Brecht ist Lyriker, Erzähler und vor allem Dramatiker. Er gilt als Schöpfer einer neuen Form des Theaters, das "epische Theater\". Seine Ansichten über diese neue Form hat er in 15 Heften "Versuche\" niedergelegt. 1957 wurden diese unter dem Titel "Schriften zum Theater\" herausgegeben.
Beim epischen Theater werden die Szenen ohne dramatischen Aufbau nebeneinander gereiht. Mit dieser Form des Theaters versucht Bertolt Brecht durch die erzählende Form, durch Provokationen, Ansagen und Spruchbänder den Zuschauer aus seiner passiven Haltung zu lösen und ihn zu kritischer Stellungnahme zu bewegen. Es soll nicht Furcht oder Mitleid erzeugt, sondern lehrreich gezeigt werden, wie der Mensch sich verhält oder verhalten soll. Zu diesem Zweck laufen Brechts Stücke nicht wie im Theater üblich zu Höhepunkt, Katastrophe und Lösung zu, sondern werden immer wieder argumentierend durch Songs unterbrochen. Der Schauspieler muss aus dem Illusionsstil gelöst und der Zuschauer zum Nachdenken über das Gezeigte angeregt werden. Der Schauspieler darf sich nicht vollends in seine Rolle vertiefen. Er ist nicht die Person, er spielt sie nur.
Brecht stellte seine Form des Theaters dem dramatischen Theater gegenüber:
Dramatische Form Epische Form
handelnd, erzählend,
verwickelt den Zuschauer in die Bühnenaktion, macht den Zuschauer zum Betrachter,
ermöglicht ihm Gefühle, erzwingt von ihm Entscheidungen,
Suggestion, Argument,
der Zuschauer steht mittendrin, der Zuschauer steht gegenüber,
er erlebt, er studiert,
Mensch als bekannt vorausgesetzt, Mensch als Gegenstand der Untersuchung,
der unveränderliche Mensch, der veränderliche und verändernde Mensch,
Spannung auf den Ausgang, Spannung auf den Verlauf,
eine Szene für die andere, jede Szene für sich,
des Denken bestimmt das sein, das gesellschaftliche Sein bestimmt das Denken,
Gefühl, Ratio.
1.3 Seine wichtigsten Werke
1.3.1 Bühnenstücke
"Baal\" (1918)
Verherrlichung der "Ichsucht\" - Das Stück sollte provozieren und verursachte einen Theaterskandal
"Trommeln in der Nacht\" (1919)
Heimkehrertragödie - Kriegsgewinner und Kriegsverlierer werden einander gegenübergestellt
"Im Dickicht der Städte\" (1923)
Der Kampf zweier Männer in der Riesenstadt Chicago 1912
"Mann ist Mann\" (1926) - Lustspiel
Die Verwandlung des Packer Galy Gay in den Militärbaracken von Kilkoa im Jahre 1925
"Die Dreigroschenoper\" (1928)
"Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny\" (1928/29)
Zynische Anklage gegen die ausschließlich auf Geld gegründete Gesellschaft
"Die heilige Johanna der Schlachthöfe\" (1929/30)
Zum 500. Todestag der Johanna d'Arc als Modernisierung durch Umwandlung der heiligen Johanna in ein amerikanisches Heilsarmeemädchen und Verlegung des Schauplatzes in das Milieu Chikagoer Schlachthöfe.
"Die Gewehre der Frau Carrar\" (1937)
Erzählungen aus dem spanischen Bürgerkrieg
"Das Leben des Galilei\" (1938)
Schauspiel über das Ringen Galileis um die Wahrheit
"Mutter Courage und ihre Kinder\" (1938/39)
Eine Chronik aus dem 30jährigen Krieg über die Sinnlosigkeit des Krieges.
"Die Tage der Kommune\" (1945)
Lehrstück über den Pariser Aufstand 1871.
1.3.2 Erzählende Dichtung
"Der Dreigroschenroman\" (1934)
Satirischer Roman zur Dreigroschenoper
"Kalendergeschichten\" (1949)
Gedichte und Balladen, die durch ihre Fabel belehren wollen
"Geschichten vom Herrn Keuner\" (1948)
Prosa über Freundschaftsdienste, Verläßlichkeit, Konsequenz und Eigentumstrieb.
"Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar\" (1949)
Unvollendeter zeitsatirischer Roman über einen Schriftsteller der eine Biographie über Caesar schreiben will.
"Flüchtlingsgespräche\" (1961)
1.3.3 Lyrik
"Hauspostille\" (1927)
"Lieder, Gedichte, Chöre\" (1939)
Politische Lieder auf Deutschland
"Svendborger Gedichte\" (1939)
"Hundert Gedichte 1918 bis 1959\" (1951)
Stellungnahme zur Hitler-Zeit
"Die Erziehung der Hirse\" (1952)
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