpfen, Preis- und Abnahmegarantien billige Kredite helfen bedrängten Wirtschaftszweigen, Einschränkung des freien Devisenverkehrs (Neomerkantilismus), Clearingsystem verrechnet Importe und Exporte, Import ist nur zugelassen, wenn entsprechender Export getätigt wird (keine Devisenausfuhr)
Die Wirtschaft wird somit staatlicher Kontrolle unterworfen, was aber den Güterverkehr erschwert.
Sommer 1931: GB hat eine Koalitionsregierung gebildet, im Herbst wird eine Abwertung des Pfundes um 30% verfügt (Exportstimulans). In Frühjahr 32 geht man zur Schutzpolitik über. Viele Länder folgen dem Bsp. der Währungsabwertung (zuletzt, 36: CH und Frankreich).
Dadurch und durch die Reparationskonferenz zu Lausanne 32 (Schulden gestrichen) kann die Krisenschraube angehalten werden. Doch bis zum 2. WK ist Normalität noch nicht eingekehrt!
Im Dez 31 verkünden das britische Parlament und die Krone das Westminsterstatut: Dominion-Parlamente dürfen jetzt britischem Recht widersprechen, Die Regierung schlägt die Generalgouverneure nur noch vor → Die Dominions werden selbständige Staaten. Die neugebildete, lockere Föderation nennt sich British Commonwealth.
Einige Dominions erklären sich daraufhin zur Republik, wenige lösen sich von GB (49: Irland, 61. Südafrika).
Viele bleiben auch nach dem 2. WK, nach erlangter Unabhängigkeit noch im Verband als Commonwealth of Nations.
Die Folgen
Massenarbeitslosigkeit wird zu Dauerarbeitslosigkeit, man ist ohne Hoffnung, die die Arbeit haben leben in ständiger Angst → Revolutionäre Stimmung verbreitet sich v.a. im Mittelstand. Eine antidemokratisch-totalitäre Bewegung erwächst.
Immer schärfere Eingriffe des Staats in die Wirtschaft bewirken vielerorts autoritäre (diktatorische) Regierungsformen.
In Deutschland wird diese Tendenz verstärkt durch aufkommenden Nationalismus als Gegenreaktion auf den Versailler Frieden. So können sich Diktaturen auf übersteigertes nationales Selbstgefühl stützen, das geistig im Imperialismus der Vorkriegszeit wurzelt.
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