1917 Geboren am 21. Dezember in Köln, Katholisches Elternhaus, Vater Tischler
1928 Einschulung in das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Köln
1929 Weltwirtschaftskrise. Schlechte Wirtschaftslage der Familie.
1933 Machtübernahme Hitlers. Distanz der Familie zum Regime
1937 Abitur. Buchhändlerlehre. Erste schriftstellerische Versuche.
1938-1939 Reichsarbeitsdienst (6 Monate)
1939 Einsemestriges Germanistikstudium an der Universität Köln
1939-1943 Soldat im Zweiten Weltkrieg an der Ost- und Westfront
1942 Eheschließung mit Annemarie Cech. Kinder: Christoph (*1945), Raimund (*1947), René (*1948), Vincent (*1950)
1945 Kriegsgefangenschaft, Nov. 1945 Heimkehr in das zerstörte Köln. Gelegenheitsarbeit
1951 Preis der Gruppe 47 für die Kurzerzählung DIE SCHWARZEN SCHAFE
1954 Besuch Irlands
1964 Poetik-Vorlesungen an der Frankfurter Universität
1970 Präsident des PEN, Sektion Deutschland
1971 Präsident des internationalen PEN
1972 Nobelpreis für Literatur
1973 Eintreten für russische Schriftstellerdissidenten (wie Solschenizyn und Kopelev)
1974 Carl v. Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für Menschenrechte
1981 Ansprache auf der Friedensdemonstration in Bonn
1983/1984 Solidarität mit Protest gegen Atomraketen
1985 Tod am 16. Juli in Bornheim-Merten bei Bonn
Inhaltsangabe:
Katharina Blum, die Zentralfigur, ist eine junge hübsche Haushälterin die durch nebenberufliche Aktivitäten sich eine Eigentumswohnung und einen Volkswagen leisten kann. Sie ist eine heitere, bescheidene Person, welche "Zudringlichkeiten" der Männer verabscheut und wird deshalb auch in ihrer Umgebung als "Nonne" bezeichnet. Sie verliebt sich auf einer Karnevalsparty spontan in einen jungen Mann, der polizeilich verfolgt wird. Nach einer Liebesnacht verhilft sie ihm zur Flucht und gerät dadurch zum ersten Mal mit dem Gesetz in Konflikt. Daraufhin kommt sie in den Mittelpunkt der Sensationsmache einer großen Boulevard-Zeitung und wird von dieser als "Räuberliebchen" und "Mörderbraut" denunziert. Sie ist der andauernden Hetzte und deren Folgen (Anonyme Anrufe, Drohungen etc.) nicht gewachsen und erschießt in unerwarteter Gegenwehr einen korrupten Journalisten.
Figurenkonstellation:
Person Kurzbeschreibung
Katharina Blum Zentralfigur, verliebt sich in Verbrecher, wird Opfer der ZEITUNG, erschießt korrupten Journalisten, geht ins Gefängnis.
Ludwig Götten Gesuchter Verbrecher, wird auf Tanzabend Lover von Katharina, kann mit Hilfe Kathrinas flüchten, wird in Ferienhaus geschnappt.
Fam. Dr. Blorna Arbeitgeber Katharinas, setzten sich mit allen Mittel für Katharina ein, später Rechtsvertreter von Katharina, setzten Existenz für Katharina aufs Spiel und fallen in der Gesellschaft hinab.
Fr.Woltersheim Als "Tante" bezeichnet, Vertrauensperson Katharinas, erkennt als Erste die psychische Zerstörung Kathrinas.
Polizisten, Staatsanwälte Notwendige Personen, werden allesamt mit Ironie dargestellt.
Tötges Korrupter Journalist, zerstört Katharinas Leben, ist mit verantwortlich für Tod Katharinas Mutter, wird von Katharina erschossen.
Nebenfiguren z.B.: Ex Ehemann, Pfarrer. Sollen Behauptungen der ZEITUNG bestätigen.
Die Unternehmer Sträubleder und Lüding vertreten die Kapitalisten, demonstrieren wie viel Einfluss man mit Geld haben kann.
Aufbaustruktur:
Das Buch wird von einem ungenannten Berichterstatter erzählt, der die Ereignisse in ihren Einzelheiten wie in ihrer Reihenfolge nach seinem Gutdünken schildert. Böll verschafft sich damit die Möglichkeit von der zeitlichen wie kausalen Anordnung der Vorgänge abzuweichen.
Weiter handelt es sich bei um eine Kriminalerzählung, wobei hier nicht der Täter erst gesucht werden muss (weil er sich freiwillig stellt), sondern ein schrittweißes Suchen von Motiven für den Mord enthüllt werden muss.
Die Erzählung ist in 58 Kapitel gegliedert, welche systematisch in Themen gegliedert werden können. Gliedert man diese Themen so kann man von einer Art Exposition sprechen.
Die komplette Erzählung erfasst nur 5 Tage und liefert dafür erstaunlich viel an Informationen.
Die ZEITUNG:
. Die ZEITUNG ist der Gegenpart zu Katharina und sieht die Geschehnisse aus einer anderen Perspektive.
. Die Sprache und das Layout der ZEITUNG sind darauf aus möglichst viele Leser neugierig zu machen.
. Die ZEITUNG hat großen Einfluss auf die Gesellschaft und kann diese Manipulieren - Die ZEITUNG hat keinen Skrupel Lügen abzudrucken.
. Die Methoden der ZEITUNGs Reporter an Informationen heranzukommen kennt keine Grenzen.
Interpretationsansätze / Intention:
. Die Macht in verschiedenen Händen (Staat, Presse, des Kapitals): Zeigt was die verschiedenen Institutionen mit "Macht" anstellen können.
. Die Erzählung als Aufforderung zur Gewalt - Katharina sieht keinen anderen Weg mehr als einen Mord zu begehen.
. Die Ironie und Satire als Rache des Autors: Möchte der Autor mit seinem Buch jemandem etwas heimzahlen?
Fazit: Lässt sich die Problematik des Buches auf unsere Zeit übertragen?
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