Kapitel 1
Bereits im schlicht gehaltenen Titel des Werkes, "Narziß und Goldmund" stehen sich, wie man im Laufe des Romans herausfindet zwei Gegensätze gegenüber, die absolut unterschiedliche Lebensarten verkörpern. Der Leser findet sich in das Mittelalter zurückversetzt und steht zu Beginn vor den Toren des Klosters Mariabronn (viele der räumlichen Begebenheiten in Hesses Werk haben bedingte biographische Bezüge). In der folgenden Exposition wird eine zentrale Figur des Stückes angeführt. Narziß, ein junger Novize (Novize: Mönch während der Probezeit, vor der Aufnahme ins Kloster), der durch seine außergewöhnliche Begabung bereits das angestrebte Lehramt ausfüllen darf, fällt nicht nur durch seine Fähigkeiten, sondern auch durch sein perfektes "ritterliches Benehmen"(S.9) , welches er bis zur Arroganz treibt, auf. Er gilt als "Wunderknabe"(S.9) des Klosters, ist jedoch genau deshalb nicht unumstritten. Narziß hat die Gabe, besonders feinfühlig auf den Charakter seines Gegenübers reagieren zu können. In der Mitte des ersten Kapitels tritt ein neuer Klosterschüler auf. Goldmund wird auf Wunsch des Vaters im Kloster Mariabronn aufgenommen. Goldmunds Vater ist ein kaiserlicher Beamter, Goldmund selbst wuchs als Einzelkind ohne Mutter auf. Im Kloster lebt sich Goldmund schnell ein und wird akzeptiert.
Kapitel 2
Goldmund verehrt zwei Menschen im Kloster; Abt Daniel und Narziß, er hält jedoch vorerst Distanz zu beiden. Sie dienen ihm eher als Vorbild. Goldmund verfolgt das Ziel so bald wie möglich ins "Noviziat" aufgenommen und ein "stiller Bruder" zu werden, doch primär strebt er danach, "ein guter Schüler zu sein"(S.21). Nachdem mehr als ein Jahr vergangen ist, nimmt Goldmund an einem nächtlichen Ausflug ins Dorf teil, obwohl er in starke Gewissenskonflikte gerät, sagt er zu, um seine Ehre zu wahren. Der Ausflug, führt zu zwei Mädchen in ein Bauernhaus. Bei der Verabschiedung geschieht es dann, das die Jüngere der beiden Mädchen Goldmund einen Kuß gibt. Am nächsten Tag sind seine Schuldgefühle dann so groß, daß er vor Narziß zusammen bricht. Narziß kümmert sich um ihn und bringt ihn ins Krankenzimmer, dies ist der erste freundschaftliche Kontakt zwischen den beiden. Allerdings hatte Goldmund sich gewünscht, Narziß mit seiner Intelligenz für sich zu gewinnen, doch nun hatte er nur durch "Schwäche" seine Aufmerksamkeit erlangen können(S.31). Narziß hingegen sah deutlich, daß die Beschwerden seines Freundes psychosomatischer Natur sind.
Kapitel 3
Zwischen Narziß und Goldmund entwickelt sich eine Freundschaft, in der Narziß während den Zusammenkünften, seiner Natur gemäß, strukturierter denkend, die dominante Rolle einnimmt, jedoch hat er noch erhebliche Probleme das "Innere" Goldmunds zu erkennen. Nach einiger Zeit der Annäherung ist die Vertrauensbasis zwischen den Beiden so gewachsen, daß Goldmund seinem Freund das Problem, mit dem nächtlichen Ausflug erzählt. Narziß fängt an, zu verstehen was Goldmund quält, er merkt, daß sein Freund das Negative und die Sünde mit dem weiblichen Geschlecht gleichsetzt. Goldmund hat derweil nie das Gefühl, von Narziß als ein gleichwertiger Partner behandelt zu werden. Eine erneute Anfrage eines Mitschülers, ob er mit "ins Dorf" gehen möchte, lehnt er ab.
