Trotz ihrer Binnenlage, des begrenzten Inlandsmarktes und der relativ geringen Ausstattung mit Rohstoffen zählt die Schweiz zu den wichtigsten Industrienationen der Welt. Wie bei vielen anderen Industriestaaten zu beobachten, nimmt auch in der Schweiz der Dienstleistungssektor eine bedeutende Rolle ein: dieses Segment erbringt mehr als 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (vor allem Banken). In Schweizer Dienstleistungsunternehmen sind 69 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt. Hierauf folgen die verarbeitende Industrie mit 25 Prozent, Energiewirtschaft, Bergbau und Bauwesen mit 10 Prozent sowie Land-, Forstwirtschaft und Fischerei mit 3 Prozent aller Erwerbstätigen. Die Schweiz gehört zu den bedeutendsten Finanzzentren der Welt und ist außerdem ein überaus beliebtes Reiseziel. Das Land betreibt umfangreichen Außenhandel; die Handelsbilanz ist leicht positiv (1999-2001).
6.1 Landwirtschaft
Rund 38 Prozent des Staatsgebiets werden agrarisch genutzt. Auch wenn die Schweiz ihren Eigenbedarf an Fleisch und Weizen trotz der relativ kleinen landwirtschaftlichen Nutzfläche decken kann, werden viele Nahrungsmittel eingeführt und die Landwirtschaft wie in anderen Industrieländern stark subventioniert. Die meisten landwirtschaftlichen Betriebe sind kleine bäuerliche Familienbetriebe. Hauptanbauprodukte sind Zuckerrüben, Weizen, Kartoffeln, Äpfel und Weintrauben. In klimatisch begünstigten Gebieten, vor allem an südexponierten Hängen, wird Weinbau betrieben. Eine wichtige Rolle spielt die Milchwirtschaft; die Produktion von Milch und Käse ist traditionell ein wichtiger Wirtschaftszweig. Der Viehbestand setzt sich vor allem aus Rindern, Schweinen und Schafen zusammen.
6.2 Forstwirtschaft und Fischerei
Ein großer Teil der Waldgebiete des Landes wird forstwirtschaftlich genutzt. Die Holzindustrie wird jedoch von umweltbedingten Waldschäden, die über 35 Prozent der Wälder des Landes beeinträchtigen, erheblich belastet. Der Großteil des Holzes wird für Schnittholz oder für die Papierherstellung verwendet. Die Fischerei ist nur von lokaler Bedeutung und beschränkt sich weitgehend auf Forellen, die in erster Linie im Genfer See, im Neuenburger See und im Bodensee sowie aus deren Zu- und Abflüssen gefangen werden.
6.3 Bergbau
In der Schweiz gibt es kaum abbauwürdige Bodenschätze. Neben Salz wird u. a. Kalk als Grundstoff für die Zementherstellung abgebaut. Der Bedarf an Rohstoffen wird fast vollständig durch Importe gedeckt.
6.4 Industrie
Etwa ein Viertel der Erwerbstätigen der Schweiz ist in der verarbeitenden Industrie beschäftigt. Kennzeichnend für das produzierende Gewerbe sind hohe Produktionskosten und starke Exportorientierung. Die wichtigsten Industriezweige sind der Maschinenbau, die pharmazeutische Industrie sowie die feinmechanische und optische Industrie. Die Uhrenherstellung ist der am stärksten exportorientierte Industriezweig, die Schweiz führt im Schnitt mehr als 28 Millionen Uhren pro Jahr aus. Weitere Industrieerzeugnisse sind Textilien, Bekleidung, Schuhe, chemische Produkte, Metallwaren, Nahrungs- und Genussmittel (darunter Schokolade und Tabak), Holzprodukte und Papier.
6.5 Währung und Bankwesen
Die Währungseinheit der Schweiz ist der Schweizer Franken (sfr), der 100 Rappen (Rp) bzw. Centimes (c) entspricht. Die halbstaatliche Schweizerische Nationalbank ist die Zentralnotenbank, an der die Kantone, andere Banken und die Öffentlichkeit Anteile besitzen. Die Banken der Schweiz werden von internationalen Anlegern und Finanziers aufgrund der politischen und monetären Stabilität sowie der traditionellen Wahrung des Bankgeheimnisses bei Bankgeschäften geschätzt. Das private Bankwesen stellt eine der Haupteinnahmequellen des Landes dar. Zürich ist das wichtigste Bankenzentrum.
6.6 Außenhandel
Importiert werden vor allem Maschinen, Fahrzeuge, chemische Erzeugnisse (u. a. Kunststoffe), Brennstoffe, Edelmetalle und Nahrungsmittel. Zu den Hauptexportgütern gehören z. B. Maschinen, pharmazeutische und chemische Produkte, Textilien und Uhren. Die Haupthandelspartner der Schweiz sind Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, die Vereinigten Staaten und Japan.
6.7 Verkehrswesen und Tourismus
Die Gesamtlänge des vollständig elektrifizierten Eisenbahnnetzes der Schweiz beträgt etwa 5 200 Kilometer. 57 Prozent davon werden von den Schweizerischen Bundesbahnen betrieben. Aufgrund der zentralen Lage spielt die Schweiz als Transitland für den Verkehr zwischen Mittel-, West- und Südeuropa eine bedeutende Rolle. Das Straßennetz umfasst 71 011 Kilometer (2000), davon sind rund 1 500 Kilometer Autobahnen. Für den Transport von Gütern ist die Rheinschiffahrt wichtig. Der nationale und internationale Luftverkehr wird von der nationalen Fluggesellschaft Swissair abgewickelt. Internationale Flughäfen sind Zürich-Kloten, Genf-Cointrin und auf französischem Staatsgebiet Basel-Mülhausen.
Bei einer Volksabstimmung wurde im Februar 1994 ein umstrittenes Volksbegehren, das zum Schutz der Alpentäler eine vollständige Verlagerung des Transitverkehrs von der Straße auf die Schiene vorsieht, angenommen und dessen In-Kraft-Treten für das Jahr 2004 beschlossen.
Der Fremdenverkehr ist eine der Hauptdevisenquellen und ein bedeutender Wirtschaftssektor der Schweiz. Sowohl für den Sommer- als auch für den Wintertourismus ist die entsprechende Infrastruktur gut ausgebaut. Zu den bevorzugten Reisezielen gehören die Alpen, die Seen im Schweizer Mittelland (vor allem Genfer See und Bodensee) und im Süden des Landes (Lago Maggiore und Luganer See) sowie die größeren Städte. Touristen verbrachten im Jahr 2000 rund 34 Millionen Übernachtungen in der Schweiz (davon 20 Millionen von Besuchern aus dem Ausland), was einen Zuwachs von knapp 6 Prozent gegenüber 1999 bedeutet.
6.8 Energie
Die Schweiz verfügt über ein großes Wasserkraftpotential. 59,54 Prozent der Elektrizität werden in Wasserkraftwerken erzeugt (2001). Mehr als 35 Prozent des benötigten Stromes gewinnen Kernkraftwerke (1997/98 waren fünf Kernkraftwerke in Betrieb).
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