Als Künstler und Lyriker freundlich beachtet und als Theaterautor spärlich erfolgreich. So wagte sich Grass langsam an die Prosa, das Erzählen, das Schreiben eines großen Romans:
"Die Blechtrommel" von 1959 ist Grass` erster und bester Roman und verhalf ihm und der deutschen Nachkriegsliteratur zu internationalem Ansehen. Die Entstehung des Buchs dauerte sehr lange und begann schon vor und in der ersten Lyrikwerken. Grass erzählt aus der Sicht des Irrenhausinsassen Oskar Matzerath der seine Memoiren schreibt. Matzerath berichtet in zwei zeitlichen Ebenen mit ungewöhnlichen Stilmitteln über Dinge wie Konsum, Geschichtsmüdigkeit und natürlich über sein Schicksal und fällt mit der Zeit seine Urteile über die Welt. Der Charakter des Matzerath kommt in vielen Grassschen Büchern zum Ausdruck. Die Kritiker lobten und verrissen das Buch, Günter Grass wurde als Pornograph, Nihilist und Lästerer dargestellt, aber die "Blechtrommel" war äußerst erfolgreich und ist ein monumentales Werk der Weltliteratur. Es ist eines jener Bücher "die man gelesen haben muss". Später wurde der Bestseller erfreulich gut verfilmt, das beweisen diverse Preise, darunter ein Oscar.
1961 erschien dann "Katz und Maus", was genauso umstritten und erfolgreich war wie "Die Blechtrommel".
Der dritte Teil der "Danzig Trilogie", wie Grass die Werke "Blechtrommel", Katz und Maus" und nun die "Hundejahre" (1963) zusammenfassend nannte, konnte nochmals begeistern. Grass lässt darin von einigen Erzählern über Menschen, Zeit und historische Evolutionen zwischen 1920 und 1955 erzählen und deutet dies alles auf seine Weise. Innerhalb von vier Jahren diese drei Bände abzuliefern, ist eine ungeschlagene literarische Höchstleistung.
Nun schrieb Günter Grass einige Theaterstücke und landete 1969 mit "Örtlich betäubt" schließlich bei der politischen Literatur. Er verteilte seine eigene (anarchistische und sozialdemokratische, vor allem aber Willy Brandtsche) politische Einstellung auf verschiedene Personen; im Mittelpunkt ein Zahnarzt, die sich mit aktuellen Problemen auseinandersetzen. Es war das erste Mal, dass Grass über ein aktuelles Thema schrieb (Studentenrevolte), andere Bücher hatten immer einen starken Vergangenheitsbezug. Aufgrund der Rassenkonflikte wurde das Buch im Amerika euphorisch aufgenommen, während sich hier die Kritiker eher zurückhielten.
Bislang waren Grass` Werke immer mit autobiographischen Aspekten versehen, dass heißt er selbst war stets ein Teil des Erzählers oder der Hauptfigur. Diese Aspekte blieben meistens etwas im Hintergrund. Dies ist anders im "Tagebuch einer Schnecke". Dieses Buch erschien als Bilanz des Wahlkampfes für die SPD und bietet Autobiographie pur. Protokollarisch berichtet Grass aus dieser Zeit und erzählt ein weiteres Mal von Danzig. Künstlerisch verarbeitet er die Schnecke in diversen Bildern.
Nach diesen beiden politisch orientierten Werken erschien 1977 "Der Butt". Grass beschäftigt sich darin mit Ernährungs-, Partnerschafts- und Frauenfragen am Beispiel einer Schwangerschaft. Oft zusammenhangslos eingestreut waren viele Gedichte. Das dicke Buch verkauft sich gut, die Kritik war überwiegend positiver Art, Einwände gab es hingegen von Feministinnen. Folge: Grass wurde "Der frauenfeindliche Mann des Monats" in "EMMA".
Zwei Jahre später brachte Grass das nächste Buch: "Das Treffen in Telgte". Einige Poeten treffen sich dort um ein politisches Manifest zu erstellen. Wegen eines Unglückes zersplittert die Gruppe jedoch vorher. Man merkt deutlich wie Grass hier die Enttäuschung über die Auflösung der Gruppe 47 im Jahre 1977 zum Ausdruck bringen will.
Auf einer Asienreise wurde Grass für "Kopfgeburten oder Die Deutschen sterben aus" inspiriert. Auch spielten politische Ereignisse der Zeit eine Rolle.
1986 erschien der Roman "Die Rättin". Mit diesem Werk, das wie auch "Die Butt" ein bisschen wie ein Märchen erscheint, verursacht Grass sich vom Barocken zu lösen, das er seit einiger Zeit verfolgte. Auch hier streute er wieder mal Gedichte ein.
Sein bisher letzter Roman erschien 1995 unter dem Namen " Ein weites Feld", in dem er das 20. Jahrhundert, besonders aber die deutsche Trennung und Vereinigung verarbeitet. Kürzlich wurde ihm für dieses heftig umstrittene, politisch orientierte Buch der Hans-Fallada-Preis verliehen.
Zusammenfassend gesagt ist Günter Grass einer der größten deutschen Autoren. Er versteht es auf satirisch-ironische Weise von sich und von historischen Problemen zu erzählen.
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