Fjodor Michailowitsch Dostojewskij wurde als Sohn eines Arztes am 11.11.1821 in St. Petersburg geboren, studierte an der Militäringenieurschule in St. Petersburg und war dann als Schriftsteller tätig. Seit seiner Jugend litt er an Epilepsie. Als Mitglied eines Sozialistenbundes wurde er 1849 zum Tod verurteilt und auf der Richtstätte zu vierjähriger Zwangsarbeit zu vier Jahren Zwangsarbeit in Sibirien begnadigt. Erst zehn Jahre später (1859) gelang ihm nach mehrjährigen Militärdienst die Rückkehr nach St. Petersburg. Danach war Dostojewskij überzeugter Christ und Gegner des atheistischen Sozialismus. Die Erlebnisse dieser Leidensjahre hielt er in seinem Werk "Aufzeichnungen aus einem Totenhaus\" fest.
Dostojewskij kam zur Überzeugung, daß allein das Volk die christliche Wahrheit unverfälscht hüte, während sie den Intellektuellen durch Anschluß an die westeuropäische Entwicklung verloren gegangen sei. Die durch drohendes Schuldgefängnis erzwungenen Aufenthalte in Westeuropa bestärkten ihn in seinem Glauben. Dostojewskij setzte sich für einen idealen patriarchalischen Zarismus ein und vertrat panslawistische Ansichten. Er verstarb am 9.2.1881 in St. Petersburg und gilt neben Leo Tolstoi (1828 bis 1910) als der bedeutendste Naturalist Rußlands.
Stilistisch und dramatisch knüpfte er zunächst an Gogol an. In seine großen Romanen sind die unterdrückten, leidenden Menschen seiner Heimat die Helden und werden zu Märtyrern der Menschheit gemacht. Die meisten Romane führen den Leser in eine Welt des Elends der Zuchthäusler und Verbrecher. Religiös-philosophische Themen finden sich in seinen Werken ebenso, wie politisch-gesellschaftliche Ideen. Dostojewskij gibt in seinen Romanen nicht nur ein klares Bild der Außenwelt, sondern durchleuchtet auch die menschliche Seele mit all ihren Abgründen.
Er übte großen Einfluß aus, besonders auf Maxim Gorki, auf Friedrich Nietzsche und den deutschen Naturalismus.
Werke
Novellen: Die Sanfte (1876)
Romane: Schuld und Sühne (1866)
Die Brüder Karamasow (1879 - 1880)
Die Dämonen (1872)
Der Idiot (1868)
Der Idiot
Der Roman der Idiot von Fjodor Michailowitsch Dostojewskij spielt im Rußland des späten 19. Jahrhunderts. Der Roman ist in vier Teile gegliedert, die durch einen größeren Zeitsprung in der Handlung getrennt sind. Die Geschichte spielt ihm Milieu der Adeligen und des reichen Bürgertums.
Fürst Lew Nikolajewitsch Myschkin ist der letzte Abkömmling eines verarmten Adelsgeschlecht. Nach dem Tod seines Vaters wird er von einem Freund der Familie aufgenommen. Fürst Myschkin, der an Epilepsie leidet, wird Zwecks Heilung von seinem Ziehvater in die Schweiz geschickt. Nach dem Tod des Ziehvaters kehrt der Fürst 25 jährig aus der Schweiz nach St. Petersburg zurück um das Erbe anzutreten. Sein Leiden hatte sich während des Auslandaufenthalts gebessert, konnte jedoch nicht vollständig geheilt werden.
Auf der Reise zurück nach Rußland lernt er Parfen Rogoschin, den Sohn eines reichen Kaufmanns kennen. Dieser erzählt ihm über seine unglückliche Liebe zu Nastasja Filipowa und weckt das Interesse des Fürsten an dieser schönen, unnahbaren Frau.
