Der Roman im 17. Jahrhundert/
Der deutsche Roman im 17. Jahrhundert steht ganz im Bann fremder Vorbilder.
Die Einwir-kung ausländischen Sitten- und Geisteslebens ist äußerst stark.
Man übersetzt zunächst die nach antiken und italienischen Vorbildern in
Spanien, England und Frankreich entstandenen Schäferromanen und ahmt sie
nach. Im Mittelpunkt des Interesses aber steht der heroisch-galante Roman,
der damals in Frankreich entsteht. Nach dem Muster dieses neuen Romanty-pus
schreibt man auch in Deutschland umfangreiche Erziehungsbücher, die zu
höfischem Menschentum führen sollen. Daneben treten die
realistisch-volkstümlichen Schelmenroma-ne, die ihre großen Vorbilder in
Spanien haben.
Schäferromane sind Liebesromane, in denen häufig Seelenzustände oder
Liebeshändel angesehener Personen dargestellt werden, und zwar verschlüsselt
in der Form von Hirten.
Der Schelmenroman hat die Form eines Abenteuerromanes, in dem der Held
PICARO (ein Schelm) ist.
Heroisch-galante Romane sind schwulstige Barockromane, in denen in
hochhöfischen Kreisen auf der Basis von Politik, Geschichte und Großmut
Probleme Liebender behandelt werden.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts und zu Beginn des 18. kommt es zum Verfall
des heroisch-galanten Moderomans, der Schäfer- und Schelmenromane. Die neuen
Typen, die dann entstehen, sind jedoch ebenfalls auf Grund fremder Vorbilder
entstanden. Es sind dies der politische Roman, der zur Politik, das heißt
zur praktischen Weltklugheit und gesell-schaftlicher Gewandtheit, erziehen
will, der satirische Reiseroman und die vielen Nach-ahmungen des englischen
Romans "Robinson Crusoe" von Daniel Dafoe, die sogenannten Robinsonaden, die
in Deutschland im Roman "Die Insel Felsenburg" von Johann Gottfried Schnabel
gipfeln. Aus dem Umkreis dieser Romane stammt die großartigste Leistung des
deutschen Prosaromans im 17. Jahrhundert, nämlich der "Simplicius
Simplicissimus" von GRIMMELSHAUSEN.
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