Aufklärung (1720-1785) Unter Aufklärung versteht man einen sowohl individuellen wie gesellschaftlichen geistigen Emanzipationsprozess, der darauf abzielt, allein auf dem Glauben an Autoritäten beruhende Denkweisen kritisch zu hinterfragen, und sich, nach einem Satz von Kant, "seines eigenen Verstandes zu bedienen". Der aufgeklärte Mensch soll nicht mehr den Vorgaben der Obrigkeiten oder von Mode und Zeitgeist vertrauen, sondern nach Kants Definition aus "seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit" herausgehen und sein Leben und Denken selbst bestimmen. Wenn mit "Aufklärung" die Herrschaft der Vernunft gemeint ist, liegt ihr Zentrum im 17. Jahrhundert, wenn ihr Schwergewicht auf der bürgerlichen Emanzipation liegen soll, im 18. Jahrhundert. Typische Merkmale · Denkbewegungen auf allen Gebieten · Kritisches Fragen, Denken und Zweifeln (besonders gegenüber Religion und Absolutismus) werden zur Tugend · Toleranz der Religionen gefordert · Diesseitsorientierung der Menschen (nicht mehr Konzentration auf Leben nach dem Tod) · Bürger erlangen Selbstbewusstsein durch ökonomische Veränderungen wie z.
B. durch das Manufakturwesen, die das Bürgertum zur wirtschaftlich bedeutendsten Schicht macht; Weltbürgertum · Lesegesellschaften, da die meisten Bürger nicht lesen konnten und somit "die Aufklärung des bürgerlichen Lesers" behindert wurde · Wachsende Wichtigkeit der Erkenntnis aus der Sinneswahrnehmung (Empirismus) · Wachsende Relevanz der im Verstand gegründeten Denkfähigkeit (Rationalismus, logisches und eigenständiges Denken) · Glaube an die Erziehbarkeit des Menschen · Weisheit und Intellekt werden zu Tugenden · Tugend und ihre Förderung werden zum Hauptziel der Epoche · Das "Gute" und das "Vernünftige" werden gleichgesetzt · Natur statt offenbarter Religion als Referenz · Menschlicher Verstand als Instrument der Wahrnehmung · Freiheit statt Absolutismus; Gleichheit statt Ständeordnung; Erfahrung, wissenschaftliche Erkenntnis statt Vorurteil und Aberglauben, Toleranz statt Dogmatismus · "Der Mensch ist von Natur aus gut, man muss es ihm nur zeigen." · Freiheit und Autonomie gelten für Literatur (Sie soll in keinem Dienst mehr stehen. Nicht für Kirche oder Fürsten) · Immanuel Kant: "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" · Literaturepoche Aufklärung Die Zeit der Aufklärung stellt die erste bedeutende Literaturepoche in Europa dar. Anfänge der Aufklärung, die bis ungefär 1770 andauerte, gab es 1700. Die damalige Zeit war durch die Herrschaft von Fürsten und durch den Absolutismus geprägt. Wichtige Vertreter der Aufklärung waren G.E. Lessing (insbesondere sein Werk \"Nathan der Weise\") und Immanuel Kant.
Als oberstes Prinzip setzte man die Vernunft der Menschen ein. Man sollte Mut haben, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen (Kant) und sich mehr vom kirchlichen Glauben und der damit verbundenen Naivität abrenzen, beziehungsweise die Richtigkeit des in der Kirche Gelehrten überprüfen. Die Entwicklungsfähigkeit des Menschen war ein ausschlaggebendes Kriterium gewesen. Leitworte der Aufklärung waren deshalb vor allem Rationalismus und Empirismus. Der Rationalismus steht für das kritische Denken, bei dem man sich seiner Vernunft bedienen soll. In den Köpfen der Menschen sollen \"Ja\"-Sager, die bedingungslos auf das Gesagte anderer Menmschen vertrauen, abgeschafft werden.
Des Weiteren war es für die literarischen Aufklärer besonders wichtig, den Empirismus, welcher ebenfalls darauf beruht, dass man nur das Greifbare und Beweisbare glauben soll, als Schlagwort zu benutzen. Dabei soll jedoch jeder selbst erkennen und sich auch nicht von anderen in einer Sache bestärken oder belehren lassen, wenn diese Recht haben. Das selbständige Denken hat mit der Literaturepoche der Aufklärung eine ganz neue Bedeutung gewonnen. Nebst diesen Leitgedanken, sind auch noch andere Begriffe der Epoche der Aufklärung zuzuschreiben. Toleranz in der Gesellschaft, in Politik und Religion war ebenfalls ein Punkt, den die Aufklärer durch ihre Werke den Menschen näher bringen sollten. Außerdem wurde Kritik an der staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung geübt und sehr großen Wert auf Individualismus gelegt.
Wer Lessings Werk \"Emilia Galotti\" gelesen hat, wird dort eben jenes wiederfinden, was die Epoche der Aufklärung ausmacht. Anstatt sich dem Wollen und der Wolllust eines Prinzen hinzugeben, versucht Emilia alles ihr mögliche, um dieses Schicksal von sich abzuwenden. |