Ernst Eckstein wurde am 6 Februar 1845 als Sohn eines Rechtsanwalts in Gießen geboren. Er besuchte das Großherzogliche Gymnasium, das heutige Landgraf - Ludwigs - Gymnasium und studierte Philologie, Philosophie und Geschichte in Gießen, Bonn und Dresden.
An der Marburger Universität promovierte mit einer auf Französisch geschriebenen Arbeit über den Komödiendichter Moliere.
Seine Reiselust führte ihn oft ins europäische Ausland; später lebte er in Leipzig und Dresden, wo er am 18 November 1900 an Nierenversagen starb.
Ernst Eckstein verdiente seinen Lebensunterhalt von Anfang an als freier Schriftsteller; er wurde zu einem der erfolgreichsten Autoren der Gründerzeit mit seinen Romanen, Novellen und Dichtungen.
Sensationellen Erfolg und einen bis heute währenden Nachruhm errang er aber mit einem einzigen Text, der Schulhumoreske "Der Besuch im Karzer" (1875). Darin schreibt er über seine Zeit am "Großherzoglichen Gymnasium" und über die verbrachten Tage im Karzer.
Im Karzer am Landgraf - Philipp - Platz in Gießen mussten damals Studenten und Schüler Strafen verbüßen, die sie sich für Streiche und andere Vergehen eingehandelt hatten.
Vor mehr als 100 Jahren war Ernst Eckstein einer dieser Schüler und verbrachte 3 Tage im Karzer, weil er zuvor den Unterricht durch Knallerbsen gestört hatte.
In seinem Buch darüber karikiert er Dr. Eduard Geist alias Samuel Heinzerling, den ersten Gymnasialdirektor des "Großherzoglichen Gymnasiums", welcher Ernst Eckstein einst als Taugenichts nannte, der es im Leben wohl zu nichts bringen würde. Jedoch konnte Dr. Geist nicht wissen, dass Eckstein der Schule trotz allem Leichtsinn die Grundlage einer gediegenen Bildung verdankte.
So diente "Der Besuch im Karzer" außerdem als Vorlage für den Roman "Die Feuerzangenbowle" von Heinrich Spoerl, der durch die Verfilmung mit Heinz Rühmann weit bekannt wurde.
1881 zeigte sich Ernst Eckstein unerwartet von einer ganz anderen Seite. Er verfasste kulturgeschichtliche Romane wie "Prusias" (aus der Zeit der römischen Republik), "Aphrodite", sowie "Pia" und andere Romane, unter denen die "Claudier" (aus der römischen Kaiserzeit) der bedeutendste war.
Rechtzeitig zur 400-Jahr-Feier des LLGs erscheinen die berühmten Humoresken "Der Besuch im Karzer", "Arzt und Autor - Wie man die Literaturkritiker aufs Glatteis führen kann" und "Die rothe Jula - Wie es sich rächt, wenn man statt Ehemann nur Hausfreund sein will" als Neuauflagen, die fast in Vergessenheit geraten waren. Pfarrer und Dekan Gerhard Bernbeck, ehemaliger Religionslehrer an der LLS, regte eine Neuauflage des "Besuchs im Karzer" an, was dann auch umgesetzt und fertig gestellt wurde.
Die Straße am Alten Friedhof in Gießen trägt seinen Namen.
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