Die Sprache der \"Iphigenie auf Tauris\" reflektiert einen unbestrittenen griechischen Hauch, zurückzuführen auf die allgemeine Atmosphäre des Dramas, auf seine Mythologie, auf all die Namen der Figuranten mit griechischer Konsonanz. Goethe verwirklichte damit eine Einheit des Wortschatzes und der Wortfügung der Sprache Homers und der griechischen Tragiker.
Zahlreich sind die griechischen Erinnerungen im Wortschatz Goethes, wie zum Beispiel die folgenden Ausdrücke: Mitgeborene (21); erdgeborene (501, 1370); Vatergötter (942); göttergleich (45, 695, 772, 814, 1273); gottgegeben(99); unwirtbar(142); oder Wortzusammen-fassungen aus einem Adjektiv oder einem Partizip, dem ein Adverb oder ein Adjektiv, wie dies in der griechischen Sprache oft der Fall ist. Beispiele: weitverbreitet (555); vielwillkommen (803); vielgeliebt (1952); unbendigheilig (1189).
Das Werk Goethes weist verschiedene Wortspiele auf, wie man sie bei den griechischen Tragikern sehr oft wahrnimmt, zum Beispiel: eine Schandthat schändlich rächen (709); sie pflegen Menschen menschlich zu erretten (1463); es ist dies eine abgekrüzte Form eines Gesprächs, wo Fragen und Antworten sich in einem einzigen oder sehr wenigen Versen kreuzen. Konflikte und Gegensätze im Ideenbereich werden damit auf sehr scharfsinnige Weise dargestellt. Cf 172-178, 493-498, 901-905, 992-999, 1444-1450, 1456-1464, 1643-1652, 1804-1809, 1986-1990.
Alle diese verschiedenen Elemente lassen durchblicken, wie Goethe sich nicht \"nur\" vom griechischen Vorbilder beeinflussen liess.
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