Der Roman "Transit" erschien 1944 in englischer Übersetzung und wurde erstmals 1948 in deutscher Sprache veröffentlicht. Er ist teilweise autobiographisch, beschreibt aber auch zeitgeschichtliche Ereignisse und die Situation der Menschen, wobei das zentrale Thema der verzweifelte Versuch der Exilanten, ein Visum zu erlangen und so eine Chance zur Ausreise zu bekommen, ist.
Die Idee zu diesem Buch kam Anna Seghers auf der Überfahrt nach Mexiko, als sie sich von ihren Erlebnissen im besetzten Europa distanzieren wollte.
Die zeitgeschichtlichen Aspekte stellen dabei die Flucht aus den belagerten Gebieten, die Selbstmorde deutscher Emigranten, wie etwa des österreichischen Schriftstellers Ernst Weiß, der Seghers als Vorbild für Weidel gedient hat, der Streit um Aus- und Durchreisegenehmigungen und die Flucht nach Übersee dar.
Außerdem stehen in "Transit" Aufgabe und Verantwortung des Schriftstellers zur Diskussion. Seghers war der Meinung, dass antifaschistische Literatur auf Erfahrungen beruhen und ästhetische Mittel beinhalten sollte, um den Erlebnissen dieser Epoche des Faschismus und Krieg gerecht zu werden. Man müsse sich mit der Zeit auseinander setzen.
Seghers' Ziel dabei war es, sich als antifaschistische Schriftstellerin durchzusetzen.
Ihr Werk wird außerdem von drei Gestaltungsmomenten beeinflusst: dem Motiv der verkehrten Welt (z.B.: der Erzähler erhält seine Papiere ohne Mühe, bleibt aber im besetzten Land; die Flucht bringt Marie und dem Arzt nicht die Rettung, sondern den Tod), von historisch - mythischen Stoffen und realen Begebenheiten.
Der Roman spiegelt die zentralen Probleme der Exilanten wieder: die ständige Entfremdung und Verunsicherung. Diese Faktoren werden besonders anhand der Schicksale der Zufallsbekanntschaften des Erzählers veranschaulicht, wie etwa seinen Nachbarn oder den Menschen, die er am Konsulat kennen lernt. Familie Binnet dagegen symbolisiert das "gewöhnliche" Leben derer, die nicht vom Abfahrtsgedanken besessen sind.
Vor allem vermittelt "Transit" dem Leser aber ein anschauliches Bild des Emigrantendaseins mit seinen individuellen Konflikten und wird somit zu einer Art Zeitdokument, wobei Anna Seghers jede Sentimentalität vermeidet.
Sie lässt den Erzähler einem fiktiven Gesprächspartner die Begebenheiten berichten und die kurzen Erzählabschnitte wie Filmsequenzen aufeinander folgen, um so einzelne, präzise Bilder zu erschaffen.
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