Lebenslauf
1853-1876
Vincent van Gogh wird am 30. März in 1853 in dem kleinen Dorf Groot-Zundert in Holland, als Sohn von Theodorus van Gogh (1822-1885) und Anna Cornelia, (1819-1907), geboren.
Der erste Sohn des protestantischen Pfarrers Theodorus van Gogh war eine Totgeburt.
Als auf den Tag genau ein Jahr später, am 30. März 1853, seine Frau Cornelia van Gogh erneut ein Kind zur Welt bringt, voller Zweifel und Angst um die Lebensfähigkeit dieses Knaben, erhielt es denselben Namen wie das erste: Vincent Willem van Gogh. Schon seine Geburt war also von dem Dilemma seines zukünftigen Lebens überschattet.
Am 1. Mai 1857 wird sein Bruder Theo geboren.
Während Vincent 1862 noch in Groot-Zundert lebt, übt er an seinen ersten Zeichnungen.
Vincent beginnt 1864 seine schulische Ausbildung in Zevenbergen und lernt Französisch, Englisch und Deutsch. Nach seinem Schulabschluss wird Vincent Lehrling bei Goupil & Cie, Kunsthändlern aus Paris mit einer, von seinem Onkel Vincent ("Onkel Cent") gegründeten Filiale in Den Haag. Vincent besucht häufig die Museen Den Haags.
1873 wird Vincent zur Londoner Filiale von Goupil & Cie versetzt. Er besucht Museen und Galerien und erweitert sein Wissen über Kunst. Vincent wohnt in einer Pension.
Als er wenig Interesse zeigt, wird er zur Pariser Filiale Goupil & Cie versetzt, Ende des Jahres 1874 kehrt er dann aber wieder nach London zurück. Vincents Leistungen bei Goupil & Cie verschlechtern sich, während seine Beteiligungen an Bibelstudien immer mehr werden.
Im Frühjahr 1876 gibt er seine Arbeitsstelle bei Goupil & Cie auf und reist nach Ramsgate in England, wo er eine Stelle in einem kleinen Internat antritt. Später nimmt Vincent eine neue Arbeit als Lehrer und Hilfspfarrer an.
Van Goghs Entschluss, Künstler zu werden, ist um 1880 endgültig.
Eine der dunkelsten Perioden seines Lebens beginnt: Armut, moralische Verzweiflung, Angst und Heimatlosigkeit. Zunächst entstehen ausschließlich Zeichnungen, Detailskizzen und viele Bilder nach Bildern von Francois Milet: Darstellungen arbeitender Bauern, Genrebilder. 1882 zieht er in das (natürlich von Theo finanzierte Atelier) nach Den Haag, wo er von Mauve unterstützt wird.
1876-1881
Am 29. Oktober hält Vincent seine erste Sonntagspredigt. In dem Maße wie Vincents religiöser Eifer wächst, verschlechtert sich seine körperliche und geistige Verfassung. Vincent verlässt England und nimmt Arbeit als Aushilfe in einem Buchladen in Dordrecht an.
Er zeigt wenig Interesse für seine Arbeit, kommt nicht gut mit seinen Kollegen aus und behandelt die Kunden schlecht. Dann geht Vincent religiösen Studien in Amsterdam nach.
Vincents formelles Religionsstudium endet, aber er ist entschlossen seiner religiösen Berufung nachzugehen und geht in ein Kohlebergbaugebiet in Belgien, namens Borinage. Die Lebensbedingungen für Vincent, als auch für die Bergarbeiter, sind schlecht. Vincent liest den Bergarbeitern aus der Bibel vor und lebt in völliger Armut. Seine Arbeit in der Borinage dauert lang, doch Vincent verwendet all seine Energie darauf, den Bergarbeitern zu helfen, indem er ihnen Kleidung und Essen schenkt, das er sich selbst kaum leisten kann.
Er will nichts anderes tun, als den in Armut lebenden Bergarbeitern zu helfen. Als dies seine Vorgesetzten mitbekommen, halten sie Vincents Verhalten für zu extrem. Bald wird Vincent von seinem Posten in der Borinage abgelöst und leidet daraufhin unter Depressionen, wegen des in seinen Augen gescheiterten Versuchs.