Kapitel 4
In der Bibliothek des Klosters kommt es nun zu einem Schlüsseldialog zwischen Narziß und Goldmund. Goldmund versucht Narziß davon zu überzeugen, daß sie nicht verschieden seien können, da sie die gleichen Ziele verfolgen würden. Narziß entgegnet darauf, daß es nicht in ihrer Natur läge einander näher zu kommen. Narziß ist der Auffassung, daß sie sich beide ergänzen würden. Er fügt an, daß Goldmund auf seine eigenen Gedanken und Wünsche achten soll und nicht darauf, was ein anderer in ihn projiziert.
Er solle nach seinem eigenen Charakter leben, "sich selbst finden" erst dann könne er seine wahren Stärken entfalten. Damit "öffnet" Narziß, Goldmund die Augen, das Gespräch sorgt bei Goldmund für eine starke seelische Erschütterung, so das er kurze Zeit später erneut zusammenbricht.
Kapitel 5
Die Unterredung hat bei Goldmund die Erinnerung an seine Mutter ausgelöst, mit diesem Mutterbild hat Goldmund auch sich selbst gefunden. Goldmund löst sich mehr und mehr von den auferlegten Bürden und erkennt seine eigene innere Stimme. Narziß ist einerseits erfreut über Goldmunds Fortschritt, andererseits erkennt er, daß das Ziel der Freundschaft nun erreicht sei und Goldmund das Kloster auf kurz oder lang verlassen würde. In einer Unterredung spricht Narziß darüber, daß er froh sei, daß Goldmund den Unterschied zwischen Seele und Geist erkannt habe.
Kapitel 6
Kurze Zeit später bekommt Goldmund von Pater Anselm den Auftrag, auf einem entlegenen Feld Johanniskraut zu sammeln. Nach der anstrengenden Suche legt er sich zum einem kurzen Schlaf auf ein Feld, als er wieder erwacht, befindet er sich in den Armen einer Frau. Goldmund ist gern bereit, sich von ihr verführen zu lassen und lernt von der Unbekannten den Umgang mit dem weiblichen Geschlecht. Vor der Rückkehr ins Kloster verspricht er der Zigeunerin Lise noch, sie Nachts wieder zu sehen. Entschlossen das Kloster zu verlassen, reitet er zurück und sucht Narziß zu einer Unterredung auf und verabschiedet sich von ihm. Nach dem Abschied trifft sich Goldmund heimlich mit Lise und flieht mit ihr in den Wald, um dort die Nacht zu verbringen.
Kapitel 7
Am nächsten Morgen wird Goldmund von Lise verlassen, da sie dem Abenteuer keine besondere Bedeutung beimißt und es vorzieht, zu ihrem Ehemann zurück zu kehren. Enttäuscht, aber nicht entmutigt, tritt Goldmund seine Wanderschaft allein an. Erst nach zwei Tagesmärschen findet er ein Bauernhaus. Die Wanderung hat ihm gezeigt wie stark Hunger seien kann. In dem Bauernhaus bekommt er jedoch ausreichend Nahrung. Er übernachtet im Freien auf einem Heuhafen, die Bauersfrau bringt ihm noch Verpflegung und verbringen dort heimlich einige Liebesstunden.
Kapitel 8
Während der weiteren Wanderung hat Goldmund noch viele Liebschaften, aber keine der Frauen wollte länger bei ihm bleiben. Nach ein oder zwei Jahren seines Wanderlebens macht er an einen Rittershof rast, dort lernt Goldmund den gut situierten Hausherren, einen alten Ritter, kennen. Dieser bittet ihn ein paar Tage zu bleiben, um ihm bei dem Verfassen eines Berichtes über seine Pilgerfahrten zu helfen. Nachdem sich Goldmund eingelebt hat, gesteht er der älteren Tochter heimlich seine Liebe. Goldmund findet jedoch auch die jüngere Tochter Julie mit 16 Jahren sehr begehrenswert. Goldmund und Lydia, die ältere Tochter treffen sich Nachts heimlich und Goldmund akzeptiert ihren Wunsch "unangerührt" in die Ehe zu gehen. Als Julie ihrer Schwester auf die Spur kommt, stellt sie den Anspruch, auch mit in das Schlafgemach Goldmunds zu kommen. Ausgelöst durch Goldmunds Triebe kommt es Nachts zu einer Eifersuchtsszene, Lydia sieht sich gezwungen ihrem Vater alles zu beichten. Unter Androhung des Todes wird Goldmund aufgefordert nie wieder auf den Hof zurückzukehren.
