1.1 Autor: Heinar Kipphardt
Heinar Kipphardt wurde am 8.3.1922 in Schlesien geboren. 1950 wurde er Dramaturg am Deutschen Theater in Ostberlin. Durch seine Werke geriet er in Konflikt mit DDR-Kulutrpolitik und mußte in die Bundesrepublik auswandern. Durch sein Stück "In der Sache J. Robert Oppenheimer" erlangte er internationale Anerkennung. Am 18.11.1982 starb Kipphardt in München.
Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Dokumentartheaters in der Bundesrepublik.
1.2 Inhalt
In diesem Theaterstück wird das Verfahren gegen den Atomphysiker J. R. Oppenheimer, des "Vaters der Atombombe" behandelt. 1954 wird er vor einem Sicherheitsausschuß in Washington des Kontakts mit Kommunisten beschuldigt und steht unter dem Verdacht, die Entwicklung der Wasserstoffbombe behindert zu haben. Oppenheimer, von 1943 bis 1945 Leiter der Laboratorien im amerikanischen Kernforschungszentrum Los Alamos, ist maßgeblich an der Entwicklung der Atombombe beteiligt. Zugleich äußert er seine Bedenken gegen den Einsatz der Waffe, als er die "besten" Ziele für den Einsatz der Atombombe feststellen soll. Die Anklage, sieht darin Indizien für eine kommunistenfreundliche Gesinnung und verdächtigt den Wissenschaftler, die Herstellung der Wasserstoffbombe aus Sympathie für die Sowjets erheblich verzögert zu haben. Durch diese Verzögerung wird Oppenheimer durch Edward Teller bei der Entwicklung der Wasserstoffbombe abgelöst. Teller hat in Bezug auf diese Massenvernichtungswaffen keine moralischen Skrupel. Der Ausschuß kommt schließlich zu dem Urteil, daß Oppenheimer sich aufgrund "beunruhigender charakterlicher Defekte" gegenüber dem amerikanischen Staat illoyal verhalten habe und schließt ihn von weiteren Forschungsvorhaben aus.
1.3 Aufbau
Die Thematik wird in Form eines Schauspiels, daß aus 9 Szenen besteht und auf einer wahren Begebenheit basiert, präsentiert. Kipphardt betonte, daß es sich um "keine Montage von dokumentarischem Material", sondern um ein "Theaterstück" handelt, es ist jedoch sein Anliegen, "ein abgekürztes Bild des Verfahrens zu liefern, das szenisch darstellbar ist und die Wahrheit nicht beschädigt". Der Handlungsablauf entspricht konsequenterweise dem eines Gerichtsverfahrens.
1.4 Deutung, Interpretation
Kipphardt zeigt mit diesem Stück auf wie sich Wissenschaftler für ihre Erkenntnisse bzw. Erfindungen verantwortlich fühlen. In diesem Stück stellt er zwei gegensätzliche Einstellungen dar. Auf der einen Seite Oppenheimer der sich genau darüber Gedanken macht was mit seinen Erkenntnissen alles "angerichtet" werden kann. Diese Verantwortung der Menschheit gegenüber wird ihm in diesem Gerichtsverfahren negativ auslegt. Auf der anderen Seite, sein Nachfolger Edward Teller, der die Meinung vertritt, "daß Entdeckungen weder gut noch böse sind, weder moralisch noch unmoralisch, sondern nur tatsächlich".
Kipphardt kritisiert in diesem Buch den Glauben an die Zweckfreiheit der Forschung, wie sie durch Teller vertreten wird.
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