Vincent geht dann nach Cuesmes, um dort eine ähnliche Arbeit fortzusetzen und den Bergarbeitern zu helfen.
In dieser Zeit beginnt seine religiöse Hingabe nachzulassen und sein Interesse an der Malerei wird wieder geweckt. Ein Wendepunkt in Vincents Leben. Vincent gibt seine Beschäftigung mit der Religion auf und widmet sich ausschließlich dem Malen. Sein Bruder Theo beginnt Vincent finanziell zu unterstützen, ein Zustand, der bis zum Ende von Vincents Leben anhalten sollte. 1881 verbringt er Zeit mit dem Maler Anton Mauve (1838-1888), der Vincent mit Wasserfarben vertraut macht.
1881-1884
Vincent zieht mit Clasina Maria Hoornik zusammen. Sie ist eine Prostituierte mit einer fünf Jahre alten Tochter und sie ist schwanger mit einem weiteren Kind.
Während Vincent mit einigen Bekannten malt (den Malern Jan Hendrik Weissenbruch und George Hendrik Breitner) verschlechtert sich seine geistige Verfassung wieder und zusätzlich liegt er aufgrund eines Trippers drei Wochen im Krankenhaus.
Danach beginnt Vincent mit Ölfarben zu experimentieren und verbringt viel Zeit damit, sowohl die Natur zu malen, als auch Clasina Maria Hoornik und ihr neugeborenes Kind als Modell zu nutzen.
Nach einem Jahr beendet Vincent seine Beziehung mit Clasina Maria Hoornik und führt ein Leben, dass ausschließlich seiner Arbeit gewidmet ist. Er fährt nach Drenthe in Nordholland und malt dort die trostlose Landschaft und die Landarbeiter. Er richtet sich 1883 bei seinen Eltern ein kleines Atelier für die Arbeit ein und ist weiter auf Theos Unterstützung angewiesen.
1885-1888
Im März 1885 stirbt Vincents Vater. Vincent reicht einige seiner Arbeiten bei der Antwerpener Akademie ein, da er eine formellere künstlerische Ausbildung wünscht. Er wird in eine Anfängerklasse aufgenommen. Wie zu erwarten, passt Vincent nicht recht in die Akademie und and verlässt sie deshalb wieder. Später in diesem Jahr zieht Vincent nach Paris und wohnt bei Theo.
1886 schließt Vincent Freundschaft mit dem Maler Paul Gauguin, ein unruhiges Verhältnis, das sich später als weiterer Wendepunkt in Vincents und Gauguins Leben erweisen sollte. Vincent verlässt Paris im Februar 1888 und geht in den Süden nach Arles. Dort wohnt Vincent in dem \"Gelben Haus\", einen Wohnsitz den er gemietet hat.
Als der Frühling eintrifft, beginnt Vincent die blühenden Landschaften der Provence zu malen. Gauguin besucht ihn im Oktober und zieht zu Vincent in sein \"Gelbes Haus\". Es war eine äußerst bereichernde und produktive Zeit für Vincent und Gaugin.
Am 23. Dezember 1888 greift Vincent mit einem Rasiermesser Gauguin an, da das Verhältnis zwischen ihnen immer schlechter wird. Direkt nach diesem misslungenen Angriff verliert Vincent völlig den Verstand und schneidet sich sein linkes Ohrläppchen ab. Dann wickelt er es in Zeitungspapier ein und bietet es einer Prostituierten im örtlichen Bordell, das er häufig aufsucht, als Geschenk an. Er wird dann ins Krankenhaus gebracht und kurz danach kommt Theo aus Paris um Vincent zu betreuen.
1889-1890
Im diesem Jahr beginnt Vincents Zustand sich zu bessern und er verlässt das Krankenhaus in Arles am 7. Januar. Er hat starke Schwankungen in der Geistesverfassung. Manchmal ist er völlig ruhig und klar im Kopf, zu anderen Zeiten leidet er unter Halluzinationen und Wahnvorstellungen.
