Die nächste Gruppe, von der Alberto berichtet, sind die Stoiker. Diesen Namen tragen sie deshalb, weil ihr Anführer sie in einem Säulengang (lat. stoa) zu versammeln pflegte. Sie glaubten an eine Weltvernunft, an der alle Menschen teilhätten, und ebenso daran, daß jeder Mensch diese Welt komplett in seinem Inneren trage und widerspiegle. Ferner waren sie, wie Sokrates, von der Existenz eines unabänderlichen Naturrecht überzeugt. Auch bestritten sie jeglichen Unter-schied zwischen Stoff und Geist und behaupteten, es gebe nur eine Natur. Im Gegensatz zu Platons klarem Dualismus, der Zweiteilung der Wirklichkeit, nennt man diese Auffassung Monismus. Im Gegensatz zu den Kynikern waren die Stoiker grundsätzlich offen für aktuelles Zeitgeschehen und Politik. Nicht zuletzt aus diesem Umstand resultierte die Tatsache, daß viele Stoiker angesehene Staatsmänner waren, wie beispielsweise der berühmte Redner und Politiker Cicero, zu dessen größten Verdiensten die Verbreitung der griechischen Kultur und Philosophie in Rom und somit wahrscheinlich auch ihre Erhaltung für die Nachwelt gehört.
Trotz alledem wies der Stoizismus eine Gemeinsamkeit mit dem Kynismus auf: Die Vertreter beider Strömungen glaubten an das Schicksal und sahen, wenn sie in Not waren, keine Notwendigkeit, diese zu bejammern. Auch heute spricht man noch von "stoischer Ruhe", wenn sich ein Mensch nicht von seinen Gefühlen mitreißen läßt.
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