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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Fünfter aufzug - erster bis fünfter auftritt - zimmer des ersten aufzugs


1. Drama
2. Liebe

Elfter bis fünfzehnter Auftritt - Das zweite Zimmer des vierten Aufzugs



Das Schicksal der Maria ist nun besiegelt, und in ihr vollzieht sich nun, was
typisch für die Klassik ist. Sie erlangt angesichts des bevorstehenden Todes die
Erhabenheit über die geschichtliche und physische Welt und triumphiert am
dritten Tage der Handlung nun also über das Schicksal. Die Begegnung mit ihrem
Hofmeister und den Dienerinnen geben uns ein Bild von der Verfassung Marias, die
nicht um ihr eigenes Schicksal weint, sondern um Mortimers und Paulets. Sie ist
sogar zu einem Schlaf vor ihrer Hinrichtung fähig. Sie stirbt als Heldin im
Schillerschen Sinne. Diese Wandlung ins Erhabene geschieht plötzlich, wie
Schiller es in seinem Aufsatz \\\"Über das Erhabene\\\" auch darstellt.

Diese Erhebung in die Freiheit der Geister ist eine idealistisch-metaphysische
Kernstelle des Dramas. Die Wandlung Marias wird nicht dargestellt, jedoch ist
der Unterschied im Innern Marias im Verhältnis zum letzten Auftritt deutlich
herausgestellt. Verbunden mit der Verklärung Marias ist immer der christliche
Glaube, ohne den diese Erhabenheit der katholischen Maria bei Schiller nicht
möglich wäre. Hier steht er im Gegensatz zu Goethe. Das heißt aber keineswegs,
daß Schiller unbedingt auf der Grundlage des katholischen Glaubens steht,
sondern vielmehr, daß er der Wendung einen moralischen Anstrich geben wollte.

Elisabeth wähnt sich nun endlich nach der Hinrichtung, die Leicester schildert,
sicher und wälzt die Schuld für das vollstreckte Urteile auf Davison und
Burleigh ab; sie werden eingekerkert bzw. verbannt. Shrewsbury verläßt
freiwillig das Land, so daß Elisabeth noch einsamer, noch unsicherer als zu

Anfang dasteht.


2.1 Elisabeth

Elisabeth ist eine der typischen Schillerschen Figuren, in denen das Böse in
seinen Dramen von Franz Moor bis Demetrius erscheint. Sie ist hier im Stück ein
Fürst im Sinne des barocken Herrschers, der den politischen Gegenspieler, ohne
sich von irgendeiner Moral binden zu lassen, besiegen will.

In II/3 verlangt Burleigh die Hinrichtung Marias. Elisabeth antwortet nicht
direkt, sondern fragt Talbot, welche Meinung er hat. Als dieser für Maria
spricht, sagt Elisabeth, daß er \\\"zu sich selbst kommen\\\" solle. Sie will zwar die
Meinungen der Lords hören, aber das ist nur ein Trick, als ob sie wirklich die
Wahrheit oder auf die Stimme des Gewissens hören wolle. Vor ihren Lords weint
sie, als der pflichtbewußte, aufrichtige Paulet, dem sie den Auftrag gegeben
hatte, Maria heimlich zu töten, ihr den Brief Marias übergibt. Während sie
weint, denkt sie sich schon einen anderen Plan aus, nämlich den, den scheinbar
ruhmgierigen Jüngling Mortimer zu Maria zu senden. Sie sagt ihm: \\\"er verkürzt
sich seine Prüfungsjahre\\\" und läßt durchblicken, daß dies durch den Mord an
Maria geschehen könne. Sie zeigt ihm ihre innere Gesinnung. Maria ist identisch
mit den barocken Fürsten, wenn sie sagt: \\\"Was man nicht aufgibt, hat man nie
verloren.\\\"