Vincent arbeitet weiterhin gelegentlich von seinem \"Gelben Haus\" aus, aber die häufigen Nervenzusammenbrüche bringen ihn mit Theos Hilfe in die psychiatrische Anstalt. Zu der Zeit seines Aufenthaltes in der Anstalt, versucht er häufiger, während seiner Anfälle, sich durch Schlucken seiner Farbe zu vergiften
Da diese Anfälle oft auftreten, wenn Vincent im Freien ist, sperrt er sich im Haus ein und beginnt eine Gemäldeserie zu malen.
In diesem Jahr beginnt seine Arbeit in der Kunstwelt Anerkennung zu finden, während es mit seinem geistigen Zustand immer mehr bergab geht. Vincent beginnt wieder im Freien zu arbeiten, aber das Jahr endet mit einem seiner schlimmsten Anfälle, im Verlauf dessen er erneut versucht, sich zu vergiften und wieder arbeitsunfähig wird.
Am 31. Januar 1890 bringt Theos Frau, Jo, einen Sohn auf die Welt, den sie Vincent Willem nennen.
Während er bei Dr. Gachet in Behandlung ist, fängt er an mit unglaublicher Energie zu malen - in den letzten beiden Monaten die ihm bleiben, malt er über 80 Gemälde. Es scheint so, als ob Vincent endlich glücklich sei. Er malt einige seiner besten Arbeiten und seine körperliche, wie geistige Gesundheit verbessert sich sehr stark. Dr. Gachet glaubt, dass Vincent sich völlig erholt habe und Vincent verbringt viel Zeit mit Theo, Jo und seinem kleinen Neffen.
Während sich die Umstände für Vincents verbessern, werden sie für Theo, der finanzielle Probleme hat und wegen der schwachen Gesundheit seines kleinen Sohnes in Sorge ist, immer schlechter. Vincent besucht Theo am 6. Juli und ist erschüttert über Theos Lebensumstände. Vincent setzt seine Arbeit in den folgenden Wochen fort, aber seine geistige Verfassung verfällt zusehends, vielleicht weil er sich als Last für Theo und dessen Familie betrachtet und sich die Schuld an ihrer schlechten finanziellen Situation und ihren Schwierigkeiten gibt.
Am 27. Juli macht Vincent einen Spaziergang und schießt sich mit einer Pistole in die Brust. Es gelingt ihm, sich am späten Abend nach Hause zu schleppen und er erzählt niemandem von seinem Zustand. Man findet den verwundeten Vincent schließlich in seiner Unterkunft und ein Arzt wird gerufen. Die Kugel kann nicht entfernt werden und man schickt nach Theo.
Vincents letzte Stunden verlaufen ähnlich wie die letzten beiden Jahre seines Lebens -- sein Zustand wechselt zwischen tiefer Seelenqual und anscheinender Zufriedenheit. Nach dem Selbstmordversuch verbringt Vincent die wenige Zeit die ihm bleibt, aufrecht im Bett sitzend und Pfeife rauchend; Theo, die ganze Zeit an seiner Seite. Am Ende klettert Theo zu Vincent ins Bett und wiegt dessen Kopf in seinen Armen. Vincent sagt: \"Ich wünschte, ich könnte so von Euch gehen.\"
Vincent stirbt früh am nächsten Morgen, am 29. Juli. Das Begräbnis findet kurz darauf statt und sein Sarg ist mit Dutzenden von Sonneblumen bedeckt, die er so sehr liebte.
Nach Vincent van Goghs Tod
Theo erholt sich nie vom Tod seines geliebten Bruders und sein Gesundheitszustand verschlechtert sich. Er stirbt am 25. Januar 1891 in Utrecht.
Die Vincent van Gogh Stiftung wird 1960 gegründet. Ihr Vorstand besteht aus V.W. van Gogh, seiner zweiten Frau, seinen drei Kindern und einem offiziellen Repräsentanten der holländischen Regierung. Die Stiftung wurde geschaffen, um die Werke Vincent van Goghs, die Teil des Familienbesitzes waren, zu erhalten und sie schließlich in einem speziell für die riesige Sammlung gebauten Museum unterzubringen.
Am 2. Juni 1973 wird das Van Gogh Museum eröffnet. Das Museum beherbergt hunderte von Vincents Werken, ebenso wie ein riesiges Archiv aller Briefe und Dokumente.
