Ich hatte dieses Stück, bevor wir es im Unterricht gelesen hatte, bereits im Theater gesehen und war hellauf begeistert. Um so interessanter war es für mich, dieses Buch nun ein zweites Mal zu lesen. Ich bin der Ansicht, daß das Stück gerade deshalb so erfolgreich war (ist), da es sich auf jede Zeit beliebig übertragen läßt. Man findet bereits am Anfang, wo die Personen genannt werden, eine Zeitangabe: Gegenwart. Dies sagt eindeutig aus, daß es sich bei diesem Stück um ein Modell handelt, das sich mühelos übertragen läßt (siehe auch Andorra). Dies wird auch noch dadurch verstärkt, daß in dem gesamten Stück keine Währung genannt wird. Es wird nur von einer Milliarde gesprochen, aber nie von einer Währung. Die Grundaussage des Stückes ist ziemlich einfach: Jeder Mensch ist käuflich, es kommt nur auf die Summe an. Dies wird z.B. auch in der Szene deutlich, in der der Bürgermeister das Angebot der Frau Zachanassian ablehnt. Ihre einzige Reaktion auf diese Ablehnung ist die Aussage: \"Ich kann warten.\"
Alles in allem finde ich das Stück, dem man auch eine gewisse Übertragbarkeit auf den Nationalsozialismus nicht absprechen kann, sehr gut. Die Kritik am Nationalsozialismus sehe ich dahingehend, daß den Menschen (hier den Bürger) keine Schuld trifft. Niemand hat Alfred Ill getötet; sondern das Kollektiv. Folglich kann auch keiner für seine Handlung bestraft werden, und es wird unmöglich, einen Schuldigen zu finden.
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