Lange Zeit lehnte sich Kuba nicht gegen seine Kolonialmacht auf, obwohl die Lage für die Bevölkerung katastrophal war. Zucker, Kaffee, Tabak mussten abgegeben werden, und da aufgrund der extensiven Monokultur die Fruchtbarkeit des Bodens drastisch nachgelassen hatte, herrschte unter den armen Bevölkerungsteilen große Hungersnot. Aber erst unter dem Plantagenbesitzer Carlos de Céspedes gelang der Schulterschluss mit den wohlhabenderen Bevölkerungsschichten, sowie den unterdrückten Sklaven, die bislang unter sehr strengen Maßnahmen immer noch in ihre Schranken gewiesen wurden. Die Plantagenbesitzer hatten das Beispiel Haitis vor Augen, wo nach dem großen Sklavenaufstand sämtliche Gutsbesitzer flüchten mussten, und erstickten daher jegliche Aufstände sofort im Keim.
Carlos de Céspedes jedoch erkannte die Zeichen der Zeit: Er entließ seine Sklaven in die Freiheit und einte das kubanische Volk im Kampf gegen Spanien. Dieser Unabhängigkeitskrieg dauerte 10 Jahre an und endete 1878 mit einem Kompromiss, der die Aufhebung der Sklaverei zusicherte, aber dem Land keine nationale Unabhängigkeit gewährte. Bald schon herrschten wieder die alten Verhältnisse, und der Bevölkerung ging es noch schlechter als zuvor, denn der Krieg hatte das Land ausgelaugt.
In dieser Situation, in der Investitionen in die marode Kaffee-, Tabak-, und Zuckerindustrie gefordert waren, kamen keine Gelder aus dem Mutterland Spanien, sondern aus den USA. Zwar gab es einige wenige Politiker wie den Unabhängigkeitskämpfer José Marti, der die Gefahr für die Souveränität seines Landes erkannte, aber Kuba stürzte sich bereits kopfüber in die nächste Abhängigkeit. Marti fiel bereits nach dem ersten Gefecht der zweiten kubanischen Revolution, die von 1895 bis 1898 andauerte. Gegen Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen explodierte aus ungeklärten Gründen im Hafen von Havanna der US-Kreuzer "Maine", der angeblich zur Verteidigung amerikanischen Eigentums nach Kuba geschickt worden war. Damit hatten die USA einen Grund, in den Krieg einzugreifen: Spanien wurde der Krieg erklärt, und nach kurzer Zeit wurde die Insel "befreit" - nur hing jetzt immer noch nicht die kubanische Fahne, sondern die amerikanische!
Im Jahre 1902 erhielt Kuba offiziell die Unabhängigkeit unter seinem ersten Präsidenten Tomás Estrada Palma. Die USA beanspruchten immer noch ein militärisches Interventionsrecht, das sie auch einige Male ausübten. Sie bezahlten dieses Recht mit Investitionen von mehreren hundert Millionen Dollar in die produzierende Industrie sowie in den Anbau von Infrastruktureinrichtungen.
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