Vincent van Gogh zählt heute zu den populärsten Malern, und er hat seinen festen Platz in der Kunstgeschichte der Moderne. Jetzt mehr als 100 Jahre nach seinem Tod, erzielen seine Bilder bei Auktionen Rekordpreise von mehreren Millionen Euro. Das war nicht immer so; Vincent van Gogh dessen Leben im Zeichen von Armut, Krankheit und Unverständnis stand, ist zum Sinnbild des zu seiner Zeit verkannten Künstlers geworden, dem erst nach seinem Tod Anerkennung zuteil wird.
Er hinterlässt der Nachwelt eine Lebensgeschichte voll Dramatik und ungeklärten Rätseln, die auch verfilmt wird, und etwa 750 Gemälde und 1600 Zeichnungen, die Jahre nach seinem Tod entdeckt werden und bis heute in den Auktionshäusern dieser Welt um Millionen ersteigert werden.
Impressionismus
In bald einem Jahrhundert Definition ist da Wort, das diese große Bewegung der Malerei, den Impressionismus bezeichnet, oft umstritten gewesen. Die historischen Bezeichnungen, die mehr oder weniger zufällig und zufällig aus Moden oder sogar aus Notwendigkeiten des Kampfes entstanden, sind oft kaum mehr als Verkleidungen: es kommt sogar vor, dass manche die Absurdität bis zum Widersinn treiben, wenn etwas der französischsten aller Stiele
" Gotik" genannt wird. Das Wort "Impressionismus" stammt nun zwar von dem Gegner ist jedoch recht glücklich gewählt, denn die mit ihm bezeichnete Ästhetik geht von der Empfindung aus. Dies ist das wahre Einheitsprinzip, das alle Maler die von Manet bis Gauguin und van Gogh aufeinander folgen, zu einer Schule macht.
Man tendiert manchmal dazu, den Titel eines Impressionisten" denen vorzubehalten, die allein dem Imperativ ihres Schauens gehorchten: den Landschaftsmalern Monet, Sisley, Pissaro, dem Renoir deren ersten Periode, um ihn allen anderen streitig zu machen, die ein Formwille beseelt, der reinen Beobachtung fremd ist. Wenn aber auch Cézanne, van Gogh, Gauguin, Seurat und der Renoir von Cagnes über den Impressionismus hinausgehen, so gehen sie doch alle von ihm aus und wenden als strenge Sisziplin sein Hauptprinzip an: in der Gesichtsempfindung die Urquelle des künstlerischen Schaffens zu suchen. Cézanne eifert Poussin nach, doch
"Nach der Natur".
Der Impressionismus führt zwar zum Symbolismus und scheint damit in seinem Gegenteil aufzugeben; das jedoch nicht durch Selbstverneinung, sondern dank einer fruchtbaren Ausnutzung seiner Gegebenheiten. Bemerkenswerterweise haben Cézanne, van Gogh, Seurat oder Gauguin nie die Pioniere des Impressionismus kritisiert; vielmehr befreien sie sich auf sie und versuchen deren Erfahrung sich anzueignen, und dadurch ihr eigenes Talent herauszubilden.
Statt zu versuchen, am Impressionismus eine fruchtlose Zergliederung vorzunehmen, die ihn nur verkümmern würde, ist es ergiebiger ist es ergiebiger, dieses halbe Jahrhundert künstlerischen Schaffens (das so reich an Meisterwerken ist, das nur die Renaissance mit ihm vergleichbar ist, zumindest was die Malerei angeht) in seiner umfassenden Einheit zu sehen.
Wie ein majestätischer Baum hat der Impressionismus mehrere zweige. Der Stamm wird durch Manet, Degas, die Schule von Argenteul und von Pontois, also Sieley und Pissaro gebildet. Nach 1880 wird die Schule vielgestaltig: sie bringt einen intellektualistische Bewegung, den kurzlebigenden Neoimpressionismus, mit van Gogh einen expressionistischen Stoß und eine symbolistische Neigung hervor, die von Gaugin geführt wird; schließlich treibt sie am Mittelmeer eine Verlängerung hervor; die von einem Einheimischen, Cézanne, und einem "Zugewanderten ", Renoir gebildet wird. Die Fruchtbarkeit dieser Impressionistischen Ästhetik war so groß, dass sie selbst die Künstler hervorbrachte, die ihre Lücken füllen können.
