.1 Allgemeine Definition
[Mythos, der; griechisch, \"Erzählung\"]
Unter Mythos versteht man eine Weltauslegung und Lebensdeutung in erzählerischer Berichtsform, bereichert von Symbolen, Visionen und fabulierenden Darstellungen.
Der Mythos wird aber auch in der Moderne als eigentümliches Erkenntnismittel divinatorischer Einblicke in das Wesen von Welt und Mensch, also eine über- rationale Ausdrucksform, die in Bildern und Metaphern erzählt, was \"über den Begriff geht\". Der Mythos ist meist ätiologisch und weist enge Bezüge zum Kult auf.
1.2 Arten des Mythos
Nach der Antwort, die er auf spezielle Fragen gibt, unterscheidet man verschiedene Typen: den theogonischen Mythos (Ursprung der Gottheit), den kosmogonischen Mythos (Entstehung der Welt), den anthropogonischen Mythos (Erschaffung des Menschen), den Urstands- Mythos (Lebensbedingungen des Menschen), den Transformations- Mythos (Abbruch der paradiesischen Urzeit, z.B. Sintflut), den soteriologischen Mythos (Erlösung des Menschen) und den eschatologischen Mythos (endzeitliche Ereignisse). Das Grundgerüst eines jeden Mythos ist die Matrix, die meistens aus technischen Daten oder Zahlen besteht, und um die, um die Zahlen zu transportieren, ein Mythos aufgebaut wird.
Im Gegensatz zur logischen Erkenntnis bildet der Mythos keine Urteile, sondern will Realitäten darstellen, für die er keine rationalen Beweise zu erbringen braucht
\"..., there is no attempt to justify mythic narratives or even to render them plausible.\"(Encyclopaedia Britannica, 1994-1998).
Auf diese Weise können natürlich leicht falsche Mythen entstehen, die sich leider sehr schnell verbreiten und bei heiklen Themen, wie dem der Ausländerfeindlichkeit, nur sehr schwer zu widerlegen oder zerstören ist.
2Mythos- Ausländer
2.1 Problematik
Der Mythos des bösen Ausländers ist leider auf der ganzen Welt allgegenwärtig. Besonders in der Politik ist dieser Mythos ein bedeutsames Thema, mit dessen Hilfe sich leider auch Wahlen, wie die Nationalratswahlen, bei denen die Wiener FPÖ mit Plakaten wie \"Stopp der Überfremdung\" oder \"Asylmissbrauch\" zu meiner Meinung nach äußerst rassistischen Mitteln gegriffen hat, gewinnen lassen.
2.2 Matrix
Als Matrix dienen diesem Mythos vor allem Statistiken über illegale Einwanderer, die Kriminalitätsrate unter Ausländern und ähnliches, doch wird dabei meistens nur ein kleiner Ausschnitt betrachtet und präsentiert, was die Ergebnisse natürlich verfälscht.
Immer wieder gibt es Gegenüberstellungen wie zum Beispiel: In Österreich gibt es 300.000 Arbeitslose und 300.000 Gastarbeiter.
Und auch der Ausländeranteil in österreichischen Schulen wird immer wieder diskutiert und kritisiert.
Natürlich ist es nicht einfach für jemanden, in einem Haus zu leben, in dem er als einziger Inländer die Minderheit darstellt, denn die Angst vor Fremden ist ein Grundinstinkt des Menschen und hat sowohl Vor- als auch Nachteile, doch seltsamerweise ist die Angst vor Ausländern und Überfremdung dort am größten, wo nachweislich wenige Ausländer angesiedelt sind. Das \"tiefblaue\" Kärnten ist dafür wohl das beste Beispiel.
2.3 Lösungsversuche
Auf dem UNHCR Plakat \" Was ist der Unterschied?\" wird dieser Mythos, der Mythos des \"bösen\" Ausländers aufgegriffen und bloßgestellt.
Dies geschieht durch das Aufreihen von 12 identischen Figuren, die sowohl mit Schimpfwörtern wie Sau oder Tschusch bezeichnet werden, die letzten zwei jedoch tragen die Namen \"Du\" und \"Ich\", was sowohl den Effekt hat, auf die Gleichwertigkeit und Gleichheit eines jeden Menschen hinzudeuten, als auch den Betrachter sehr persönlich anzusprechen.
Es beleuchtet auch, dass eigentlich jeder Mensch Ausländer ist, sobald er den (mutigen) Schritt versucht, ein anderes Land kennenzulernen oder sich dort niederzulassen. Und hier trifft das Plakat sicher die meisten Menschen:
\"Wenn ich ein Ausländer bin und er ein Ausländer ist, wir also mit der gleichen Bezeichnung benannt werden, kann es kein schlechter Mensch sein.\"
Denn wer gibt schon vor sich selber zu, dass er ein schlechter Mensch ist.
2.4 Retrospektive und Weg in die Zukunft
Zur Zeit des Nationalsozialismus war der Mythos Ausländer Anlass für Massenvernichtungen, da sich die Menschen durch das vermeintlich Fremde bedroht fühlten, und Angst sehr leicht in Hass umschlägt. Und auch heute, da man meinen sollte, dass die Menschen aus ihren Fehlern lernen, erkennen immer noch sehr viele Leute nicht, dass es nichts Schlechtes oder Abwegiges ist, ein Ausländer zu sein.
Das UNHCR Plakat ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung, doch müssen noch sehr viele Schritte folgen um einen der ältesten Mythen der Welt zu zerschlagen.
|