Wolfgang Borchert wurde am 20.05.1921 im norddeutschen Hamburg geboren; als einziges Kind der Heimatschriftstellerin Hertha Borchert und des Volksschullehrers Fritz Borchert. Er gehörte einer Generation an, die durch den Zeitpunkt ihrer Geburt, doppelt mit den Auswirkungen von Krieg konfrontiert wurde: Die Auswirkungen des 1.Weltkrieges, dessen Ende erst 3 Jahre zurück lag, waren noch deutlich spürbar. In fast jeder Familie gab es gefallene oder kriegsversehrte Söhne und Väter.
Die Weimarer Republik, 1919 aus den Wahlen zur Nationalversammlung entstanden, bot der Bevölkerung keine genügende Orientierung. Sie war Unterwanderungen ehemaliger Generäle ausgeliefert und wurde schließlich von der Hitlerdiktatur überrannt - nur zwanzig Jahre später wurde jeder Mann aus Borcherts Generation und schließlich auch die, die noch Kinder waren, zu Hitlers Soldaten. Borchert wuchs im Hamburger Stadtteil Eppendorf auf, besuchte dort die Volks- und später die Oberrealschule. In seiner Freizeit streunte der lebhafte Junge mit seinen Spielkameraden aus der Nachbarschaft und einem Vetter umher. Borcherts Vater, ein eher zurückhaltender Mensch, der seit dem Krieg unter einem Magenleiden und geschwächter Konstitution litt, beschrieb seinen Sohn als einen naturverbundenen Jungen, der Ausflüge in den Wald liebte und sich gern Geschichten erzählen ließ. Mit seiner Mutter verband den jungen Borchert ein besonders inniges Verhältnis.
Sie hatte, auch aufgrund ihres extrovertierten Temperamentes, wesentlichen Einfluss auf ihren Sohn. Erwähnenswert ist auch die Bewunderung, die Borchert für seinen Onkel mütterlicherseits hegte. Hans Salchow war ein Mann, der ein kurven- und risikoreiches Leben führte und trotz Kriegsversehrtheit und Sprachfehler ungebrochene Lebensbejahung ausstrahlte. Menschen, die sich abweichend von der bürgerlichen Ordnung verhielten oder mit obskuren Macken ausgestattet waren, fesselten Wolfgang Borchert und wurden immer wieder Protagonisten seiner Werke. Jahre später, in der Kurzgeschichte \"Schischyphusch\", setzte er seinem Onkel ein Denkmal: In dieser Geschichte trifft dieser besagte Onkel in einem Restaurant auf einen Kellner, der den gleichen Sprachfehler hat wie er selbst. Als die beiden nun miteinander sprechen, glaubt sich jeder von dem anderen nachgeäfft.
Es kommt zu unfreiwillig komischen Situationen, in deren Verlauf sich die Verschiedenartigkeit der Charaktere des lebensfrohen Onkels und des überarbeiteten, devoten , leicht verbitterten Kellners darstellen. 1933, im Jahr der Machtübernahme Hitlers, machte auch der zwölfjährige Wolfgang Borchert die ersten Erfahrungen mit den Nazistrukturen; er wurde, wie alle Jungen seines Alters, in die Hitlerjugend übernommen. Jedoch entzog er sich den Verpflichtungen, wann immer es möglich war und blieb schließlich der Gruppe ganz fern. Als 15jähriger begann Wolfgang Borchert Gedichte zu schreiben; diese werden jedoch allgemein als nicht qualifizierbar eingeordnet und lassen kein frühes Talent erkennen. Sie spiegeln vielmehr Leseeindrücke verschiedener Lieblingsautoren Borcherts, zu denen u.a.
Rilke und Ringelnatz gehörten.
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