Es ist dies der Ausgangspunkt jener Bewegung der Malerei, die man "modern" nennen kann. Was mit Manet beginnt führt zu Picasso. Mit ihm tritt eine große Erschütterung ein, die den Bruch mit der Malerischen Tradition seit der Renaissance vollzieht, die von Delacroix und Corot zur Vollendung gebracht wurde.
Wie die Wellenbewegung um einen ins Wasser geworfenen Stein erschreckt sich die impressionistische Revolution allmählich über die ganze Kunst, bis in deren überseeische Gebiete; sie entsprach übrigens der Erwartung , die zunächst in der Wahl bestimmter Gegensätze zum Ausdruck kam, ehe sich die Malweise änderte. Eine Zeitlang gab es wirklich eine "impressionistische Welt". Es war dies einer der großen Augenblicke in der Geschichte der Welt der Künste.
Entstehung
Der Impressionismus war zunächst in der Normende zu Hause. Seit Anfang des Jahrhunderts, als die englischen Aquarellmaler sie in Mode gebracht hatten, rivalisierten die Seine-Mündung und die Küsten das Ärmelkanals in der Gunst der Landschaftsmaler: auch die Romantiker fühlten sich durch Meer und Wald angezogen. Bonington, Dupré, Paul Huet, und andere hatten andere Côte de Grâce vor 1860 die Schule der Freiluftmalerei. Motive gesucht. Hier entsteht in den Jahren vor 1860 die Schule der Freiluftmalerei. Ihr Anreger Boudin, der Sohn einer Familie von Seeleuten, der am 13 Juli 1824 in Honfleur zur Welt kam . Er war der Wahre Vater des Impressionismus.
Blütezeit
Um 1880 ist die Lage der Verfechter der hellen Malerei die folgende: Manet ist anerkannt, Renoir sehr gefragt, Degas akzeptiert, Monet beginnt sich durchzusetzen. Der Skandal um Cézanne ist vergessen, da sich der Maler in tiefe Stille zurückgezogen hat. Es bleiben Sisley und Pissaro; da nun einmal jemand geopfert werden muss, bleiben sie aller Vernunft widerwärtig noch lange der öffentlichen Gehässigkeit oder Gleichgültigkeit ausgesetzt.
1880 beginnt eine Krise unter den Impressionisten. Bei der fünften Ausstellung der Gruppe im April jenes Jahres, war die Abtrünnigkeit von drei Anführern festzustellen: Monet, Renoir, und Sisley. Pissaro wird nun Mittelpunkt der Veranstaltungen der Gesellschaft. In den Augen der Kritik verkörpert er den unnachgiebigen alten Kämpfer. Infolge seiner revolutionären Gesinnung, seines Respekts für die Freiheit der Kunst steht Pisarro den neuen Tendenzen offen, die seinen Freunden andersgläubig erschienen, er ermutigt Gaugin, dessen Kunst Monet und Cézanne abstößt. Renoir und Monet haben übrigens die Tendenz die gleiche Haltung einzunehmen wie Manet; auf dem Wege zum offiziellen erfolg vermeiden sie es jetzt, sich mit den Künstler der Gruppe zu blamieren, deren Veranstaltungen in den Augen des Publikums eine zu unnachgiebige Bedeutung erhalten haben, und sie treten den Raum näher, wo Renoir im Vorjahr einen Erfolg erzielt hat, der als Versuchung wirkt. 1880 stellt Renoir hier das Schlafende Mädchen und die Muschelfischerinnen in Berneval aus, wobei das Motiv deutlich im Vordergrund steht; Monet wird ein Eisbruch abgelehnt, den er in Vétheuil gemalt hat, während er Seine bei Lavacourt, eine dürftige "Komposition" , die allzu offensichtlich im Geiste des Salons entworfen ist, akzeptiert wird.
