Weimarer Republik, von 1919 bis 1933 dauernde Ära der deutschen Geschichte; benannt nach dem ersten Tagungsort der Nationalversammlung, die 1919 dem Deutschen Reich eine republikanische, d.h. parlamentarisch-demokratische Verfassung gab (Weimarer Verfassung).
Als die Niederlage des Deutschen Reiches im 1. Weltkrieg besiegelt war und die Deutschen ihre ganze Hoffnung auf einen gerechten Friedensvertrag setzten, hatten es die Alliierten abgelehnt, mit den Machthabern des deutschen Kaiserreichs zu verhandeln. Im November 1918 zwangen revolutionäre Unruhen Kaiser Wilhelm II. zur Abdankung. Nach der Übergabe der Regierungsgeschäfte an den SPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert konstituierte sich am 10. November 1918 der Rat der Volksbeauftragten, einer Koalition aus SPD und der sozialdemokratischen Abspaltung USPD, als provisorische Regierung. Bei der von dieser Regierung angesetzten Wahlen am 19. Januar 1919 trugen die republikanisch-demokratischen Parteien einen überragenden Wahlsieg davon. Ebert wurde der erste Präsident dieser Republik.
Von Beginn an stand die junge Demokratie vor erheblichen ökonomischen und sozialen Problemen. Mit dem Versailler Vertrag wurden dem Deutschen Reich von den Siegermächten hohe Reparationszahlungen aufgebürdet. Hinzu kam eine fortschreitende Inflation, die im November 1923 ihren Höhepunkt fand. Dieses Klima stärkte die antidemokratische Opposition auf der Linken ebenso wie auf der Rechten - nationalistische, monarchistische, kommunistische Gruppen waren eine ständige Bedrohung für die Demokratie. Auch das Verhältnis der deutschen Länder untereinander war ausgesprochen gespannt. In dieser Situation besetzte Frankreich 1923 das Ruhrgebiet und stärkte damit die nationalistischen Kräfte, die Konflikte drohten zu eskalieren.
Im selben Jahr setzte dann aber mit der Währungsreform und im darauffolgenden Jahr mit dem Dawesplan zur Klärung der Reparationsfrage eine gewisse Entspannung und eine Phase der Erholung ein. 1925 kam es zum Abschluß der Locarno-Verträge; im wesentlichen ein Verdienst Gustav Stresemanns. Die Beziehung zu Frankreich entspannte sich - das Deutsche Reich, Frankreich und Belgien bekannten sich zur Unverletzlichkeit der zwischen ihnen bestehenden Grenzen. Damit hatte das Reich die im Versailler Vertrag festgelegte Westgrenze endgültig anerkannt; am 8. September 1926 wurde das Deutsche Reich in den Völkerbund aufgenommen. Wirtschaftlich kam es seit der Annahme des Dawesplans (1924) mit Hilfe hoher amerikanischer Kredite zu einem Aufschwung.
Die Weltwirtschaftskrise 1929 markierte dann aber den Schlußpunkt dieser Zeit des Wachstums. In Deutschland kam es angesichts des wirtschaftlichen Einbruchs zu großen politisch-sozialen Spannungen, in deren Folge sich auch die politische Situation schnell dramatisch zuspitzte. 1930 zerbrach die seit 1928 regierende "Große Koalition" unter Führung der SPD an der Frage einer Beitragserhöhung für die Arbeitslosenversicherung, die sich den Verpflichtungen gegenüber einer sprunghaft steigenden Zahl von Arbeitslosen (1,8 Mio. Ende 1929) nicht mehr gewachsen sah. Die Arbeitslosenzahl wuchs in der Folge rasant weiter an, Ende 1929 waren bereits 4,4 Millionen Menschen ohne Anstellung, im Dezember 1932 schließlich über sechs Millionen.
Reichspräsident Paul von Hindenburg wendete sich nach dem Scheitern der Koalition gegen eine weitere Beteiligung der SPD an der Regierung und berief im März 1930 mit Heinrich Brüning einen Zentrumpolitiker zum Reichskanzler. Hinter der Weimarer Verfassung stand Hindenburg zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr, er strebte vielmehr eine monarchistische Restauration an.
Während sich politische und wirtschaftliche Krise gegenseitig verstärkten, konnten die radikalen politischen Parteien auf der Linken wie auf der Rechten eine immer größere Gefolgschaft mobilisieren. Neben der Kommunistischen Partei und der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) konnte insbesondere die NSDAP eine immer größere Anhängerschaft um sich scharen. 1930, nach der Auflösung des Reichstags durch Brüning, errang die NSDAP bei den Wahlen am 14. September mit 18,2 Prozent der Stimmen 107 Mandate. Brüning, der sich von den Neuwahlen die Stärkung seiner Position im Reichstag erhofft hatte, konnte nur mehr mit der Duldung der SPD regieren. Einen Monat nach dessen Wiederwahl zum Reichspräsidenten im April 1932 wurde Brüning von Hindenburg entlassen.
Adolf Hitler war Hindenburg bei der Wahl zum Reichspräsidenten im zweiten Wahlgang mit 37 zu 53 Prozent unterlegen. Brünings Nachfolger Franz von Papen konnte den Rechtsruck nicht stoppen. Nach den durch abermalige Reichstagsauflösung nötig gewordenen Neuwahlen vom 31. Juli 1932 war die NSDAP mit 37,4 Prozent der Stimmen und 230 Sitzen stärkste Kraft im Reichstag. Auch wenn ihr Stimmanteil bei der schon am 6. November stattfindenden, abermaligen Neuwahl um mehr als vier Prozent auf 33 Prozent fiel, der Aufstieg der Nationalsozialisten zur staatsbestimmenden Macht hatte begonnen. Aus einer innerparteilichen Auseinandersetzung mit Gregor Strasser, die die NSDAP vorübergehend zu schwächen schien, gingen Hitler und die Partei gestärkt hervor. Kurt von Schleicher (Reichskanzler seit dem 2. 12. 1932) scheiterte im Januar mit seinem Ansinnen, Hindenburg möge ihm entgegen den Bestimmungen der Verfassung zur Stabilisierung der politischen Lage für eine begrenzte Zeit diktatorische Vollmachten übertragen. Zugleich verständigten sich von Papen und Hitler auf die Bildung einer "Regierung der nationalen Konzentration". Am 30. Januar 1933 ernannte Hindenburg Hitler zum Reichskanzler. Die Weimarer Verfassung blieb zwar formell gültig, mit dem Ermächtigungsgesetz wurde der Weimarer Republik jedoch auch juristisch de facto ein Ende gesetzt (siehe Nationalsozialismus)
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