Kuba live!
Immer wieder muss die spezielle Mangelsituation in Kuba als Erklärung für die dortigen Verhältnisse herangezogen werden. Wenn Nahrungsmittel knapp sind, ist natürlich der gesamte Restaurantbereich am stärksten betroffen, und auf allen Ebenen regiert der Dollar, denn nur mit dieser Währung können die nötigen Zutaten gekauft werden. So machen sich viele Menschen in diesem Bereich selbstständig, indem sie zunächst das Familiensilber gegen Dollars eintauschen, um damit wiederum Fisch und Fleisch einkaufen zu können. Daraufhin wird das Wohnzimmer ausgeräumt und Tische aufgestellt - und die ersten Gäste können kommen- das Ganze geschieht zumeist am Staat vorbei, denn obwohl diese Art der Restaurants - sofern es nur mit Familienmitgliedern betrieben wird - offiziell erlaubt ist, so werden sie doch mit derartig hohen Steuern belegt, dass sich der Aufwand nicht mehr für den einzelnen lohnen würde. In diesen so genannten "paladares" verkehren die Kubaner, die es sich leisten können, für ein gutes Essen ein Mehrfaches der üblichen Gehälter zu bezahlen. Der normale Kubaner, der keinen Zugang zur US-Währung hat, erhält Bezugsscheine, die ihm den Kauf eines kleinen Brotes ermöglichen sowie die lokalen Produkte wie Reis, Zucker, usw. Milch gibt es außerdem nur für Kinder bis zu sieben Jahren, Fisch ist Luxus uns Fleisch nahezu unerschwinglich. Daher halten viele Menschen - wenn sie es irgendwie ermöglichen können - ein Schwein oder ein paar Hühner, die notfalls mit unter dem gleichen Dach wohnen, um sich bei besonderen Gelegenheiten auch mal Fleisch leisten zu können. Auch in vielen staatlichen oder staatlich kontrollierten Restaurants auf Peso-Basis regiert der Mangel: Wer bereits um 19.00Uhr kommt, hat noch die - wenn auch nicht reichhaltige - Wahl, die auf der Speisekarte zu finden ist. Wer erst um 21.00Uhr sein Abendessen zu sich nehmen möchte, muss in Kauf nehmen, dass einige Gerichte ausverkauft sind. Geld regiert die Welt - je teurer die Restaurants, desto größer die Auswahl und die Wahrscheinlichkeit, dass auch alle Gerichte auf der Speisekarte verfügbar sind.
Essen
Doch trotz der Mangelsituation gibt es natürlich landestypische Gerichte, die sowohl in den einheimischen Kochtöpfen zubereitet werden, als auch auf den Speisekarten sämtlicher Restaurants und Hotels zu finden sind, wie z.B.
-Moros y christianos (Mauren und Christen):
Reis mit schwarzen Bohnen ist das Nationalgericht Kubas.
-Tamales
sind Maismehltaschen, die je nach Zubereitungsart mit Fleisch oder auch mit Gemüse gefüllt werden kann
-Malanga
die stärkehaltige Wurzel war bereits eines der Hauptnahrungsmittel der indianischen Ureinwohner und ist in Zeiten der Nahrungsmittelknappheit immer wieder eine - wenn auch nicht gerade gut schmeckende - Sättigungsbeilage.
Plánatos
Die grün geernteten Kochbananen werden schräg in Scheiben geschnitten, zwischen zwei Holzbrettchen platt geschlagen, in gewürztem Ei gewendet und dann frittiert (plánatos fritas). Gereifte Kochbananen werden im Ganzen abgekocht (plánatos maduro).
Fufu
Eine weitere Zubereitungsart der Kochbanane ist die Form von Brei mit gerösteter, zerstoßender Schweinescharte vermischt.
Yucca
Diese Knollenfrucht ist sehr stärkehaltig und wird in Stücke geschnitten abgekocht und als Beilage zu vielen Gerichten serviert. Yucca ist bei uns als Maniok bekannt und ebenso wie Malanga oder die Kochbanane eine Erbschaft der indianischen Küche.
Conejo con ajo
Ist eine Spezialität für Knoblauchfans, das Kaninchen.
Pollo
Ebenso wie das Kaninchen ist das Hühnchen in unterschiedlichen Zubereitungsarten angeboten.
Postres
Als Nachtisch kommen Creme caramel, Natilla (Vanillepudding) oder Eis (Helado) in einer guten Qualität auf den Tisch.