Es ist dasselbe, was auch im barocken Trauerspiel gilt. Die Figuren des barocken
Trauerspiels sind ebenso wie Elisabeth Realisten, die sich fragen, \\\"wozu eine
Sache gut sei?\\\" Die Realisten richten sich ganz nach der Zweckmäßigkeit in ihrem
Beben. Wenn wir Elisabeth als eine barocke Fürstin betrachten, so ist ihr
Verhalten keineswegs \\\"doppeldeutig\\\", sondern in jedem besonderen Fall wird sie
durch äußere Ursachen und durch äußere Zwecke bestimmt. Elisabeth als eine
barocke Fürstin will keine Verantwortung übernehmen, wenn sie zwar schwankt,
obwohl sie insgeheim schon nach Fortheringhay gehen möchte, sich aber von
Leicester überreden läßt. In diesem Gespräch schiebt Elisabeth Leicester alle
Verantwortung zu, falls etwas passieren sollte. Sie spricht zu Mortimer nicht
direkt vom Meuchelmord an Maria. Mortimer muß diese Tat selber aussprechen, wenn
er Elisabeth richtig versteht. Sie kann dann später sagen, daß sie keinen Mord
angestiftet hat. Elisabeth zeigt nur indirekt ihre innere Einstellung. Sie
beherrscht die Redekunst, und somit wird alles im Unklaren gelassen. Sie zeigt
in IV/11 ihre Redekunst und zugleich ihre Ablehnung von Verantwortung, obwohl
sie in der vorgehenden Szene den Entschluß gefaßt hat, Maria zu töten. Elisabeth
ist eine Königin, die den barocken Fürsten nahesteht, der sich in seinem
moralischen Handeln einer physischen Notwendigkeit ruhig und gleichförmig
unterordnet, da er durch die Notwendigkeit der Natur sich bestimmen läßt. Somit
verkörpert Elisabeth eine barocke Fürstin, die mit Maria konfrontiert wird.


2.2 Maria

\\\"Maria ist in dem Stück etwa 25 und Elisabeth höchstens 30 Jahre alt\\\", so
schreibt Schiller an August Wilhelm Iffland. Von der Reife ihres Geistes her
gesehen scheint Maria älter als 25 Jahre zu sein. Paulet nennt Maria \\\"die
ränkevolle Königin\\\", die \\\"den Christus in der Hand, die Hoffart und die Weltlust
in dem Herzen\\\" trägt. Mit Beginn der Dramenhandlung zeigt sie sich nicht als
barocker politischer Mensch, sondern sie verzeiht die Unhöflichkeit Paulets. Sie
leidet nicht nur unter der gegenwärtigen Belastung Elisabeths, sondern auch
unter der vergangenen Schuld jener \\\"unglückseligen Tat\\\", als sie an der Macht
war. Doch hofft sie trotz des Leides zu überleben. Bezeichnenderweise kennt
Maria als ehemalige Fürstin das wahre Gesicht des Absolutismus, das in dem
Machtkampf der fürstlichen Hierarchie besteht. Kein Fürst kritisiert bei der
Fürstenkonfrontation den Gegner, wie Maria es tut. Der Unterschied zwischen dem
barocken und dem Schillerschen Fürsten hinsichtlich der Kritik an dem Gegner
liegt darin, daß als Kriterium für die Beurteilung nicht der eigene Zweck,
sondern die Gerechtigkeit gilt. Gerechtigkeit wird im barocken Trauerspiel
deshalb nicht hervorgerufen, weil \\\"die geschichtlich-politische Welt insgesamt
ideenfern und ideenfeindlich dem selbstischen Naturtrieb und Naturgesetz allein
gehorcht\\\". Die Problematik der Fürstenkonfrontation liegt bei Schiller nicht nur
im Legitimations- und im Religionskonflikt, sondern vielmehr im Verhältnis von
Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit.



2.3 Mortimer

Schiller stellt den Charakter Mortimers sehr einheitlich dar. Erstens ist
Mortimer ein Kunstliebhaber. Seine Glaubensänderung geschieht nicht anders als
durch \\\"der Künste Macht\\\". Sein Charakter gerät leicht durch das ins Schwärmen,

wovon sein Gefühl bewegt wird.

Mortimers Rettungsvorhaben und seine Verschwörung gegen Elisabeth werden nicht
durch politische und rein religiöse Gründe motiviert, sondern durch eine schöne
und leidende Frau. Mortimer versucht Maria zu retten, weil sie bildhaft schön
ist. Mortimer ist nicht idealistisch eingestellt, da er sie mit Gewalt um
seinetwillen befreien will. Maria willigt in diese Tat nicht ein, denn sie will
keine Gewalt und keine List. Sie gibt Mortimer den Auftrag, den einzigen Mann,
der die Tore öffnen kann, zu treffen. In II/5 plant Elisabeth Maria zu töten. Zu
diesem Zweck wählt sie Mortimers jugendlichen Mut und weckt seinen Ehrgeiz.
Mortimer täuscht sie. Er wird mit Leicester konfrontiert in der Szene, in der
die beiden Freier um eine Frau werben. Der eine unter Einsatz seines Lebens, der
andere mit Täuschung. Mortimer zögert nicht, den listigen Leicester anzugreifen,
als dieser vorsichtig handelt. Bevor Mortimer Marias Bild mit deren Schriftzügen
Leicester gibt, zweifelt dieser. Nur das Zeugnis weckt in ihn Vertrauen.
Mortimer glaubt Leicester, als dieser das Bild küßt. Auf der Bühne stehen zwei

unterschiedliche Charaktere.