In Petersburg angekommen sucht er die Generalin Jepantschin, eine entfernte Verwandte, auf. Aufgrund seiner ärmlichen äußeren Erscheinung wird er zwar zunächst mißtrauisch behandelt, kann dann aber das Herz der Generalin und ihrer Töchter gewinnen. Der Fürst bekommt so Einlaß in die höchste Kreise und kann mehr über Nastasja Filippowa in Erfahrung bringen:
Sie ist die Tochter des verstorbenen Gutsbesitzers Filipp Alexandrowitsch Baraschkow. Ihr Pflegevater Tozkij läßt ihr beste Erziehung und Bildung zu Teil werden. Tozkij nutzt die ihre Abhängigkeit aus und sie wird seine Geliebte. Er fürchtet sich nun vor der Rache der erwachsenen Frau und versucht sie durch Geschenke und finanzielle Zuwendungen zu besänftigen. Die Angst vor der Rache hindert ihm auch an der Heirat mit einer der Töchter des General Jepantschin, und so beschließt er und der Vater der Braut das Problem Nastasja Filippowa endgültig zu lösen. Ihr Plan ist es sie zu einer Heirat mit Ganja, Gawrilia Ardalionowitsch Iwolgin, zu bewegen. Tozkij und der General bieten ihr 15.000 Rubel für den Fall, das die Ehe zustande kommt.
Auf ihrer Geburtstagsfeier, zu der auch Fürst Myschkin erscheint, soll sie die Verlobung mit Ganja bekannt geben, doch sie lehnt den Heiratsantrag spöttisch ab. Daraufhin kommt es zu hitzigen Streitgesprächen und Diskussionen. Da taucht plötzlich Rogoschin auf und bietet ihr öffentlich 100.000 Rubel falls sie ihn heirate. Nun bittet auch der Fürst sie ihre Hand. Nastasja lehnt jedoch den Antrag des Fürsten ab, da sie glaubt sie wäre nicht gut genug für den Fürsten und zieht mit Rogoschin.
Nastasja Filippowa verschiebt den Hochzeitstermin immer wieder und flüchtet vor Rogoschin. Dieser reist ihr hinterher, wird jedoch immer nur von ihr verspottet und zurückgewiesen. Auch der Fürst sucht wieder Nastasja regelmäßig auf, obwohl er Rogoschin versprechen mußte, Nastasja nicht mehr zu treffen.
Fürst Myschkin ist gerade in Moskau eingetroffen und dabei Nastasja Filippowa aufzusuchen, als sich seine Krankheit wieder bemerkbar macht. Verwirrt läuft er durch die Stadt und kehrt schließlich in sein Hotel zurück, wo er einen epileptischen Anfall erleidet. Der Fürst wird von Lebedew, einem befreundeten Beamten, der ihn geradezu verehrt, aufgenommen und gepflegt. Um die völlige Erholung von dem Anfall zu garantieren, nimmt er den Fürsten mit in die Sommerfrische außerhalb Moskaus.
Die meisten Freunde und Bekannte des Fürsten befinden sich ebenfalls auf Sommerfrische und statten ihm einen Besuch ab. Es erscheint auch ein junger ungepflegter Mann, der sich als unehelicher Sohn des Ziehvaters Myschkins ausgibt. Dieser erhebt nun Anspruch auf einen Teil des Erbes. Es stellt sich allerdings heraus, daß er lügt und sämtliche Ansprüche frei Erfunden sind. Myschkin überläßt ihm aber dennoch die Summe von 10000 Rubel.
Der naive Fürst, der nicht fähig ist die Menschen richtig einzuschätzen, wird immer wieder mit Intrigen konfrontiert, an denen er schließlich zerbricht. Auch seine Liebe zu Nastasja endet in einer Katastrophe. Seine Krankheit tritt immer stärker zu Tage, und schließlich wird er seelisch gebrochen und unheilbar geisteskrank in die Schweizer Heilanstalt zurück gebracht.
|