Typisch für den Dramenstil Frank Wedekinds ist der Einsatz metaphorischer Elemente. Durch sie werden indirekt Missstände aufgezeigt. Die meist treffend skizzierten Sinnbilder setzen spontane Erkenntnisprozesse in Gang, da die Übertragung der Kritik auf ein anderes Gebiet ein tieferes Verständnis für den Betroffenen in der jeweiligen Situation auslöst. Ein beeindruckendes Beispiel finden wir in Akt III, Szene 3, wo Frau Gabor durch bildhaft vergleichende Rede von ihrem Mann Einfühlungsvermögen für ihren Sohn und zugleich Verständnis für ihren Standpunkt erwirken will.
"Dir kann morgen ein Dachziegel auf den Kopf fallen, und dann kommt dein Freund - dein Vater, und statt deine Wunde zu pflegen, setzt er den Fuß auf dich!" (53/30ff)
Die menschlich-abstrakte Komponente von Gabors Haltung und die daraus resultierende Handlung ist wohl nicht besser zu veranschaulichen. Die Kritik an der Inhumanität des Vaters wird so ungemein einprägsam gestaltet. Martha vergleicht die Kinder mit Blumen, die je nach Erziehungsstil bzw. Freiraum darin unterschiedlich blühen:
"Wenn ich einmal Kinder habe, ich lasse sie aufwachsen wie das Unkraut in unserem Blumengarten. Um das kümmert sich niemand, und es steht so hoch, so dicht - während die Rosen in den Beeten an ihren Stöcken mit jedem Sommer kümmerlicher blühn." (14/22ff)
Nicht zu vergessen ist der Titel - "Frühlings Erwachen" - ebenfalls eine Naturmetapher für das Erwachen der Triebe.
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