In der DDR war die Presse lediglich wie ein Amtsblatt der Regierung. Die Zeitungen hießen "Organ der Bezirksleitung Rostock" ("Ostsee Zeitung") oder auch einfach "Zentral Organ der SED" ("Neues Deutschland"). Es wurden gezielt die Meinungen der SED wiedergegeben.
Daneben gab es Tageszeitungen der LDPD, der CDU und der NDPD, die aber nur unwesentlich kleine Abweichungen in der großen Linie der Politik andeuteten, stets aber der Zensur entsprachen.
Eine Pressefreiheit existierte zwar nach der Verfassung, trotzdem wurden alle Medien in der DDR vom Staat gesteuert, kontrolliert und zensiert.
Das "Meyers Lexikon" der DDR bestätigt dieses und definiert "Presse" so: "...heute Gesamtheit des Zeitungs- und Zeitschriftenwesens. Die Presse, die ihre Wirkung mit (sprachl. und illustrativen) journalist. Mitteln erzielt, ist als eine polit.-ideologische Institution Instrument gesellschaftlicher Kräfte." (Meyers Lexikon, 1. Auflage von 1980, Seite 720).
Noch konkreter wird die Presse unter dem Stichwort "Massenmedien" beschrieben: "Massenmedien, Massenkommunikationsmittel: Presse, Hörfunk, Fernsehen, Film und andere Information und Ideologie verbreitende Einrichtungen, die auf breite Massen einwirken und deren Bewußtsein nachhaltig beeinflussen; besitzen als Instrumente der herrschenden Klasse große, durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt weiter zunehmende Bedeutung. (Meyers Lexikon, 1. Auflage von 1980, Seite 593)
So war die Presse für das Lob auf die Erfolge des Sozialismus und auf der anderen Seite zur klaren ideologischen Abgrenzung gegen den Klassenfeind "Instrument der herrschenden Klasse" - der SED verantwortlich. (ebd.)
Erst in den letzten Monaten vor der Grenzöffnung entwickelte sich die DDR-Presse zu einem von allen mit größter Aufmerksamkeit beachteten Medium. Meterlange Schlangen bildeten sich vor Kiosken, die die aktuelle Tagespresse verkauften. Die Menschen erwarteten plötzlich Informationen. (vgl. Anlage, Norddeutsche Zeitung, 3.11.89)
Zuvor hatte sich bereits eine Untergrundpresse entwickelt (Umweltblätter, "Die Plattform"), die über Mißstände in der DDR berichteten; auch der "Sputnik" als sowjetische Zeitschrift mit Tendenzen von Offenheit wurde interessiert als Mangelware, aber wichtige Informationsquelle gelesen.
Maßstab für diese Art der Informationen war mehr die westdeutsche Interpretation von "Presse": "... Die Presse erfüllt wichtige soziale Funktionen. Medien sind der Ausdruck der in Rechtsstaaten garantierten Meinungsfreiheit und somit eine wichtige Institution der politischen Öffentlichkeit. Oft ist daher die Pressefreiheit als Teil der Meinungsfreiheit durch besondere Gesetze geschützt. So können beispielsweise die Strafverfolgungsbehörden (Gerichte, Polizei) nur in Ausnahmefällen von Journalisten verlangen, daß diese ihre Informanten preisgeben. Die Presse fördert durch Informations- und Meinungsaustausch in Teilbereichen der Gesellschaft oder bestimmten Regionen die kulturelle und soziale Integration. Sie legt aber auch kulturelle und soziale Missstände offen. Die Presse versorgt die Öffentlichkeit mit aktuellen Informationen, die zur Zusammenarbeit und Entscheidungsfindung in verschiedenen politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Bereichen wichtig sind. Die Presse diskutiert und artikuliert die in der Gesellschaft anerkannten oder sich entwickelnden Werte, Ziele, Interessen und Meinungen. Sie befriedigt soziale Bedürfnisse nach Unterhaltung, Entspannung, Bildung und Information... " (Encarta 98, Stichwort "Presse")
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