Der Weingutsbesitzer Jean Baptiste Gunderloch ist in zweierlei Hinsicht ein reicher Mann. Zum einen gründet sich sein Reichtum auf dem materiellen Besitz. Die Weinberge ermöglichen ihm ein angenehmes Leben und dass er sich unbesorgt zur Ruhe setzten kann. Dennoch wirkt er keinesfalls überheblich, da er sich seinen Reichtum selbst erwirtschaftet hat. Durch seinen sozialen Status kann er sich es leisten, seine Meinung zu sagen ohne schief angesehen zu werden. Er verleiht ihm Selbstsicherheit.
Gunderloch erscheint als von Grund auf ehrlicher und direkter Mann. Doch nicht nur der soziale Status ist Ursache für das alles. Gunderloch hat von Natur aus ein gesundes Selbstvertrauen, was man auch als (ideelles) Reichtum bezeichnen kann. Immer wenn es ihm zu bunt wird, schreitet er ein, sei es gegenüber Knuzius oder im Kampf in der Wirtschaft. Ohne dieses Selbstvertrauen könnte er Annemarie auch nicht heiraten, denn es ist schon etwas Besonderes eine um viele Jahre jüngere Frau zu haben. Vor allem in der Zeit in der das Stück spielt war es wichtig, soziale Korrektheit an den Tag zu legen.
Gunderloch wird das Aufsehen allerdings nicht viel ausmachen. Er wirkt wie ein Fels in der Brandung. Dies bewirkt der dritte markante Zug seiner Persönlichkeit: Gunderloch ist trotz seines nicht geringen Alters sehr fit. Körperlich sieht man ihm die Jahre nicht an, was Annemarie auch bewundernd sagt, und geistig ist er zwar weise aber dennoch jung und frisch geblieben. Bemerkenswert ist ebenfalls, dass er, obwohl er ein bewegtes und nicht immer positives Eheleben hatte, nicht verbittert ist. Seine erste Frau war unfruchtbar, deshalb hat er sie mit einem Schiffermädchen betrogen.
Aus dieser Affäre ist Klärchen entstanden, die er dann adoptiert hat. Seine Frau hat die darauffolgenden Streitereien nicht verkraftet und ist früh gestorben. Dass ihn dieser Schicksalsschlag nicht umgeworfen hat, zeigt wie stark er psychisch ist. Diese Stärke lässt ihn auch großzügig erscheinen. Er benimmt sich Knuzius gegenüber noch recht höflich, obwohl er ihn nicht besonders leiden kann. Seiner Tochter lässt er in dieser Hinsicht die Freiheit selbst zu entscheiden, wen sie heiraten will.
Materiell gesehen ist er jedoch ein wenig sparsam. Den Besichtigungsgästen bietet er zur Weinprobe nur Käsebrötchen an, wie Löbche Bär es anmerkt, und in der Gaststube verzichtet er ebenfalls aus finanziellen Gründen darauf, die Verlobung bekanntzugeben. Ein weiteres Manko seines Charakters ist, dass er ab und zu ziemlich grob sein kann. So führt die oben genannte Ehrlichkeit manchmal zu weit und sensiblere Menschen fühlen sich schnell auf den Schlips getreten. Dennoch kann man Gunderloch nicht dafür verurteilen, denn diese Züge sind ein wichtiger Teil seines robusten und herzhaften Wesens.
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