Nachdem Maria und Elisabeth sich begegneten und die Begnadigung nicht erfolgte,
hält Mortimer an seinem Plan fest. Mortimer glaubt, daß Maria mit einer kühnen
Tat aus dem Gefängnis zu befreien sei. Als Kennedy Maria und Mortimer, die
gerade miteinander sprechen, ankündigt, daß bewaffnete Leute kommen, ergreift
Mortimer den Degen, um sie zu beschützen. Leicester hätte an seiner Stelle
sicherlich Maria übergeben. Mortimers Plan der Ermordung Elisabeth ist
gescheitert. Sein Freund Okelly rät ihm zu fliehen. Aber er flieht nicht,
sondern geht nach London, um Elisabeth doch noch zu töten, weil dies der einzig
mögliche Rettungsweg ist. In dieser für Mortimer letzten Szene, die an
Elisabeths Hof spielt, werden die beiden Intriganten Mortimer und Leicester
konfrontiert, wobei der Mordplan Mortimers aufgedeckt wird. Dieser steht zu
seinem Verhalten und gewinnt dadurch im Gegensatz zu Leicester menschliche, ja
einigermaßen idealistische Züge. Mortimer nimmt sich das Leben, da er keine
Möglichkeit mehr sieht, Maria zu befreien. Aber Leicester versucht durch Verrat
und Verhaftung Mortimers sein eigenes Leben zu retten. Er bleibt bis zuletzt ein
Intrigant, während Mortimer zum Helden wird.

2.4 Leicester

Leicester als Geliebter Marias ist ihre einzige Hoffnung. Als Mortimer Maria die
Verbindungsmöglichkeit mit dem Hof schildert, bittet sie Mortimer mit ihm zu
sprechen. Leicester versucht in der Tat, Maria zu retten, obwohl er vor Gericht
seine Stimme \\\"zu ihrem Tod gegeben\\\" hat, aber im Staatsrat spricht er anders.
Scheinbar ist er ein politisch tüchtiger Mann, wenn er vom \\\"Vorteil\\\" spricht.
Damit ist er ein Zweck-Mensch, der im barocken Raum steht und zwischen den
Parteien als ein kluger Diplomat handelt. Leicester ist erbärmlich feige,
während Mortimer tollkühn ist und aus Egoismus handelt.


2.5 Burleigh und Shrewsbury

Burleigh vertritt einen Politiker der Staatsräson, während Shrewsbury Weltbürger
ist, dar aus Gerechtigkeit handelt. Dieser zeigt sich bei der Konfrontation als
milder, warmherziger Untertan, der sich dem Druck des Fürsten nicht beugt. Ein
solcher Untertan ist bei Fürstenkonfrontationen vom Barock bis hin zu Schiller
sehr selten, da er sein Leben wagt. Aber man kann ihn kaum einen Weltbürger
nennen, weil er am Recht innerhalb des Absolutismus festhält. Er will der
gefährdete Anwalt für Maria sein. Er kennt den Charakter des absolutistischen
Fürsten. Er dient zwar dem Fürsten, aber nicht im Sinne der Monarchie, sondern

im Sinne des Vernunftstaates.

Dagegen ist der Großschatzmeister Burleigh, der grundsätzlich das Fürstentum
verteidigt. Elisabeth kennt Burleigh und seine Loyalität. Bei der Konfrontation
mit Maria glaubt sie daran, daß sie Burleigh folgen muß, der ihr sagt, daß
Marias Leben ihr Tod sei. Burleigh hat veranlaßt, daß die Gerichtsverhandlung
ohne Zeugen durchgeführt wird, weil er nach dem geheimen Willen Elisabeth Maria
hinrichten lassen will. Das Ziel Burleighs ist die Verwirklichung des Willens
der Fürstin, die bei der politischen Konfrontation mit der anderen Fürstin ohne Gewissen handelt.

 
 

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