Der Richter verkündet: "Die verschiedenen Religionen und die verschiedenen Kulturen haben unterschiedliche Anpassungs-Rahmen an das Gute". Der Richter zerbricht somit die naive Vorstellung, dass eine Kultur die "richtige" sei und dass bei dieser das Gute an sich und die Realisierungsbedingungen des Guten in eins fallen. Er könnte nun empfehlen jeder Religion zu folgen, weil jede die wahre ist. Unterschiedlich sind nämlich nur die Anpassungs-Rahmen an das Gute. Der Kern ist gleich.
Doch offensichtlich ist die Konkurrenz um den wahren, richtigen Kern nicht aufgehoben (Brüderstreit). Der Richter sagt : "Es strebe jeder von euch um die Wette". Er meint damit aber nicht das Streben um die zu erbende Herrschaft, sondern "die Kraft des Steins (Zauberkraft) in seinem Ring" zu offenbaren, indem sie sich "vor Gott und den Menschen angenehm" machen.
Somit fordert der Richter ein Umdenken vom Begründungsdenken zum Bewährungsdenken. Jede Religion hat eine rational zu rechtfertigende Aufgabe, auch wenn sie nicht bis "Speis und Trank" übereinstimmen.
Der Rat des Richters besteht also darin, den Wahrheitsentscheid auf sich beruhen zu lassen und die wechselseitigen Herrschaftsansprüche zu unterlassen.
Herrschaft kann auch historisch nicht legitimiert werden, sondern nur auf Grund der Wirkung der Ringe. Und die Wirkung der Ringe ist Humanisierungs-und Integrationskraft. Diese Kräfte wohnen jeder Religion inne, werden aber beim Streit um die historische Legitimation vergessen und ins Gegenteil gekehrt.
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