Kleinbauern und -pächter, Tagelöhner und Handwerker, kurz die, die man zu den Armen zählte, waren auf die Arbeit aller Familienmitglieder angewiesen. Wer genügend Land besaß, konnte die ganze Familie ernähren. Da dies aber häufig nicht der Fall war, war die Frauen- und Kinderarbeit in diesen Schichten eine unerläßliche Quelle des Familieneinkommens, obwohl das geringe Niveau der gesellschaftlichen Arbeitsteilung Frauenarbeit nicht begünstigte. Während ledige Frauen häufig als Hausangestellte gegen Kost und Logis arbeiteten, verrichteten verheiratete Frauen Heimarbeit. Tätigkeiten im Textil- und Bekleidungsgewerbe galten als typisch weiblich, weil die Frauen für niedrigere Löhne als die Männer arbeiteten.
In den Städten bestand ein hoher Anteil der Arbeitskräfte im Handel und Versorgungsbereich aus Frauen. Sie waren als Marktfrauen, Einkäuferinnen, Zwischenhändlerinnen und Verkäuferinnen tätig und arbeiteten meist gleichwertig mit den Männern zusammen. Ehefrauen von Handwerksmeistern verwalteten die Betriebskasse, führten die Bücher, regelten den Ein- und Verkauf und betreuten die Gesellen. Oftmals führten die Witwen die Geschäfte ihrer verstorbenen Männer erfolgreich fort.
Auf dem Land mußten die Frauen neben der Arbeit im Haus und Küche noch schwere Arbeit in Feld und Stall leisten.
Viele Frauen zogen als Händler durch die Straßen und stellten eine von den Ladeninhabern gar nicht gern gesehene Konkurrenz dar: "Die Straßen werden von unzähligen, ständig weiterziehenden oder einem festen Standplatz besitzenden Händlern verstopft, die weder Steuern bezahlen noch einen Gewerbeschein vorweisen können und ihre Ware oft direkt vor der Ladentür der zugelassenen Einzelhändler verkaufen". Es gab viele Wäscherinnen, die manchmal aber nicht ihrem Beruf nachgehen können, da es an Seife fehlte. Dagegen und auch gegen die Preise der Seife bildete sich ein heftiger Protest.
Mit der Abschaffung der Zünfte im Jahre 1791 fielen die Schranken, die Frauen von den handwerklichen Tätigkeit abgehalten hatten. Dennoch blieben viele Berufe Männern vorbehalten. Tätigkeiten, die schwere körperliche Arbeit voraussetzten, standen auch Frauen offen, wie z.B. in der Papier- und Glasherstellung.
Während der Revolution verschlechterten sich die Lebensbedingungen infolge enormer Preissteigerungen. Armut und Elend nahmen zu. Deshalb nahm die Zahl der Familienmütter zu, die mit ihren Kindern betteln gingen, in vielen Städten weitete sich die Prostitution aus. Manche Frauen versuchten auch, Arbeit zu finden, indem sie sich als Männer verkleideten.
Von Cathérine Vignot, die den Beinamen "die Köhlerin" trägt, ist bekannt, daß sie mit 15 zur Vollwaise wurde und sich ihren Lebensunterhalt mit dem Abladen von Kohle verdiente, wozu sie aus Gründen der Zweckdienlichkeit Männerkleidung anlegte. Der Fall der "Köhlerin" unterstreicht aber auch, wie oben schon erwähnt wurde, das Frauen als Lastenträger arbeiteten.
Mit Beginn des Krieges 1792 änderte sich die Arbeitsmarktsituation für Frauen, denn sie mußten nun die Männer, die an der Front kämpften, ersetzen und die Kriegsproduktion aufrechterhalten.
In den armen Schichten nahmen die Frauen innerhalb der Familie eine soziale Vormachtstellung ein, weil sie sowohl einen Beitrag zum Familieneinkommen beisteuerten, wie auch die Versorgung der Familie gewährleisteten. Starb eine Familienmutter, so bedeutete das, daß die Armutsgrenze überschritten wurde. Besonders in Hungerzeiten war die Familie auf die Ausdauer und den Erfindungsreichtum der Frau angewiesen, denn sie unternahm alle Schritte, um Lebensmittel zu organisieren. So waren die Brotaufstände, auch während der Revolution, in erster Linie Frauensache.
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