Friedrich Nietzsche kennt man in erster Linie als Philosophen, Zweifler, Propheten und radikalen Kritiker des Christentums. Daneben gibt es aber auch den Philologen und Schriftsteller Nietzsche. Dieser schrieb und dichtete, als ginge ihn der zweifelnde und provozierende Nietzsche nichts an. Der Denker Nietzsche ist umstritten, nicht so der Stilist. Thomas Mann rühmte seinen Stil mit geradezu hymnischen Worten. Auch Gottfried Benn hat in erster Linie den Sprachschöpfer Nietzsche bewundert und wiederholt betont, dass dieser in seinen Augen nach Luther das größte deutsche Sprachgenie sei.
Nietzsche wird daher als wirkungsmächtigster Autor auch zur Geschichte der deutschen Literatur gezählt. Kein Literaturlexikon, keine Literaturgeschichte kommt umhin, ihn zu erwähnen. Schon 1894 findet Nietzsche Aufnahme im Konservationslexikon Brockhaus als \"Stilist ersten Ranges, als Dichter eines neuen Dithyrambusstils\". \"Die Stärke von Nietzsche als Dichter aufweisen und ihn dadurch an die Seite von Goethe, Hölderlin rücken, also an die Seite der Weimarer Klassik, wohin er gehört\" - das will auch Manfred Riedel mit seinem 1999 erschienenen Buch \"Freilichtgedanken-Nietzsches dichterische Welterfahrung.\"
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