Trinken
Bier
Auch wenn man natürlich zuallererst an Rum denkt, trinken viele Kubaner am liebsten Bier. Und sie verfügen auch über zwei Marken nämlich das Starkbier "Hatuey", dessen Etikett durch das Profil des berühmten Indianerhäuptlings geziert wird, und das "cerveza clara" - ein leichtes Bier.
Rum
Die Familie Bacardi stammt eigentlich aus Kuba und begann auch dort ihren Siegeszug im Bereich der Rumdestillation, aber nach der Revolution flüchtete sie nach Puerto Rico, um von dort aus die Produktion erneut aufzunehmen. Doch trotzdem gelang es Kuba, die führende Stellung in der Rumherstellung beizubehalten denn auch Marken wie beispielsweise der "Havanna Club" sind von guter Qualität. Der dunkle, siebenjährige Rum wird in der Regel pur oder auf Eis getrunken, wohingegen der weiße dreijährige Rum insbesondere als Grundlage für einen der zahlreichen und verschiedensten Cocktails unentbehrlich wurde.
Beispiele:
Cuba libre: Rum und Tropicola (kubanischer Cola Ersatz) mit Eis
Mojito: Rum, Limonensaft, Soda, Minze und Eis
Daiquiri: Rum, Limonensaft, Zucker, ein wenig Bitter und zerstoßendes Eis
Wein
Wein wird ausschließlich in den gehobenen Touristenrestaurants zu hohen Preisen angeboten, weil er von weit her importiert werden muss.
Kaffee
Der Kaffeegenuss ist wichtig für die Kubaner, und es existieren viele kleine Kaffeeausschänke, in denen das koffeinhaltige Getränk bis spät in die Nacht konsumiert wird. Die meisten Kubaner trinken es als:
Café cubano: schwarz mit viel Zucker
Café americano: wenig stark mit Milch
Café con leche: auf ca. ein Viertel starken Kaffees kommen drei Viertel heiße Milch.
Kubanische Zigarren
"Das Klima Kubas verleiht dem Tabak das köstlichste Aroma der Welt und den Kubanerinnen schöne Haut" urteilte Hermann Melville, Autor des weltberühmten Klassikers "Moby Dick".
Die Zigarre steht - vielleicht neben dem Rum - als weltweit bekanntes Synonym für Kuba, noch berühmter als politische Zeitläufe überdauernd, als der "Maximo Lider" Fidel Castro, als der Revolutionär Che Guevara, als die Kubakrise in der Schweinebucht. Der Zigarrenkenner ist ein ähnlicher Spezialist wie der Weinliebhaber. Beide haben für die Beschreibung der Genussmittel ein eigenes Vokabular entwickelt, indem die Zigarre als "Longfiller" bezeichnet wird, weil bei ihnen der Innenteil aus ganzen Tabakblättern gerollt wird. Eine "Puro" ist eine Zigarre, deren Tabakbestandteile aus ein und demselben Land stammen, wobei zu beachten ist, dass die Ingredienzien einer einzigen Zigarre durchaus aus unterschiedlichen Herkunftsländern kommen können.
Als "Formate" werden die Erzeugnisse bezeichnet, die aus dem gleichen Material bestehen, sich jedoch in Form, Qualität und Preis unterscheiden.
Ein "Humidor" ist gewissermaßen der Weinkeller der Zigarren: in den teuren, technisch raffiniert gezimmerten Holzkisten werden die Köstlichkeiten bei geregelter Luftfeuchtigkeit gelagert, bis sie dann in Rauch aufgehen.