Kapitel 9
Goldmund muß also wieder auf Wanderschaft. Lydia läßt ihm noch Kleidung und Verpflegung übermitteln, danach ist er wieder auf sich gestellt. Im nächsten Dorf hilft er bei einer Entbindung, und erkennt erstmalig, daß sich Schmerz und Freude ähneln, wenn sie sich in dem Ausdruck des Gesichtes widerspiegeln. In dem Dorf lernt Goldmund den Landstreicher Viktor kennen, der Nachts versucht, Goldmund zu bestehlen. In Notwehr ersticht Goldmund den Dieb und flieht halb wahnsinnig vor Angst, bis er Unterschlupf bei einer Bekannten findet.
Kapitel 10
Goldmund begibt sich bald weiter auf jahrelange Wanderschaft, von "Dorf zu Dorf" von "Frau zu Frau". Bis er eines Morgen ein Kloster erreicht bei dem er um ein Nachtlager bittet. Durch einen Zufall entdeckt Goldmund am nächsten Tag eine Seitenkapelle mit einer bildhübschen Figur der Mutter Gottes. Eine Figur wie er "so lebendig; so schön und innig und beseelt (...) nie (zuvor) gesehen zu haben meinte."(S.151 Kapitel 10) Von seinem Beichtvater erfährt Goldmund, daß die Figur von einem Meister Niklaus erschaffen worden ist. Goldmund erkennt erstmalig seit der Klosterzeit ein direktes Ziel, er möchte zur Bischofstadt aufbrechen, Meister Niklaus ausfindig machen und die Kunst des Bildschnitzens erlernen. Goldmund verfolgt sein Ziel unbeirrbar. Letztendlich, nach einiger Überzeugungskunst und einer Aufnahmeprüfung, wird Goldmund, zwar nicht als Lehrling, sondern als eine Art freier Mitarbeiter ohne vertraglichen Verpflichtungen aufgenommen.
Kapitel 11
Nun hat Goldmund vorübergehend eine gewisse innere Ruhe, seine Zeit in der Bischofsstadt scheint unbeschwert, er verrichtet mit Freude und Eifer seine Arbeit. Erstmalig nimmt sich Goldmund etwas für die Zukunft vor. Er möchte die Tochter von Meister Niklaus als Magdalena gestalten. Ferner spürt er das Verlangen eine Eva - Mutter zu schnitzen. Nach c.a. einem Jahr beginnt Goldmund damit, die Figur des Jünger Johannes zu schnitzen. Mit großer Liebe arbeitet er an dieser Figur, die eine direkte Nachbildung seines Freundes Narziß darstellt. Jünger Johannes bestätigt das große Talent, welches Goldmund in sich trägt, als es nun nach drei Jahren fertiggestellt werden kann, findet sie hohe Anerkennung des Meisters.
Kapitel 12
Nahezu melancholisch begibt sich Goldmund zum Hafen, Dort entdeckt er eine Spiegelung im Wasser, er meint das Gesicht der "Urmutter", die über allem Leben und allem Sterben steht, zu erkennen. Er weiß genau, daß er der Urmutter zu folgen hat, Somit nimmt er Abschied von seiner Geliebten und schlägt sogar das verlockende Angebot aus, das Meisterzeugnis zu erhalten und die ihm zur Heirat angebotene Tochter des Meisters zu ehelichen. Er zieht einmal mehr das Wanderleben den seßhaften Bürgerleben vor.
