Methoden zur direkten Gefahrenbeurteilung
Allgemeines:
Im Folgenden werden einige Methoden beschrieben, mit welchen die Stabilität der Schneedecke durch Einbringen einer zum Bruch führenden Kraft direkt und vor Ort geprüft werden kann. Mit dem Ramm- und Schichtprofil kann man allgemein die Stabilität vorhersagen. Jedoch kann die Schneedecke immer nur für einen bestimmten Hang geprüft werden. Diese Stelle darf vorher nicht betreten werden.
Künstliche Lawinenauslösung durch Sprengung:
Es ist die sicherste Methode der direkten Beurteilung, die jedoch dem Skibergsteiger nicht möglich ist durchzuführen. Wenn dieses Ergebnis negativ ausfällt, das heißt, wenn kein Abgang der Lawine erfolgt, besteht eine große Gefahr. Deshalb müssen zusätzliche Sprengungen stattfinden, damit alle Schwachstellen, die Anrisszone und die Stützzone beseitigt werden. Jedoch können durch eine Spannungsverlagerung neue Schwachstellen geschaffen werden, die auch etwas später zu Brüchen in der Schneedecke führen können. Diese sogenannten \"Spätzünderlawinen\" treten nur bei Einsatz ungeeigneter Methoden auf, wie zum Beispiel geringe Springkraft, Detonation im Schnee oder eine schlechte Wahl des Sprengpunktes.
Skistocktest
Bei diesem Schneedeckentest wird der Skistock als Sonde in die Schneedecke stufenweise eingestoßen. So wird der dabei entstehende Widerstand, die Härte und die Verteilung von Schneeschichten getestet. Der Stock wird mit dem Handgriff zuerst in die Schneedecke eingeführt. Dabei können dickere, lockere Oberflächenschichten erkannt werden, jedoch bei Schichten, die tiefer liegen oder sehr dünn sind, ist es unmöglich. Deshalb ist der Skistocktest nicht so sehr für die Erkennung von Schwachschichten und zur Beurteilung der Stabilität der Schneedecke geeignet. Trotzdem ist es gut ihn durchzuführen, da er kaum zeitaufwändig ist und er an fast jeder Stelle durchführbar ist, um einen groben Überblick über die Festigkeit der Schneedecke zu erfahren.
Rutschblocktest
Der Rutschblocktest wird örtlich an einem Hang durch Belastung mit Hilfe eines Skifahrers durchgeführt, um die Stabilität der Schneedecke zu prüfen. So entsteht die Möglichkeit, die Scherstabilität nach Ausschaltung der Zugfestigkeit zu testen, indem Zusatzspannungen erzeugt werden, die etwa so groß wie die eines Skifahrers beim Schwingen sind. Diese Spannung nimmt solange zu, um dieser dynamischen Beanspruchung zu entsprechen.
Dieser Rutschtest wird nach zwei Arten durchgeführt:
Rutschkeil: An einem Punkt am Hang wird ein drei Meter breiter Abschnitt in der Waagerechten vertikal ausgerichtet. Zwei Meter oberhalb wird in der Mitte eine Sonde schräg in die Schneedecke eingesteckt und nach unten mit einer Lawinenschnur (Reepschnur) ein gleichseitiges Dreieck mit einer Fläche von 3m² ausgeschnitten, um die Zugfestigkeit auszuschalten. Es wird eine Basis von 2m und eine Sondenentfernung von 2,5m geschaffen. An der Stirnseite wird ein Schicht- und Handprofil aufgenommen.
Rutschblock: Nach Ausschachtung des 3m breiten Anschnitts wird das Schicht- und Handprofil als vereinfachtes Schneeprofil aufgenommen. Es werden an beiden Enden der Wand in der Falllinie nach oben zwei 0,5m breite und 1,5m lange Gräben ausgehoben. Dann wird der Block mit einer Reepschnur an seinem oberen Ende von der Schneedecke getrennt.
Schaufeltest (Norwegermethode):
Der Schaufeltest wurde erfunden von Faarl (Norwegen) und bekannt gemacht von Walter Kellemann.
Es wird ein lotrechter Schacht ausgehoben und ein Schicht- und Handprofil aufgenommen. Danach wird ein Schneetrapez 0,2 und 0,8 auf 0,6 m herausgestochen. Die Fläche dieses Trapezes beträgt 0,3m². Nun wird mit einer abgewinkelten Schaufel (20cm breit) von der oberen Trapezfläche parallel zur Schneeoberfläche nach unten ein Zug ausgeübt. Damit wird die Scheerfestigkeit der unmittelbar unter der Schaufelspitze liegenden Schicht geprüft. Bei tiefliegenden, schwächeren Schichten müssen die darüberliegenden Schichten bis zur Höhe der Schaufel entfernt werden.
Vergleich: Schaufeltest mit dem Rutschblocktest
a) Schaufeltest: geringer Zeitaufwand N kaum Abmessungen
N kann von einer Person durchgeführt werden
N ermöglicht Wiederholungen an mehreren Stellen
b) größere Sicherheit für die durchführenden Personen beim Schaufeltest, da er nicht an die
Hangneigung gebunden ist
c) Nachteil Schaufeltest: Schwächste Zone in der Schneedecke muss vor dem Versuch
gefunden werden g muss unter der Schaufelspitze liegen. Für ungeübte eine bedeutende
Fehlerquelle.
d) Der Rutschblocktest legt die schwächste Scheerfläche in der Schneedecke frei. Durch die
größere Grundfläche ist eine geringe Empfindlichkeit bei Fehlern bei der
Versuchsdurchführung gegeben.
e) Beide Tests sind nur örtlich begrenzt. Ausweitung auf größere Bereiche setzten Erfahrung
und Kenntnisse voraus.
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