Die Versuchung der Wissenschaft
Das Recht des Künstlers, sein Werk zu zeigen, das Manet einst auf seiner Sonderaustellung von 1867 gefordert hatte letztlich seit zwanzig Jahren keine Lösung gefunden. Die antiakademischen Maler unterlagen trotz allem der Verlockung der Salons und hatten es nicht gewagt, "sich gewerkschaftlich zu Organisieren", von ihren Persönlichen Neigungen abzusehen, um dem staatlichen Raum einen rivalisierenden Raum entgegenzusetzen, der in den Augen des großen Publikums ein Gegengewicht gegen die offiziellen Ausstellungen hätte bilden können. Nur die Impressionisten hatten sich schon 1874 zu einer Gesellschaft zusammengeschlossen, doch ihre geringe zahl und die starke Geschlossenheit ihrer Gruppe gab ihren Ausstellungen den Charakter von einseitigen Veranstaltungen, der sich nachteilig für sie wirkte.
Erst 1884 entsteht ein Wirklich "freier" Raum, der es den Jüngeren erlaubt, dich dem Publikum vorzustellen, ohne der Strenge einer Jury trotzen zu müssen. Dieses Ereignis ist von großer Wichtigkeit; indem es die Künstler zugleich von den Händlern und vom Institut befreit, ihrer selbst bewusst zu werden, wie man es nur durch Not oder Freundschaft werden kann. Zum ersten Mal seit einem Jahrhundert haben die Bahnbrechenden Künstler ein "Publikum". Die Gründung des Salons der Unabhängigen im Jahre 1844 und des Herbstraum im Jahre 1903 begünstigt den Aufschwung und die Vermehrung von Tendenzen, die das 20. Jahrhundert beherrschen.
Von der Natur zum Symbol
Zwischen 1880 und 1885 kommt es zu einer starken Reaktion gegen die Unterwerfung unter die Natur, die das ganze Jahrhundert beherrscht und in der Literatur zum naturalistischen Roman, in der Malerei zum Impressionismus geführt hatte. Welchen Namen man nun dieser Revolution auch geben mag. Symbolismus, Synthetismus oder Neotraditionismus, sie will im Gegensatz zur Empfindung der "Idee2 ihre Anregerrolle für des Kunstwerk zurückgeben. Wie im Realismismus gingen auch hier die Maler den Schriftstellern voraus.
Sorrow
Auf einem seiner Stiche schrieb van Gogh SORROW, das englische Wort für Traurigkeit. Welch ein Unterschied zum Impressionismus, der sich als Hymne auf das Leben versteht und die Schönheit der Welt, die Anmut der Frauen und die Freunde der Jugend preist. Während der letzten zwanzig Jahre der Jahrhundert häuften sich jedoch die Wolken am Horizont. Degas analytische Kunst wird einschneidender, ja grausamer. Vor allem aber gibt es Maler mit tragischem Schicksal, bei denen die Malerei zum Drama wird: Vincent van Gogh und Toulouse-Lautrec. Und Gaugins Kunst ist zwar eine paradiesische Weltanschauung, doch um den Preis eines Lebens voller Leiden. Die erste Impressionistengeneration besteht aus normalen Personen, die an dem Unverständnis der Gesellschaft, dich nicht an einem persönlichen Drama litten. Van Gogh und Gauguin sind innerlich zerrissen Charaktere und haben eine Haltung der Revolte, während Toulouse-Lautrec, der körperlich zu leiden hatte, am Rande der Gesellschaft lebte. Diese Haltung steht im Widerspruch zu den Impressionisten der ersten Stunde, die die Welt voller Optimismus entdecken. Zwar hat die Gesellschaft sie verstoßen, doch haben sie in der Natur die Zuflucht gefunden, die es ihnen ermöglicht, sich
im Notfall über Wasser zu halten. Um 1885 gibt sich die Natur nicht mehr von selbst; sie lässt sich allenfalls vom Willen des Künstlers deuten oder gar quälen.
An der "Front" der lebendigen Kunst bildet sich zu dieser Zeit eine Art "Kommando" des Unglücks, das im 20. Jahrhundert die Art des "verdammten" Malers gerade zu dem Zeitpunkt als Modell gibt, in dem er es nicht mehr ist.