Rauch: die Mannen Christoph Kolumbus´ sollen es gewesen sein, die 1492 auf Kuba erste Europäer den qualmenden Einheimischen begegneten. Die Kundschafter des spanischen Eroberers berichteten nach ihrer Rückkehr vom Inselinneren, von Männern und Frauen, die mit einer glimmenden Stange im Mund herumwanderten, die aus einem Kraut hergestellt wurde, das "cohiba" genannt wurde. Die Stange nannte sich "tabacos". Tatsächlich war die Tabakpflanze schon seit alters her in Mittelamerika als Heilmittel bekannt und wurde für religiöse Rituale aufgelöst. Klar ist, dass den Priestern und Adligen auch die berauschende Wirkung nicht entgangen war. Und kein Wunder, dass sie dafür sorgten, dass der Genuss des Tabaks ihnen vorbehalten blieb, bzw. zu ihren Zwecken eingesetzt wurde. Auf jeden Fall kamen so auch die Spanier zu dem Vergnügen, sich mittels der "tabacos" zu berauschen, was ihnen so vorzüglich gefiel, dass sie - als Ersatz für die legendären Goldvorkommen, derer sie nicht habhaft werden konnten - ihrem spanischen König das Geheimnis zu übermitteln. Dem kamen nicht nur der Genussgewinn zu Recht, sondern auch die Tatsache, dass er die Tabakverwertung mit Steuern belegen konnte, eine nicht vorhergesehene, aber durchaus Gewinn bringende Einnahmequelle für den kolonial ausdehnenden Staat. Im 16.Jahrhundert wurde der Versuch unternommen, die Tabakpflanze auch in Spanien anzubauen, was jedoch letztendlich an den mangelnden Wachstumsmöglichkeiten in Europa scheiterte.
Zwar wurden in Sevilla die ersten Zigarrenmanufakturen gegründet, jedoch stellte der Import der Tabakblätter aus der Karibik einen so entscheidenden Kostenfaktor dar, dass schon Mitte des 19.Jahrhunderts die gesamte Zigarrenherstellung wieder nach Kuba verlagert worden ist. Insgesamt 35 einzelne Marken gibt es, die unter einem Sammelbegriff zusammengefasst werden. Wie die Etiketten auf den Weinflaschen werden die Zigarren mit dem Bauchband aus den 50er und 60er Jahren etikettiert, wobei die Aufschrift "Hecho totalmente a mano" als Handverarbeitung gekennzeichnet wird. Ein Code gibt wichtige Informationen her, wie die Herstellerfabrik sowie Monat und Jahr der Produktion. Ähnlich zu entziffern wie bei Weinflaschen ist die Verschlüsselung der Information: der Banderolenaufdruck "FPG NISL" z.B. informiert, dass das die Zigarre in der Fabrik Francisco Perez German im Dezember 1995 gedreht wurde.
Diese Firma liegt in der Provinz Pinar del Rio im Westen der Karibikinsel. Dort gibt es die teuersten und exklusivsten Tabaksorten der Welt. Dort sind auch die meisten namhaften Tabakfabriken Kubas angesiedelt, die trotz kommunistischer Planwirtschaft weiter für den kapitalistischen Welthandel produzieren. Schon früh erkannten die Spanier die hervorragenden Klima-Boden-Eigenschaften der Region für den Tabakanbau. Sie ließen sich auch nicht daran hindern, die Ureinwohner der Region, das Jäger- und Sammlervolk der Guanahatabeyes, auszurotten, um weite Anbauflächen für das "braune" Gold zu erschließen. 1571 gründeten spanische Siedler die Stadt Nueva Filipina, die später in Pinar del Rio umbenannt wurde.
Im Laufe der Jahrzehnte entstand ein "Tabakbürgertum", das sich durch Reichtum und Selbstbewusstsein auszeichnete. Erfolgreich durchgeführte Aufstände beschert ihnen ein privilegierter Rechtsstatus im Staat.
Das eigentliche Herzland des kubanischen Tabakanbaus liegt fast 30km weit entfernt von Pinar del Rio im Tal von Vinales. Hier prägen die Tabakpflanzen zwischen Oktober, dem Ende der Regenzeit, und Januar bis März, den Erntemonaten. In den übrigen Monaten werden auf den Feldern Mais, Bananen oder andere Fruchtpflanzen angebaut. Nach der Aussaat der Tabakpflanzen wird das Saatbeet mit Tüchern abgedeckt, um die Jungpflanzen vor der Sonne zu schützen. Bei der Ernte werden alle Blätter von Hand gepflückt, nach der Farbe sortiert und gebündelt zum trocknen in Trockenschüppen an einer Stange aufgehängt. Der Trocknungsprozess dauert ungefähr zwei Monate, danach beginnt der Fermentierungsprozess, bei der sich Feuchtigkeitszufuhr und Trockenperioden abwechseln. Je nach Qualität kann dann ein einzelner Zigarrendreher 50-100 Stück am Tag fertig stellen. Nach dem Vorgang werden anschließend Deckblätter und Mundstück hinzugefügt. In Folge kommen sie in die Vakuum- und Kühlkammer. Danach können die fertigen Zigarren exportiert werden.
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