Kapitel 13
Erneut begibt sich Goldmund Jahr um Jahr auf Wanderschaft. Während seiner Wanderschaft schließt sich der reisende Pilger Robert an. Beide wandern gemeinsam und gelangen in ein Gebiet in dem die Pest wütet. Goldmund erfährt in dieser Zeit ein prägendes Ereignis. Als er ein abgelegenes Bauernhaus durchsucht bietet ihm dieses ein Horrorszenario, er findet fünf Pestopfer. Während ihres weiteren Weges treffen Robert und Goldmund bald überall auf den "schwarzen Tod", von dem das Land heimgesucht wird. In einer Stadt findet Goldmund das Dienstmädchen Lene und nimmt sie mit. Zu Dritt richten sie sich in einer abgelegenen Hütte ein.
Kapitel 14
In der Hütte verleben die Drei den Sommer, geschützt vor der Pest. Goldmund spielt mit dem Gedanken, für den Winter zu Meister Niklaus zurückzukehren, als Lene von einem infizierten Vergewaltiger angefallen wird. Goldmund erschlägt diesen, kann jedoch nicht verhindern, daß er Lene mit der Krankheit ansteckt. Er pflegt sie bis zu ihrem Tod, verläßt dann den Ort, um bei Niklaus wieder Arbeit zu finden. Auf der Reise begegnet er einer stolzen Jüdin, die ihn jedoch abweist.
Kapitel 15
Als er das von der Pest gezeichnete Dorf erreicht, wird ihm erklärt, daß der Meister tot sei und Lene schwer von der Pest geschädigt. Goldmund bleibt eine Zeitlang bei seinen damaligen Gastgebern, und zeichnet Bilder aus seiner Vergangenheit. Eines Abends entdeckt er die anmutige Frau des Stadthalters, Zu Agnes fühlt er sich in einer besonderen Weise hingezogen. Goldmund gelingt, es sich mit ihr zu Abends zu treffen.
Kapitel 16
Der Versuch Goldmunds sich ein zweites Mal mit Agnes zu treffen, zieht die Verhaftung von Goldmund nach sich, da der Ehemann Verdacht geschöpft hatte. Zum Tode verurteilt besinnt sich Goldmund und erkennt erneut das Mutterbild. So entfesselt er seinen Lebensinstinkt und ist bereit, den ihm zugewiesenen Priester zu erschlagen, um in dessen Kutte zu entfliehen.
Kapitel 17
Der Abt der Goldmunds Zelle betritt, entpuppt sich jedoch als sein alter Freund Narziß. Narziß heißt seit seiner Weihe Bruder Johannes. Er hat die Befugnis, Goldmund als freier Mann mit nach Mariabronn zu geleiten. Goldmund erfährt, daß sein Freund nun der Ordensführer ist. Narziß möchte seinem alten Freund nun eine Werkstatt im Kloster einrichten.
Kapitel 18
Goldmund arbeitet jetzt für das Kloster. Er restauriert und erschafft kunstvolle Schnitzereien. Nach einiger Zeit fühlt er sich stark genug, um bei "Abt Johannes" die Beichte abzulegen, er befolgt die Bußübungen akribisch genau.
Kapitel 19
Nach zwei Jahren geht Goldmund erneut fort, da er von der Natur "gerufen" wird. Er merkt jedoch, daß er um Jahre gealtert ist und nicht mehr viel Zeit für seine Abenteuer hat. Nach vollendeter Schnitzarbeit bricht Goldmund also wieder auf.
Kapitel 20
Goldmund wollte Agnes noch einmal Wiedersehen, doch sie wollte nichts mehr von ihm wissen. Bei dem Sturz in einen Bach, brach sich Goldmund die Rippen, kehrte aus Eitelkeit jedoch nicht um. Todkrank kehrte er letztendlich ins Kloster zurück. Narziß und er diskutierten in seinen hellen Augenblicken immer wieder um das Mutterbild. Narziß pflegt Goldmund bis in den Tod, seine letzten Worte sind: "Ohne Mutter kann man nicht sterben."(S.320)
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