Die malerische Technik
Die Impressionisten haben in der Technik der Malerei eine Revolution eingeleitet, deren Konsequenzen bis ins 20. Jahrhundert reichen; so muss man die Anfänge der Modernen Malerei und den Bruch der traditionellen Malkunst bei ihnen ansetzen. Will man die Tragweite dieser Revolution ermessen, so muss man sie in einer Perspektive betrachten, deren Brennpunkt noch vor der Erfindung der Ölmalerei liegt.
Resonanz und Fortleben
Der Impressionismus erschöpft sich nicht in den 15 genialen Malern, die ihn geschaffen und ihm internationale Berühmtheit errungen haben. In ihrem Umkreis und am Rande ihrer Bewegung haben noch andere Künstler im Freien gemalt und die Lichtfarbe wiederzugeben versucht. Bald wurde jedoch deutlich, dass die Ästhetik, die anfangs vom Publikum verworfen wurde, einem Bündnis des gewandelten Empfindungsfähigkeit entsprach; man gewöhnte sich an sie und verurteilte in ihrem Namen die Bahnbrechenden Bewegungen der zeitgenössischen Kunst. Von 1880 an strahlt der Impressionismus über Frankreich hinaus bis in die Neue Welt.
Die Maler, die von 1870 an und fast bis heute einen Motiv mit dem Pinsel in der Hand leicht hinwarfen und auf dem Bild ihre Eindruck (Impression) ausdrücken wollten, sind Menge. Man entdeckt heute allmählich ihre Werke; viele sind jedoch vergessen.
In aller Welt
Von 1885 an wurde der Impressionismus in der ganzen Welt ebenso bereitwillig wie verständnislos aufgenommen. Mehr als die französische Malerei, in der einige Einzelgänger der Fahne der Freiheit hochhielten, war die europäische des19Jhrd. In den stehenden Wassern des Akademismus und das Relismus festgefahren. Infolge eines der schwerwiegendsten Missverständnisse in der Geschichte der Formen hatte seit dem Ende des 18Jhdr. einen an den Altertümern geschulte Ästhetik geherrscht, Während die Welt sich unter dem Anstoß der wissenschaftlichen Naturerkenntnis wesentlich veränderte. Statt Harnischen und Federhüten hatte man den Statuen Jacken oder Gehröcke angezogen. Das genügte jedoch nicht, um einen Stil zu schaffen. Wenn diese reizvollen Bilder des "Alten Wien", aus der Biedermeierzeit, noch Gnade vor unseren Augen finden, so gerade deshalb, weil ihnen des immer neue Aktuelle fehlt, das die wahren künstlerischen Werke zur Ewigkeit bestimmt; sie zeugen von einer vergangenen Zeit, deren Ferne uns sehnsüchtig macht.
Seit dem 18Jhdr. war die europäische Malerei nach dem herrlichen schöpferischen Auferstehung des18Jhdr. in die Bildermacherei zurückgefallen; damit sie wieder zur Malerei würde, musste sie sich der Natur zuwenden; dieser Weg wurde jedoch von den Maßgebenden Persönlichkeiten der Institute und Akademien als verderblich verwiesen. Die Engländer hatten den rettenden Weg gezeigt, doch ihre Ausstrahlung reichte nicht über Paris hinaus, wo sie allerdings Gércault und Delacroix angeregt hatte. Der entscheidende Anstoß ging endlich vom Impressionismus aus.
Dieser Anstoß war, manchmal sehr weit von den Orten entfernt, wo er wirken sollte, erwartet und vorgeführt worden. Als Zeugnis dafür sie nur das außerordentliche Bild eines ungarischen Malers, Frühstück im Grünen von Pál Szinyei Merse (1845-1920) aus dem Jahre 1873 genannt. Schon das Motiv allein war revolutionär, mehr noch jedoch die Tatsache, dass die Szene in einen violetten Schatten getaucht ist, den eine Vorüberziehende Wolke oder das Laub eines Baumes wirft. Weder in Italien noch in München, wo dieser Künstler sein Handwerk erlernte; konnte er eine Vorstellung solcher Lichtwirkungen erhalten; dieses Werk war seiner Zeit so weit voraus, dass der Künstler infolge des Skandals, den seine Ausstellung auslöste, zeitweilig die Malerei aufgab.
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