Wer kennt die Bezeichnung "dunkles Mittelalter" nicht? Doch dieser Begriff ist recht unpassend, wenn man von der Literaturepoche des Mittelalters spricht. Sie hat viel hervorgebracht und ist deshalb auch sehr interessant zu betrachten.
Um die verschiedenen Formen der Literatur zu verstehen, sollte man sich zuerst einmal näher mit der Zeit in der sie entstand beschäftigen.
Das Mittelalter lässt sich in 3 Phasen einteilen. Das Frühe Mittelalter (ca. 600-1170) war geprägt von der geistlichen Dichtung und man kann sagen, dass die ganze Kultur im Kloster stattfand. Das Hohe Mittelalter (ca. 1170-1230) war die Blütezeit der Literatur. In dieser Zeit entstanden die drei verschiedenen Formen, der Heldenepos, der Minnesang, und die Spruchdichtung. Die neue Schicht der Ritter wurde ein zentrales Thema. Das Späte Mittelalter (ca. 1230-1450) war das Ende der Ritterzeit. Außerdem wurde Literatur immer mehr auch für das Bürgertum geschrieben.
Die Menschen im Mittelalter hatten es nicht so leicht, wie heute. Die Lebenserwartung war deutlich niedriger, als sie es heute ist. Die Menschen lebten in Lehmhäusern. Es gab zum größten Teil Zweckheiraten. Die einzige Informationsquelle für Dinge aus den anderen Städten, wie z.B. ausgebrochenen Krankheiten, waren Kaufleute, oder Reisende. Die Menschen selbst, konnten kaum, bzw. gar nicht reisen, da sie einen Hof und eine Familie zu versorgen hatten, da 75-80% der Gesamtbevölkerung Bauern waren. Der Adel war eine wesentliche Stütze für die königliche Macht und den Reichtum der Stadt. Er dominierte seit dem 8. Jh. Hohe kirchliche und weltliche Ämter. Die Ritter kamen aus diesem adligen Stand. Sie standen im Dienst Gottes, des Königs und des Kaisers.
Wie oben schon erwähnt, gab es im Mittelalter drei verschiedene poetische Formen:
Das Heldenepos löste im 12. Jh. Die Heldensage mit der Entwicklung der Buchkultur ab, da nun nicht mehr nur mündlich weiter getragen, sondern auch große Werke schriftlich festgehalten werden konnten. Er entstand am königlichen Hof.
Das Heldenepos war eine epische Großform mit breiten Schilderungen und zahlreichen Nebenhandlungen. Im 13. Jh. Sammelte man gereimte Heldenepen in Heldenbüchern. Diese fanden als Volksbücher eine große Leserschaft.
Die bekanntesten Heldenepen sind das Nibelungenlied, Kudrun und Tristan & Isolde.
Der Minnesang wurde von etwa 1150 bis Ende des 14. Jh., wie auch die Heldenepen am adligen Hof, verfasst. Es handelt sich also um höfische Liebeslyrik. Es wurde versucht eine erste gesamtdeutsche Literatursprache einzuführen. Der Minnesang war oft mit Natureingang. In ihm und durch ihn wurde die Frau aufgewertet. Es gab drei verschiedene Arten des Minnesangs: 1. den Monolog, der Mann spricht für dich alleine, 2. und 3. . Der "Codex Manesse" bildet für den "nachklassischen" Minnesang die Hauptquelle und ist somit die wichtigste Sammlung.
Hauptvertreter des Minnesangs sind Heinrich von Anhalt, Wolfgang von Eschenbach und Walther von der Vogelweide
Die Spruchdichtung war die dritte poetische Form im Mittelalter.
Da die Sprüche oft gesungen vorgetragen wurden, nannte man sie auch "Sangspruch". Die Spruchdichter waren meist heimatlose "Fahrende" aus dem bürgerlichen Stande oder von einem reichen Herren abhängig. Sie mussten eine gewisse Bildung besitzen und ein Interesse für Politik, also konnten sie keine einfachen Bauern sein. Die Sprüche waren lehrhafte, moralisierende, volkstümlich gehaltenen und meist einstrophige Dichtung. Die Themen kamen aus dem alltäglichen, politischen und religiösen Leben. Damals hatten sie auch die Aufgabe höfisch-ritterliche Tugenden und Verhaltensnormen zu lehren. Viele dieser Sprüche sind heute noch als Sprichwörter erhalten. Die älteste überlieferte Spruchsammlung ist unter dem Namen des Spervogels bekannt. Man weiß heute, dass es sich um zwei Verfasser aus unterschiedlichen Zeiten handelt, jedoch nicht deren Namen. Die Hauptvertreter der Spruchdichtung sind Freidank, Peter Suchenwirt und Walther von der Vogelweide.
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