Nach anderthalb Jahren, 1788, kehrt Goethe nach Weimar zurück. Die alten Freunde, Herder und Frau von Stein zumal, empfangen ihn kühl. Doch sogleich verliebt er sich wieder: in Christiane Vulpius, ein 23jähriges Mädchen aus einfachen Verhältnissen. Sie wird fortan seine Lebensgefährtin, ohne dass Goethe diese Beziehung (selbst nach der Geburt des Sohnes August, 1789) durch eine Eheschließung vorerst legalisiert hätte. »Ich bin verheiratet, nur nicht durch Zeremonie«, kommentierte er und die Hofgesellschaft zerriss sich über diese Mesalliance den Mund.
Seine Aufgaben als weimarischer Staatsbeamter konzentrierten sich nach seiner Rückkehr vor allem auf die künstlerischen und wissenschaftlichen Belange. Einen Schwerpunkt seiner Arbeit bildete die Universität Jena; besonders aber entsprach seiner Neigung das Amt des Direktors des 1791 gegründeten Weimarer Hoftheaters, das er zu einer der führenden Bühnen in Deutschland machte. Auch dichterische Werke entstanden nun wieder: u.a. die schon erwähnten Römischen Elegien, die Venezianischen Epigramme, der Reineke Fuchs in Hexametern. Doch die Naturwissenschaft ließ ihn nicht los: Er schrieb die Metamorphose der Pflanzen (1790) und befasste sich intensiv mit der Knochenlehre.
Die französische Revolution betrachtete Goethe anders als Wieland, Klopstock, Herder oder Schiller von Anfang an mit Skepsis: Sie widersprach seiner Idee von einer allmählichen Entwicklung in Natur und Geschichte. In seinen Dramen Der Groß-Kophta, Der Bürgergeneral, Die Aufgeregten und im Novellenzyklus Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten hat er sich ausdrücklich von gewaltsamem Umsturz als Mittel der Politik distanziert. 1792 nahm Goethe am erfolglosen Feldzug gegen die Revolutionsarmee im Gefolge seines alten Freundes Karl August teil, der inzwischen General geworden war und ein preußisches Regiment kommandierte. Fast 30 Jahre später schilderte er dieses Erlebnis in seiner Kampagne in Frankreich.
|