Die Entwicklung der Produktionr /
Die Rüstungsproduktion unterschied sich in den ersten Kriegsjahren kaum von der der vorhergehenden Jahre der Wiederaufrüstung. Eine Kriegswirtschaft im eigentlichen Sinn war nicht vorbereitet, sondern "nur" die Organisation der Wirtschaft unter zwei Gesichtspunkten:
. die Autarkiebestrebungen und -maßnahmen waren eine wichtige Voraussetzung für einen Krieg, der mit einer Handelsblockade Deutschlands verbunden war
. die Aufrüstung führte dazu, daß die deutsche Wirtschaft am Anfang am weitesten zur Kriegswirtschaft hin entwickelt war
Unter diesen Gesichtspunkten läßt sich folgende Tendenz im Kriege erkennen:
. zunächst lebte man durch die schnellen Siege, von der vollen Hand
. Im Herbst 1940 wurde die Luftwaffe durch den sogenannten Kampf um England entscheidend getroffen
. die Marine hatte ihre großen Verluste 1940 und 1941 bei den Überseeschiffen (Norwegenfeldzug, "Bismarck"-Versenkung) und bei den Unterseebooten 1944 (Radarortung)
. das Heer hatte die entscheidenden Verluste bei den großen Kesselschlachten vom Juli bis Oktober 1941 in Rußland
. die Anstrengungen ab 1942 (von Sauckel für den Arbeitseinsatz, von Speer für die Rüstung organisiert) brachten dann eigentlich den Übergang zur Kriegswirtschaft. Trotz der gewaltigen Steigerung der Produktion an Kriegsgütern hinkte man nunmehr immer etwas oder bald sogar stärker hinter den schon 1941 auf volle Touren gekommenen Kriegsanstrengungen der Gegner her
Wie sehr Hitler bereits im Herbst 1941 auf das Ende des Rußlandfeldzugs eingestellt war, ergibt sich daraus, daß:
. aus dem Ersatzheer Soldaten entlassen wurden
. die Produktion von Kriegsgütern nicht mehr ausgedehnt wurde
Die Neuorganisation der Wirtschaft als Kriegswirtschaft ab Frühjahr 1942 erfolgte unter folgenden Gesichtspunkten
. es wurden Ausschüsse gebildet, die für einzelne Kriegsgüter zuständig waren
. es wurden Ringe gebildet, die für bestimmte Warengattungen (z.B. Zahnräder) zuständig waren
Die Rüstungsproduktion im engeren Sinne umfaßte in Prozent der gesamten industriellen Produktion:
1938 = 7
1939 = 12
1940 =14
1941 = 19
1942 = 26
1943 = 37
1944 = 48
Die industrielle Produktion für den zivilen Bedarf wurde von der Rüstungsproduktion zunächst nicht wesentlich beeinträchtigt, ging aber von 1942 bis 1944 um 30% zurück.
Die Nahrungsmittelproduktion wurde durch folgende Maßnahmen beeinflußt, so daß Ernährungsschwierigkeiten in dem Ausmaße, wie sie im Ersten Weltkrieg aufgetreten waren, vermieden wurden:
. die Vorratsbildung 1939 mit z.B. 6 Millionen t Brotgetreide und 0,6 Millionen t Nahrungsfett bereits soweit entwickelt, daß verbunden mit schnellen Bewirtschaftungsmaßnahmen Fehler (wie z.B. Verschwendung) unterblieben
. die zahlreichen Eroberungen bis zum Herbst 1941 ermöglichte es die Grundversorgung durch Lieferungen aus dem Ausland sicherzustellen
Bis in den Sommer 1944 konnte so eine Ernährung mit täglich fast 2.000 Kalorien aufrechterhalten werden. Erst danach und vor allem in den Jahren 1946 und 1947 sank die Kalorienversorgung aus den Zuteilungen auf einen erheblich und dem erforderlichen Maß von 2.300 Kalorien liegenden Pegel.
Kriegskosten und Kriegsfinanzierung
Die Kosten des Zweiten Weltkrieges lagen mit insgesamt 4 Billionen RM (davon 510 Milliarden RM auf deutscher Seite) und 5 bis 6 Billionen RM indirekte Kriegskosten (z.B. Sachverluste) wesentlich über denen des Ersten Weltkrieges. Die erforderlichen Mittel für die Kriegsausgaben wurden folgendermaßen aufgebracht:
. 200 Milliarden RM Steuereinnahmen, davon rein rechnerisch 5% für Kriegskosten
. 40 Milliarden RM sonstige Einnahmen aus Post, Bahn, Reichsbank, usw.
. 95 Milliarden RM Kontributionen, Naturalienlieferungen der besetzten Gebiete und "Matrikularbeiträge" der verbündeten Länder
. 350 Milliarden RM Neuverschuldung
Die Neuverschuldung erfolgte "geräuschlos", d.h. die Kapitalsammelstellen erwarben Schuldtitel des Reiches.
Im Ergebnis war ein umfangreicher Nachholbedarf bei der Zivilbevölkerung entstanden. Diesem Nachholbedarf stand die vor allem in den beiden letzten Kriegsjahren wachsende zusätzliche Kaufkraft in Form der bei der Reichsbank befindlichen Schuldtitel gegenüber. Die größte Gefahr mußte aber davon ausgehen, daß bei einem verlorenen Krieg auch der potentielle Kaufkraftüberhang vom Publikum realisiert wurde und die Kapitalsammelstellen gezwungen waren, sich durch Vorlage der Schuldtitel bei der Reichsbank zu refinanzieren.
Während des Krieges versuchte man die hiervon ausgehenden inflazionären Entwicklungen einzudämmen:
. "Sparfeldzüge" und "eisernes Sparen" sollten die überschüssigen Geldmittel bei den Kapitalsammelstellen zusammenführen
. Preis- und Lohnfestsetzungen setzten die entsprechende Politik der Währungsstabilisierung der Vorkriegsjahre fort
Insgesamt war damit die Situation im Jahre 1945 keine günstigere als Ende 1918. Auch jetzt war die Steuerschraube nur geringfügig angezogen worden, auch jetzt vertraute man auf die Finanzierung des Krieges durch Leistungen der Besiegten nach einem erfolgreich beendeten Krieg.
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